Ministry for the Environment, Nature Conservation and Nuclear Safety of the Federal Republic of Germany

08/30/2024 | Press release | Distributed by Public on 08/30/2024 07:21

Rede von Dr. Christiane Rohleder anlässlich der 'Tour de Verkehrswende'

- Es gilt das gesprochene Wort -

Ich begrüße Sie sehr herzlich hier in Berlin-Mitte. "Wieder" möchte ich dazu fast sagen. Denn auch letztes Jahr durfte ich Sie hier bereits begrüßen. Ich freue mich sehr, wieder so viele Radfahrerinnen und Radfahrer zu sehen, die heute hier dabei sind und in den letzten Tagen fast 800 Kilometer von Eisenach bis hierher nach Berlin gefahren sind. Das ist eine riesige Leistung, die eine Runde Applaus verdient hat! Dazu großer Respekt auch von meiner Seite für alle Unterstützerinnen und Unterstützer, die die Tour de Verkehrswende überhaupt ermöglicht und organisiert haben.

Ich freue mich sehr, heute hier beim Abschluss der Tour de Verkehrswende dabei sein zu können. Zum einen bin ich selbst begeisterte Radfahrerin. Vor allem aber ist das Fahrrad zentral für das Gelingen der Verkehrswende. Radfahren bedeutet weniger CO2, saubere Luft und braucht auch so viel weniger Platz im öffentlichen Raum als Autos.

Viele Menschen wünschen sich heute mehr denn je grünere, leisere und lebenswertere Innenstädte. Mein Eindruck ist, dass die Bürgerinnen und Bürger sich zunehmend nach Orten sehnen, die nicht von Lärm und Abgasen dominiert werden, sondern Raum für Begegnungen, Grünflächen und saubere Luft bieten. Denn es sind gerade diese verkehrsberuhigten Orte, an denen Menschen sich gerne aufhalten und treffen, und wo Kinder sicher spielen können. Aus meiner Sicht sind Autoanreize wie kostenfreie Parkplätze nicht mal im Interesse der Mehrheit der Autofahrenden, da es dann nur noch schwerer würde, überhaupt einen Parkplatz zu finden. Schließlich ist und bleibt der Raum in der Innenstadt ja begrenzt.

Statt dessen braucht es mehr Grünflächen, attraktive öffentliche Plätze, breitere Fußwege sowie gute und sichere Radwege. Denn solche verkehrsberuhigten Innenstädte verbessern nicht nur die Aufenthalts- und Lebensqualität, sondern schaffen auch den dringend notwendigen Platz für alternative Mobilitätsformen wie den Fuß- und Radverkehr. Diese sind noch immer benachteiligt gegenüber dem Autoverkehr und müssen endlich gleichberechtigt berücksichtigt werden!

Mit Ihrer Tour zeigen Sie eindrucksvoll, dass die Unterstützung für diese Vision wächst, und dass die Verkehrswende ein wichtiges Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ist. Sie sind bei Ihrer Tour durch Orte gekommen, in denen diese Vision bereits erlebbar ist und konkrete Schritte bereits in die Tat umgesetzt worden sind.

Dem Fahrrad kommt eine zentrale Rolle zu. Das Rad ist schnell - gerade für die Wege innerhalb der Stadt -, emissionsfrei, platzsparend und leise. Und ja, es hält uns fit - auch mit einem E-Bike!

Aber damit noch mehr Menschen das Rad als echte Alternative zum Auto entdecken, müssen wir die Rahmenbedingungen weiter verbessern. Wir brauchen sichere und breite Radwege, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land, damit jeder und jede, die möchte, auch sicher radeln kann.

Ein gut durchdachtes Radverkehrsnetz ist nicht nur gut fürs Klima und für saubere Luft, sondern steigert auch die Lebensqualität, unsere Gesundheit und macht unsere Städte lebenswerter. Und damit das auch für längere Strecken funktioniert oder bei der Fahrt vom Land in die Stadt brauchen wir auch sichere Abstellmöglichkeiten an Bahnhöfen und mehr Platz für Fahrräder in Zügen.

Mit Ihrer Tour lenken Sie die Aufmerksamkeit auf Orte und Projekte, die beispielgebend sind für den Wandel zur nachhaltigen Mobilität. Sie zeigen, wie wichtig die Verkehrswende vor Ort ist, um unsere Klima- und Umweltziele zu erreichen. Das Ziel ist für mich dabei nicht die Veränderung. Sondern umgekehrt: Wir brauchen eine neue Mobilität, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen und unsere Lebensqualität zu bewahren! Und wir bewahren sie damit nicht nur, sondern wir verbessern sie. Eine echte Verkehrswende kann zu noch lebenswerteren Gemeinden und Städten beitragen, in denen wir und unsere Kinder auch in Zukunft gerne leben und mobil sind.

Damit klima- und umweltfreundliche Mobilität im Alltag funktioniert, müssen wir den Verkehr insgesamt effizienter, sauberer und umweltfreundlicher machen. Dafür braucht es ein Bündel an Maßnahmen. Und dabei spielen die Kommunen eine Schlüsselrolle.

Es ist großartig, dass die Bundesregierung den Kommunen durch die Reform des Straßenverkehrsrechts zukünftig mehr Spielraum gibt, eine nachhaltigere Verkehrspolitik umzusetzen. Neben dem fließenden Autoverkehr können jetzt auch wichtige Aspekte wie der Umwelt- und Klimaschutz berücksichtigt werden. Das gibt den Kommunen endlich mehr Freiheit in der Gestaltung ihrer Verkehrspolitik vor Ort. Das hatte ich bereits letztes Jahr verkündet, aber dann hatte leider zunächst der Bundesrat blockiert. Um so mehr freue ich mich, dass der Weg nun frei ist und die neue StVO nun in wenigen Tagen final im Kabinett sein wird.

Die Einrichtung von guten, attraktiven und sicheren Radwegen und -verkehrsanlagen durch die Straßenverkehrsbehörden werden damit wesentlich einfacher.

Im Moment ist es einfach noch so, dass viele Menschen für ihre Wege noch auf das Auto angewiesen sind. Gerade deshalb ist es aber so wichtig, die Rahmenbedingungen für andere Verkehrsmittel zu verbessern. Nur dann haben alle auch die Wahl. Und ich bin überzeugt davon, dass viel mehr Menschen auf andere Vekehrsmittel umsteigen wollen, wenn diese ebenfalls schnell, sicher und zuverlässig zur Verfügung stehen. Insofern ist es entscheidend, sichere Fahrradwege und einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr zu schaffen, die Alternativen zum Auto für alle attraktiv und praktikabel machen.

Um die verschiedenen Interessen und Sichtweisen der Menschen einzubeziehen, ist es wichtig, dass wir uns in den Diskussionen gegenseitig zuhören, kompromissbereit bleiben und gemeinsam Lösungen finden, die den Schutz unserer Umwelt und Lebensgrundlagen sicherstellen. Ich bin überzeugt davon, dass wir so im Ergebnis auch mehr Freiheit für alle erreichen können.

Dazu gehört auch, die Interessen der Fußgänger stärker einzubeziehen. Und hier können denke ich auch viele Radfahrende manchmal noch rücksichtsvoller werden. Schließlich sind zu Fuß Gehende die schwächsten Verkehrsteilnehmer.

Eine erfolgreiche Verkehrswende wird letztlich uns allen zugutekommen, unabhängig davon, welches Verkehrsmittel wir bevorzugen - mit weniger Staus, lebenswerten und grüneren Innenstädten und einer spürbar besseren Lebensqualität vor Ort.

Insofern von mir an Sie alle noch einmal ein ganz herzlicher Dank, dass Sie mir Aktionen wie Ihrer Tour de Verkehrswende die Aufmerksamkeit darauf lenken, wie wichtig die Verkehrswende für die Zukunft von uns allen ist.

Vielen Dank!