WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

08/01/2024 | Press release | Archived content

Stillkarawane in der Republik Moldau stärkt Frauen und schützt Säuglinge durch offenen Dialog

Jedes Jahr feiert die Republik Moldau vom 1. bis 7. August die Weltstillwoche als landesweite Aktion zur Stärkung der Mütter und zum Schutz der Säuglinge. Das ist die Idee hinter der Stillkarawane, einem von der WHO unterstützten Projekt, das die Regionen des Landes miteinander verbindet und bei Menschen aller Schichten, Altersgruppen und Geschlechter das Bewusstsein für den Nutzen des Stillens schärft.

Mit der diesjährigen Kampagne, die unter dem Motto "Die Lücke schließen: Stillunterstützung für alle" stattfindet, werden stillende Mütter in ihrer ganzen Diversität gewürdigt und wird die entscheidende Bedeutung gesellschaftlicher Einstellungen und politischer Maßnahmen für die Unterstützung dieser wichtigen Praxis unterstrichen. Die Karawane wird von der nördlichen Stadt Balti in die südlichen Bezirke Cantemir und Leova sowie in die Hauptstadt Chisinau ziehen. Auf dem Weg dorthin wird sie Veranstaltungen zur Sensibilisierung von Schwangeren, Müttern, Partnern, Familien, Gesundheitsberufen und politischen Entscheidungsträgern organisieren.

"Ich bin sehr dankbar für diese Gelegenheit, von Experten mehr Informationen über die Vorteile des Stillens und von Impfungen zu erhalten und mich mit anderen Müttern über diese Themen auszutauschen", sagt Olga Matei, die in der Gemeinde Balti wohnt und die im Rahmen ihrer Geburtsvorbereitung an einer Stillkarawane teilnahm. Ihr Hausarzt empfahl ihr, während ihrer Schwangerschaft die Veranstaltungen zu besuchen, wo sie evidenzbasierte Ratschläge erhielt und auf eine freundliche Gemeinschaft traf.

"Wir haben gemeinsam die meisten Mythen in Verbindung mit dem Stillen und der Ernährung von Müttern entlarvt, was ich für sehr nützlich halte", fügt sie hinzu.

Stillen unterstützen - immer und überall

Während der Auftaktveranstaltung sagte Gesundheitsministerin Dr. Ala Nemerenco, dass das Stillen durch die konsequente Umsetzung evidenzbasierter Praktiken sowie durch ein fachübergreifendes Team und die Unterstützung der Mütter durch Familien, Arbeitgeber, andere Mütter und Gemeinden gefördert werden kann. Sie hob die wunderbare Beziehung zwischen Mutter und Kind hervor, die beim Stillen entstehen kann.

Stillen ist für jedes Neugeborene der beste Start ins Leben und schützt die Gesundheit von Mutter und Kind. Kinder, die gestillt wurden, sind seltener übergewichtig oder adipös und erkranken im späteren Lebensverlauf seltener an Diabetes und anderen nichtübertragbaren Krankheiten. Stillende Frauen haben zudem ein geringeres Risiko für Brust- und Eierstockkrebs.

Über die unmittelbaren Vorteile hinaus ist Stillen auch ein wirkungsvolles Instrument, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) der Vereinten Nationen in jedem Land zu erreichen. Es steht nicht nur in engem Zusammenhang mit der Gewährleistung von Gesundheit und der Förderung von Wohlergehen (SDG 3), sondern auch mit der Sicherung der Gleichstellung der Geschlechter (SDG 5) und dem Abbau von Ungleichheiten insgesamt (SDG 10). Indem das Stillen Frauen stärkt und zu ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit beiträgt, unterstützt es neben anderen globalen Verpflichtungen auch ein inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum und menschenwürdige Arbeit (SDG 8).
Trotz der deutlichen Belege wird weltweit weniger als die Hälfte aller Säuglinge unter sechs Monaten ausschließlich gestillt. Die Europäische Region weist von allen Regionen der WHO teilweise die niedrigsten Raten ausschließlichen Stillens auf: lediglich 13 % aller Säuglinge werden in den ersten sechs Monaten ausschließlich gestillt.

"Angesichts derart niedriger Stillraten in unserer Region ist es enorm wichtig, eine offene Debatte über das Stillen zu fördern. In Projekten wie der Stillkarawane bemühen sich Familien, Gemeinschaften, Gesundheitsberufe und Entscheidungsträger gemeinsam darum, das Stillen zu normalisieren und damit zu fördern. Sie setzen sich dafür ein, dass Frauen, die stillen, jederzeit und überall Unterstützung erhalten - unabhängig davon, wo sie leben und arbeiten", sagt Clare Farrand, Fachreferentin für Ernährungsfragen bei WHO/Europa im Team der Sonderinitiative für nichtübertragbare Krankheiten und Innovation.

Mythen entlarven und zum Handeln veranlassen

Jede Stillkarawane besteht aus Informationsveranstaltungen über die Vorteile des Stillens und des Impfens und aus fachkundiger Beratung durch Gesundheitsfachkräfte; ferner werden verbreitete falsche Vorstellungen entlarvt und wichtige Tipps zur Ernährung von Müttern gegeben.

"Die Stillkarawane in Moldau steht für einen innovativen und ganzheitlichen Ansatz zur Förderung des Stillens und zugunsten der Gesundheit von Mutter und Kind sowie von Impfungen und gesunder Ernährung. Aber zuerst bringt die Karawane herzliche Begegnungen mit frischgebackenen und zukünftigen Müttern am Wohnort", sagt Galina Bostan, Krankenschwester am Gesundheitszentrum des Dorfes Carpineni und eine der aktiven Teilnehmerinnen der Karawane. "Es gefällt mir, meine Kolleginnen und ihr Engagement für das Stillen zu sehen und mehr über das ausschließliche Stillen von Neugeborenen und Säuglingen, die Ernährung von Müttern und Routineimpfungen für Kinder zu erfahren."

Die Stillkarawane fördert nicht nur die allgemeine Bewusstseinsbildung und die soziale Unterstützung für das Stillen, sondern wirbt auch für eine bessere Politik, die das Stillen in die Gesellschaft integrieren kann. Eine solche Politik beinhaltet:
  • den Erlass von Gesetzen zur Gewährleistung eines längeren bezahlten Mutterschaftsurlaubs;
  • die Umsetzung des Internationalen Kodex für die Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten, der das Stillen schützen und fördern soll, indem er die Werbepraktiken für Muttermilchersatzprodukte und verwandte Produkte regelt;
  • die Umsetzung der "Zehn Schritte zum erfolgreichen Stillen", wie sie von der durch die WHO empfohlenen Initiative "Babyfreundliches Krankenhaus" beschrieben werden.
Auf ihrer Reise durch das Land regt die Karawane zu wichtigen Gesprächen an, räumt mit hartnäckigen Mythen auf und inspiriert zu Maßnahmen zum Schutz, zur Förderung und zur Unterstützung des Stillens. Diese Sensibilisierungskampagne ist ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Gesundheitspersonal und der örtlichen Bevölkerung und stärkt die Unterstützung innerhalb von Familien durch einen wichtigen Dialog über Gesundheit und Säuglingsernährung. Die Veranstaltungen werden mit finanzieller Unterstützung eines Projekts der Europäischen Union organisiert, das den Einsatz von COVID-19-Impfstoffen und die Stärkung von Routineimpfsystemen in den Ländern der Östlichen Partnerschaft fördert, und werden außerdem von der Regierung der Vereinigten Staaten in Verbindung mit der humanitären Krise der aus der Ukraine vertriebenen Menschen unterstützt.