Bundesland Schleswig-Holstein

09/12/2024 | Press release | Distributed by Public on 09/12/2024 02:46

Innenministerin Sütterlin Waack und ARGE Geschäftsführer Prof. Walberg stellen Machbarkeitsstudie zum klimaneutralen Wohnungsbau in Schleswig Holstein vor

KIEL. Schleswig-Holstein will bis 2040 erstes klimaneutrales Industrieland werden. Ein entscheidender Baustein bei dieser Transformation ist die Dekarbonisierung des Gebäudesektors, der für rund ein Drittel der CO2 Emissionen verantwortlich ist. Wie dies deutlich kostengünstiger als bisher angenommen erreicht werden kann, zeigt eine heute von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack und dem Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE ) Professor Dietmar Walberg vorgestellte Machbarkeitsstudie auf.

"Eine wesentliche Erkenntnis dieser Studie ist, dass bei einem Großteil des Gebäudebestandes eine klimaneutrale Wärmeversorgung ohne umfangreiche Sanierung und Steigerung der Energieeffizienz erfolgen kann. Die Studie gibt uns ein detailliertes Bild unseres Wohnungsbestands und belegt, dass der Sanierungsstand besser ist, als vermutet. Das ist eine erfreuliche Nachricht! Viele Gebäude können bereits jetzt oder nach geringfügigen Anpassungen wirtschaftlich mit Fernwärme oder einer Wärmepumpe betrieben werden. Dabei hilft auch der technologische Fortschritt etwa bei den Wärmepumpen. Der Anteil der Häuser, die umfassend modernisiert werden müssen, ist mit etwa 20 Prozent zwar immer noch groß, aber bei weitem nicht so groß wie befürchtet", erklärte die Ministerin.

In den meisten Gebäuden könnten zuerst Wärmepumpen oder andere Techniken der umweltfreundlichen Wärmeerzeugung eingebaut werden. Danach reiche eine moderate Sanierung und vor allen Dingen eine Sanierung entsprechend dem Sanierungszyklus des Gebäudes. So könnten Energiebedarf und CO2-Emissionen kurzfristig deutlich reduziert werden. Zusätzlicher CO2-Verbrauch durch einen zu frühen, vorzeitigen Austausch von Gebäudeteilen wird vermieden.

"Wenn wir so vorgehen, können wir die Ziele der Wärmewende im Gebäudebestand sehr viel kostengünstiger für alle erreichen. Wir sparen dabei nicht nur hohe Kosten für energieeffiziente Sanierungen, sondern auch bei der Sanierung entstehende weitere CO2-Emissionen. Das entspricht auch unserer Haltung, dass wir ein ausgewogenes Zusammenspiel von Sanierung und Ausrüstung mit klimaneutraler Energie zur Wärmeerzeugung benötigen. So schaffen wir klimaneutrale Wärmeversorgung und bezahlbares Wohnen gleichermaßen."

Dieses Vorgehen brauche eine Menge grüne Energie, die in Schleswig-Holstein dank des vorausschauenden Ausbaus von entsprechenden Erzeugungsanlagen bereits heute zur Verfügung stehe.

"Die klimaneutrale Transformation des Wohngebäudesektors ist die größte technische, ökonomische und soziale Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg. Um sie zu bewerkstelligen, müssen wir uns auf das Leistbare konzentrieren. Die vorliegende Studie zeigt den aktuellen Stand der Erkenntnisse auf. Künftig gilt als Leitziel 'Umstellung' statt 'Einsparung - um jeden Preis'. Dann wird es gelingen", erklärt Professor Dietmar Walberg von der ARGE .

"Auf Grundlage der jetzt vorliegenden Studie schlagen wir vor, die Sanierungsmaßnahmen am Gebäudebestand auf das zwingend Notwendige zu begrenzen", so Sütterlin-Waack ergänzend. "Ein Hauptfokus muss dabei auf den geringmodernisierten Gebäuden liegen, die vor 1979 errichtet wurden. Das sind die etwa 20 Prozent des Gebäudebestandes. Wird dies so umgesetzt rechnen wir mit Gesamtkosten von 82,5 Milliarden Euro. Das sind Investitionen, die über einen längeren Zeitraum aufgrund des normalen Sanierungszyklus zum großen Teil ohnehin anfallen würden. Das ist immer noch eine enorme Summe - aber weit weg von ursprünglich befürchteten 140 Milliarden Euro."

Die Machbarkeitsstudie hatte der Gemeindetag bei der Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen (ARGE ) in Auftrag gegeben. Das Innenministerium hat sie gefördert. Die Studie soll in erster Linie Klarheit darüber vermitteln, wie ein sozialverträglicher und effizienter Weg zur Dekarbonisierung der Wohngebäude aussehen kann und die Diskussion darüber versachlichen.

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