11/07/2024 | Press release | Archived content
Lucia Heilman ist Jüdin und hat als Kind im Nationalsozialismus in Wien gelebt. Sie erzählt von ihren Erinnerungen.
Außerdem haben wir mit Heilman über die November-Pogrome gesprochen. Das waren brutale Angriffe und Gewalt von Nazis gegen jüdische Menschen.
Lucia Heilman hat erzählt: Zuerst haben die Leute nicht geahnt, welche schrecklichen Dinge der Nationalsozialismus anrichtet. Und das, obwohl gleich zu Beginn ihr Großvater von der SS abgeholt worden ist. Die SS war eine nationalsozialistische Organisation, die eigentlich zum Schutz von Adolf Hitler gegründet wurde. Sie war sehr wichtig für das nationalsozialistische System und war für viele große Verbrechen verantwortlich.
Die SS hat wild an der Wohnungstür geläutet und den Großvater mitgenommen. Lucia Heilman ist sehr an ihm gehangen.
Der Großvater hat Heilman als Kind betreut, obwohl sie das oft gar nicht mochte. Aber beide Eltern haben gearbeitet.
Der Großvater konnte nicht gut gehen, aber führte Heilman überall hin. Zum Beispiel zum Unterricht am Nachmittag. Heilman hat das gestört, daran erinnert sie sich besonders gut. Sie wollte springen und laufen, aber sie musste neben ihrem alten Großvater gehen.
Da war es gut, dass in der Nähe der Wohnung ein Park war. Das war Heilmans Park. Denn dort durfte sie auch nach 1938 noch Freundinnen treffen. Damals war es schon verboten, dass Heilman ihre Freundinnen in die Wohnung einlädt.
Aber mit der Zeit hat sich das geändert. Kinder durften auch nicht mehr mit jüdischen Kindern im Park spielen.
Als Volksschulkind hat Heilman jeden Tag frische Milch für das Frühstück geholt. Das Milch-Geschäft war gegenüber der Wohnung.
An einem Tag hatte Heilman ihre Milch-Kanne mit und hat sich angestellt. Die Verkäuferin hat Heilman gekannt. Aber als sie an der Reihe war, hat die Verkäuferin ihr keine Milch verkauft.
Die Verkäuferin hat gesagt: Jüdischen Kindern verkaufe ich keine Milch.
Heilman hat nicht verstanden, warum sie keine Milch bekommt. Sie erzählt, dass das wie eine Ohrfeige war. Daran kann sie sich erinnern. Das Gefühl vergeht nicht, obwohl sie jetzt über 90 Jahre alt ist.
Die November-Pogrome haben in der Nacht von 9. auf 10. November 1938 stattgefunden. Im ganzen Deutschen Reich haben Nazis jüdische Menschen angegriffen. Österreich hat damals schon zum Deutschen Reich gehört.
Heilman war damals 9 Jahre alt und hat im 9. Wiener Bezirk gewohnt.
Sie kann sich erinnern, dass der jüdische Tempel gebrannt hat. Sie erzählt: Das war so schrecklich. Es ist alles verbrannt, es gab keine Möglichkeit mehr, in diesem Gotteshaus zu beten.
Bei den Pogromen und in den Tagen danach haben Nazis jüdische Einrichtungen gestürmt. Sie haben Geschäfte und Wohnungen geplündert und zerstört. Sie haben Gebetshäuser angezündet und jüdischen Menschen Gewalt angetan.
Die nationalsozialistische Führung hat diese Angriffe geplant und organisiert. Sie führten zu Zerstörung, Leid und Tod.
Die Arbeit im Parlament ist sehr umfangreich und vielfältig. Es gibt viele Fachbegriffe. Diese Begriffe werden auf der Parlaments-Website einfach verständlich erklärt: