WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

08/01/2024 | Press release | Archived content

Erklärung – Hitze jährlich für mehr als 175 000 Todesfälle in der Europäischen Region der WHO verantwortlich – mit rapide steigender Tendenz*

Von den sechs Regionen der WHO ist die Europäische Region diejenige, die sich am schnellsten erwärmt und in der die Temperaturen etwa doppelt so schnell steigen wie im globalen Durchschnitt. In der Europäischen Region mit ihren 53 Mitgliedstaaten zahlen die Menschen den höchsten Preis. Die drei wärmsten je für die Region gemessenen Jahre wurden alle seit 2020 verzeichnet, und die zehn wärmsten Jahre seit 2007.

Vor ein paar Tagen hat der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, als Reaktion auf die tödlichen Auswirkungen des weltweiten Temperaturanstiegs einen Aufruf zu Maßnahmen gegen die extreme Hitze veröffentlicht. In einigen Gegenden der Welt treibt die Klimakrise die Temperaturen bereits in unerträgliche Höhen, und nach Schätzungen kam es zwischen 2000 und 2019 weltweit jährlich zu etwa 489 000 hitzebedingten Todesfällen, von denen 36 % oder durchschnittlich mehr als 175 000 Todesfälle pro Jahr auf die Europäische Region entfielen.

In dem Appell des Generalsekretärs werden vier entscheidende Handlungsfelder genannt: Sorge für die Schutzbedürftigsten, Schutz von Arbeitnehmern, Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Volkswirtschaften und Gesellschaften und Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5°C. Für die Europäische Region gilt dieser Appell in besonderem Maße, da in den letzten 20 Jahren die hitzebedingte Sterblichkeit um 30 % gestiegen ist, wobei die Zahl der hitzebedingten Todesfälle in fast allen Ländern der Region, in denen es entsprechende Kontrollen gibt, zugenommen hat.

Hitzebelastung ist die Hauptursache für klimabedingte Todesfälle in der Region. Temperaturextreme verschärfen auch chronische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und zerebrovaskuläre Erkrankungen, psychische Gesundheitsprobleme und Diabeteserkrankungen. Extreme Hitze ist insbesondere für ältere Menschen ein Problem, vor allem wenn sie allein leben. Sie kann auch zu einer zusätzlichen Belastung für schwangere Frauen werden.

Die Erstellung von Aktionsplänen zum Schutz der Gesundheit vor Hitze ist ein wesentlicher Anpassungsprozess, der die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung gegenüber Hitzewellen erhöht. Mehr als 20 Länder in der Europäischen Region verfügen inzwischen über solche Aktionspläne. Dies ist zwar ermutigend, doch reicht es nicht aus, um alle Bürger zu schützen.

Durch sein in Bonn angesiedeltes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit arbeitet WHO/Europa gerade an einer aktualisierten zweiten Fassung seines Aktionsplans zum Schutz der Gesundheit vor Hitze. Dieser wird nationalen Regierungen und Kommunalverwaltungen einen evidenzbasierten Bezugspunkt für die Erstellung ihrer eigenen Pläne oder die Aktualisierung bestehender Pläne geben. Bei der Entwicklung dieser Maßnahmen kommen Akteure aus verschiedenen Ressorts in dem Bestreben zusammen, die mit Hitze verbundenen Risiken besser in den Griff zu bekommen.

Tatsache ist, dass die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von heißem Wetter durch wirksame Gesundheitsschutzmaßnahmen weitgehend vermeidbar sind. Wenn wir also in der Europäischen Region besser auf Hitze vorbereitet sind, werden wir viele Menschenleben retten, sowohl heute als auch in Zukunft.

Auch in diesem Sommer möchte ich Sie an die von WHO/Europa durchgeführte jährliche Kampagne #KeepCool erinnern, um das Bewusstsein für die Gefahren extremer Hitze zu schärfen und einfache Hinweise zu geben, wie sich jeder und jede schützen kann.
  • Meiden Sie die Hitze. Vermeiden Sie es, sich während der heißesten Tageszeit im Freien aufzuhalten und anstrengende Tätigkeiten auszuführen. Halten Sie sich im Schatten, und lassen Sie Kinder oder Tiere nicht in geparkten Fahrzeugen. Verbringen Sie, sofern notwendig und möglich, zwei bis drei Stunden pro Tag an einem kühlen Ort, etwa im Supermarkt oder im Kino.
  • Halten Sie die Wohnung kühl. Nutzen Sie die Nachtluft, um Ihre Wohnung zu kühlen. Verringern Sie tagsüber die Wärmebelastung in Ihrer Wohnung oder Ihrem Hotelzimmer, indem Sie Jalousien oder Rollläden herunterlassen.
  • Sorgen Sie für Erfrischung und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Tragen Sie leichte, lose Kleidung und verwenden Sie leichte Bettwäsche, duschen oder baden Sie zur Abkühlung und trinken Sie regelmäßig Wasser, verzichten Sie dabei aber auf zuckerhaltige, alkoholische oder koffeinhaltige Getränke, da sie dem Körper Wasser entziehen.
  • Denken Sie an Ihre eigene Gesundheit und an die anderer. Sehen Sie auch nach Familienmitgliedern, Freunden und Nachbarn, vor allem nach älteren Menschen, die viel Zeit allein verbringen.
Wir müssen verstärkt koordinierte Maßnahmen ergreifen, um unsere Gesundheit vor diesen unmittelbarsten und tödlichsten Auswirkungen des Klimawandels zu schützen. Ich unterstütze voll und ganz den Handlungsappell des Generalsekretärs, der ebenso dringend wie aktuell ist, da er die weltweite Aufmerksamkeit auf diese globale Bedrohung für die öffentliche Gesundheit lenkt.

*KORREKTUR: Der Inhalt dieses Artikels wurde am 2. August 2024 durch die Klarstellung "mehr als 175 000 Todesfälle pro Jahr" berichtigt, da die zuvor genannte Zahl 176 040 nicht genau stimmte. Auch die Überschrift wurde geändert, da sie fälschlicherweise besagte, dass "extreme Hitze" für den Tod von schätzungsweise 175 000 Menschen verantwortlich sei, während sich die Zahl tatsächlich auf die durchschnittliche jährliche Zahl der hitzebedingten Todesfälle - und nicht nur derer infolge extremer Hitze - bezieht, mit steigender Tendenz.