WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

07/04/2024 | Press release | Distributed by Public on 07/04/2024 11:24

Erste qualitative Forschungsstudie in Turkmenistan befasst sich mit der HPV-Impfung

Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts von WHO und Europäischer Union zur Immunisierung in Zentralasien haben das WHO-Länderbüro in Turkmenistan und das turkmenische Ministerium für Gesundheit und pharmazeutische Industrie gemeinsam die erste qualitative Forschungsstudie des Landes durchgeführt.

Ziel des Projekts war es, die Faktoren zu ermitteln, die die Entscheidungen von Eltern in Bezug auf die Impfung ihrer Kinder gegen humane Papillomaviren (HPV) beeinflussen. Die Studie, die aus Fokusgruppendiskussionen und ausführlichen Interviews bestand, vermittelte ein Verständnis der Einstellungen und Überzeugungen von Eltern in Bezug auf HPV sowie der Hindernisse für eine HPV-Impfung.

Die Ergebnisse der dreiwöchigen Untersuchung Ende 2023 werden als Grundlage für Aktivitäten dienen, die das öffentliche Bewusstsein für HPV stärken und das Vertrauen in die HPV-Impfung in Zukunft erhalten sollen.

HPV-Impfung in Turkmenistan

Turkmenistan hat den HPV-Impfstoff seit 2016 für Jungen und Mädchen im Alter von 9 Jahren in seinen Routineimpfplan aufgenommen. Obwohl die landesweite Durchimpfungsrate weiterhin hoch ist, wurde sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten ein leichter Abwärtstrend beobachtet: von 99,2 % im Jahr 2021 auf 98,5 % im Jahr 2023.

Angesichts der relativ jungen Bevölkerung, die sich zunehmend über das Internet informiert, ist es wichtig, dass evidenzbasierte Antworten auf mögliche Fragen zu Impfungen leicht zugänglich sind. Offizielle online zugängliche Informationen über Impfstoffe sind jedoch nach wie vor begrenzt, so dass sich Fehlinformationen verbreiten können, was die Impfquote in den kommenden Jahren senken könnte.

Das Ministerium beauftragte die WHO mit der Durchführung einer qualitativen Forschungsstudie, um herauszufinden, was Eltern über HPV, die Krankheiten, die das Virus verursachen kann, und die Wirksamkeit der Impfung hinsichtlich der Vorbeugung dieser Krankheiten wissen, und vor allem, welche Fragen oder Bedenken sie in Bezug auf die HPV-Impfung haben, die auf transparente und zugängliche Weise geklärt werden müssen.

Ziel der gemeinsam von Experten des Ministeriums und der WHO durchgeführten Studie war die Entwicklung gezielter Maßnahmen zur besseren Information der Öffentlichkeit und des Gesundheitspersonals über HPV-Impfstoffe. Es wurden Fokusgruppen und ausführliche Interviews mit Anbietern von Gesundheitsleistungen, Eltern und Mitarbeitern öffentlicher Einrichtungen durchgeführt, um das Wissen der Teilnehmer, ihre Einstellungen und die verhaltensbezogenen Determinanten für die Inanspruchnahme von HPV-Impfstoffen und Impfstoffen für Kinder im Allgemeinen zu ermitteln.

Die Studie wurde sowohl in Städten, einschließlich der Hauptstadt, als auch in ländlichen Gebieten in zwei Regionen durchgeführt. Die Datenerhebung und -analyse erfolgte anhand des COM-B-Rahmens, der drei Schlüsselkomponenten berücksichtigt: Fähigkeit, Gelegenheit und Motivation zur Verhaltensänderung.

Ergebnisse der Studie

Die Ergebnisse der Studie ergaben, dass die Einstellungen zu HPV-Impfungen im Allgemeinen positiv waren, was zum Teil auf eine positive Einstellung zu Impfungen im Allgemeinen zurückzuführen ist, aber auch auf die Vorbereitungsmaßnahmen, die die Gesundheitsbehörden vor der Einführung des HPV-Impfstoffs im Jahr 2016 ergriffen haben.

Zu diesen Schritten gehörten die Information und Schulung des Gesundheitspersonals zur Verabreichung des Impfstoffs und zur Beantwortung von Fragen über den Impfstoff sowie die Aufklärung von Eltern und Kindern über die Vorteile der HPV-Impfung hinsichtlich der Verhinderung von HPV-Infektionen, wobei die Rolle der Impfung bei der Verhinderung der Ausbreitung des Virus und nicht nur bei der Verhinderung von Gebärmutterhalskrebs betont wurde.

Trotz des hohen Wissensstands und des großen Vertrauens in die Impfung zeigten die Studienteilnehmer gewisse Wissenslücken und eine mögliche Anfälligkeit für Fehlinformationen. Auf Grundlage der Ergebnisse schlugen die Forscher mehrere Maßnahmen vor, darunter:
  • Bereitstellung aktueller Informationen über Impfungen für Kinder über ein einziges Online-Portal, um die Zugänglichkeit und Verfügbarkeit für die Öffentlichkeit zu gewährleisten;
  • Schulung des Gesundheitspersonals, damit dieses besser in der Lage ist, mit Eltern effektiv über HPV und andere Impfstoffe im Rahmen der Routineimpfungen zu sprechen; und
  • Nutzung vorhandener Daten auf Einrichtungsebene und laufender Aktivitäten zur Durchführung lokaler, gemeindebasierter Interventionen, um die Minderheit der Eltern, die eine Impfung verzögert oder ablehnt, wirksam anzusprechen.
Auf Grundlage dieser Empfehlungen entwickelt das Ministerium derzeit einen Aktionsplan, der regelmäßige Schulungen für das Gesundheitspersonal und die Bereitstellung von Informationen für Eltern über Online-Ressourcen und individuelle Beratungen vorsieht.

Um die hohe Nachfrage nach Impfungen auch in Zukunft aufrechtzuerhalten, plant das Ministerium außerdem die Erprobung eines Bildungsmoduls für 10- bis 12-Jährige namens "Immune Patrol" [Immunpatrouille] in mehreren Schulen. Die WHO hat Immune Patrol entwickelt, um die Gesundheitskompetenz, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Fehlinformationen und das Wissen über das Immunsystem und Impfungen zu verbessern. Die WHO wird das Ministerium bei der Umsetzung des Aktionsplans und der Erprobung des Immune Patrol-Pakets im Jahr 2024 und darüber hinaus fachlich unterstützen.