WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

10/28/2024 | News release | Distributed by Public on 10/28/2024 21:21

Vom Schlaganfall zum Sprechen: Andreas Überlebensgeschichte und die entscheidende Bedeutung einer rechtzeitigen Versorgung

"Ein Schlaganfall ist ein lebensveränderndes Ereignis, das eine klare Trennung zwischen dem Leben vorher und dem Leben danach markiert. Alles verändert sich - man selbst verändert sich, aber man kann es überstehen und durchkommen", sagt der heute 63-jährige Andrea Vianello, der vor fünf Jahren einen Schlaganfall erlitt.

"Nach meinem Schlaganfall konnte ich nicht mehr sprechen. Als Journalist waren Worte schon immer mein Aushängeschild, meine Identität und mein Handwerkszeug, sodass der Verlust dieser Fähigkeit ein schwerer Schlag war. Am Anfang konnte ich nicht einmal die Namen meiner Kinder sagen. Doch dank eines langen und schwierigen Rehabilitationsprozesses und der Unterstützung meiner Familie habe ich das Sprechen wieder erlernt und konnte nach weniger als zwei Jahren wieder arbeiten."

"Nicht jeder hat so viel Glück wie ich. Am Morgen meines Schlaganfalls passierte alles genau zur rechten Zeit. Meine Frau reagierte schnell und rief sofort den Notruf. Die Rettungskräfte erkannten schnell die Anzeichen eines Schlaganfalls und brachten mich in das nächstgelegene Krankenhaus, wo die Schlaganfallstation bereits alarmiert worden war. Die Ärzte waren mit der richtigen, auf meine Bedürfnisse zugeschnittenen Behandlung zur Stelle, und später bekam ich die notwendigen Rehabilitationsleistungen."

Die Überlebenskette bei Schlaganfall: "Zeit ist Hirn"

Andreas Erfahrungen spiegeln die Schlaganfall-Überlebenskette wider, die eine Reihe kritischer Schritte umfasst, die unternommen werden müssen, um die rechtzeitige und wirksame Behandlung eines Schlaganfalls zu gewährleisten. Jedes Glied in der Kette stellt eine entscheidende, zeitkritische Maßnahme dar, die den Ausgang für einen Schlaganfallpatienten erheblich beeinflussen kann.

Mediziner verwenden den Ausdruck "Zeit ist Hirn", um die Dringlichkeit einer schnellen Behandlung zwecks Wiederherstellung der Durchblutung des Gehirns zu unterstreichen.

"Während eines Schlaganfalls ist Zeit der entscheidende Faktor; zur Erhaltung der Hirnfunktionen zählt jede Sekunde. Je mehr Zeit vergeht, desto mehr Gehirnzellen sterben ab. Das Gehirn ist wie eine Wiese: ohne Blut trocknet sie aus. Zum Glück können sich andere Bereiche des Gehirns anpassen und lernen, neue Aufgaben zu übernehmen", erklärt Andrea aus eigener Erfahrung und in seiner Eigenschaft als Präsident der Italienischen Vereinigung zur Bekämpfung von Schlaganfällen (ALICe).

"Aber die Überlebens- und Genesungschancen sollten nicht vom Glück abhängen. Sowohl in der Öffentlichkeit als auch auf der Ebene der Gesundheitspolitik kommt es entscheidend darauf an, das Bewusstsein für die Anzeichen eines Schlaganfalls zu schärfen. Darüber hinaus ist es auch unbedingt erforderlich, dass landesweit Zugang zu Schlaganfallstationen besteht, damit alle Patienten die notwendige Versorgung erhalten."

Schlaganfallstationen: multidisziplinäre Teams

Schlaganfallstationen sind spezialisierte Krankenhausabteilungen für akute Schlaganfallpatienten. Sie sind mit speziellen Betten und mit Vorrichtungen zur ständigen Überwachung ausgestattet und werden von multidisziplinären Teams betrieben, die eine zügige Behandlung, frühe Rehabilitation und Strategien zur Sekundärprävention anbieten, um die Genesung zu fördern und das Risiko eines Rückfalls zu verringern.

Die Einrichtung und Optimierung von Schlaganfallstationen ist nur ein entscheidender Schritt; durch die Umsetzung evidenzbasierter Strategien in ihren Gesundheitssystemen können die Länder der Europäischen Region der WHO die Sterblichkeitsraten aufgrund von Schlaganfällen deutlich senken und die langfristigen Resultate für Schlaganfallüberlebende verbessern.

Strategische Maßnahmen zur Reduzierung der Sterblichkeit

Die Verhinderung von Schlaganfällen und die Minimierung ihrer Häufigkeit ist eine Möglichkeit, um große Fortschritte bei der Verwirklichung des Nachhaltigkeitsziels 3 zu erreichen: "bis 2030 die Frühsterblichkeit aufgrund von nichtübertragbaren Krankheiten um ein Drittel senken". Dies erfordert konzertierte Anstrengungen, die sich jedoch enorm auszahlen, da der Schlaganfall zu den Haupttodesursachen für Menschen in der Europäischen Region gehört.

Im Mittelpunkt dieser konzertierten Anstrengungen steht die Bekämpfung eines der Hauptrisikofaktoren für Schlaganfälle: Hypertonie, besser bekannt als Bluthochdruck.

Bluthochdruck muss unbedingt mit standardisierten Behandlungsprotokollen und teamgestützter Betreuung in der primären Gesundheitsversorgung diagnostiziert und behandelt werden. Darüber hinaus ist die Verbesserung des Zugangs zu unentbehrlichen Medikamenten und medizinischen Geräten für Personen, bei denen Bluthochdruck diagnostiziert wurde, ein wesentliches Ziel bei den Bemühungen, Schlaganfälle zu verhindern.

Weitere beeinflussbare Risikofaktoren sind Tabakkonsum, ungesunde Ernährung (viel Salz und Transfette und wenig Obst und Gemüse), Luftverschmutzung, Adipositas, Bewegungsmangel, Diabetes, Alkoholkonsum und sozioökonomische Benachteiligung.

Schlaganfälle treten oft plötzlich auf und sind lebensgefährlich - aber sie können verhindert und behandelt werden. Mit den richtigen Präventionsstrategien, wie der Erkennung und Behandlung von Bluthochdruck und der Bekämpfung anderer Risikofaktoren, können Schlaganfälle vermieden werden. Für diejenigen, die doch einen Schlaganfall erleiden, können eine rechtzeitige Behandlung und der Zugang zu Rehabilitationsmaßnahmen den entscheidenden Unterschied bewirken.