Landeshauptstadt Hannover

17/07/2024 | Press release | Distributed by Public on 17/07/2024 00:28

Ausstellung über Catcalling im Neuen Rathaus

Die Wanderausstellung "DIE NACHT GEHÖRT ALLEN - AUSSTELLUNG FÜR EIN RESPEKTVOLLES NACHTLEBEN" ist ab sofort und bis zum 15. August im Bürgersaal des Neuen Rathauses (Trammplatz 2) zu sehen. 45 Leinwandbilder thematisieren das Catcalling und "kreiden" es im wahrsten Sinne "an". Catcalling ist verbale und sexualisierte Belästigung in der Öffentlichkeit. Die "Catcalls of Hannover" ziehen regelmäßig mit Kreide "bewaffnet" auf die Straßen Hannovers, um Belästigungserfahrungen, die sie auf ihrem Instagram-Kanal zugeschickt bekommen, auf die Straße zu schreiben. Diese Kreidetexte halten sie fotografisch fest und veröffentlichen sie auf Instagram. Die ausgestellten Bilder zeigen eine Auswahl dieser Aktionen. Die Ausstellung im Bürgersaal ist werktags von 8 bis 18 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung ist eine Produktion der "Catcalls of Hannover" in Zusammenarbeit mit dem Kulturpalast Linden e.V. und mit Unterstützung durch das Referat für Frauen und Gleichstellung des Landeshauptstadt Hannover.

Mehr als 2.000 Vorfälle in Hannover "angekreidet"

Der Instagram-Account @catcallsofhannover gehört zu einer Gruppe, die gegen verbale Belästigung in der Öffentlichkeit (sogenannte "catcalls") kämpft. Die "Catcalls of Hannover" bestehen seit Juni 2019 und haben bisher mehr als 2.000 Vorfälle jeweils am Ort des Geschehens "angekreidet". Ziel ist es, mit jedem Post das Bewusstsein für die Problematik zu steigern und den Betroffenen das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Die "Catcalls of Hannover" gehören zu der internationalen Organisation Chalk Back, die 2016 in New York mit @catcallsofnyc begann und seit Oktober 2020 eine eingetragene Non-Profit-Organisation ist (www.chalkback.org).

Catcalling ist große Belastung für Betroffene

Catcalling - ein scheinbar niedlicher Begriff steht für eine große Belastung: Die Betroffenen sind zum Beispiel anzüglichen, sexistischen, beleidigenden, queerphoben oder rassistischen Bemerkungen oder Rufen in der Öffentlichkeit ausgesetzt. Auch ein Nachlaufen oder Pfeifen sind mögliche Belästigungsformen. Die Betroffenen fühlen sich oftmals hilflos und entwickeln Vermeidungshaltungen, indem sie bevorzugte Kleidung nicht anziehen oder bestimmte Orte nicht aufsuchen.

Catcalling ist in den allermeisten Ländern einschließlich Deutschland nicht strafbar. Wo es strafbar ist, ist eine Anzeige nur schwer möglich, weil sich Täter*in und betroffene Person in der Regel nicht kennen. Hinzu kommt, dass die Täter*innen den Ort des Geschehens meist schnell wieder verlassen, in Gruppen auftreten oder die betroffene Person bedrohen, sodass diese sich der Situation entziehen muss, um weitere Übergriffe abzuwenden.

"Sehr problematisch ist, dass sexuell belästigende Aussagen gesellschaftlich leider zu oft als Komplimente oder als harmlos abgetan werden. Zudem macht die Gesellschaft die Betroffenen häufig für diese Art von Belästigung verantwortlich, etwa wegen ihres Kleidungsstils. Auf diese Weise wird das belästigende Verhalten normalisiert und die Betroffenen geraten dabei zu Unrecht in die Rolle der Schuldigen. Gar nicht so selten hat dies zur Folge, dass sich die Betroffen dann aus der Öffentlichkeit zurückziehen oder sich schlicht nicht mehr so wohl fühlen. Das ist, nichts was wir als Gesellschaft hinnehmen sollten", erläutert Hannover Gleichstellungsbeauftragte Luisa Arndt. Sie unterstreicht: "Deshalb ist die Arbeit der 'Catcalls of Hannover' sehr wichtig. Die Ausstellung setzt ein gutes Signal und veranschaulicht die Problematik eindrucksvoll."