10/23/2024 | Press release | Distributed by Public on 10/23/2024 07:56
Eine Familie malt gemeinsam auf dem belebten Platz vor der Kunsthalle Bremen im Rahmen des Projekts 'Kunst vor der Halle', umgeben von vielen Staffeleien und kreativen Köpfen. Foto: Kunsthalle Bremen
Die Projekte, die von Juni 2022 bis Februar 2024 durchgeführt wurden, zielten insbesondere darauf ab, die kulturelle Teilhabe von Menschen zu fördern, die bisher wenig Zugang zu Museen hatten. Vielfältig waren dabei sowohl die angesprochenen Zielgruppen als auch die eingesetzten Konzepte. Das Programm wurde von markt.forschung.kultur und der Hochschule Bremen evaluiert und als Abschlussbericht veröffentlicht.
Der Begriff "Outreach" beschreibt im Museumsbereich Maßnahmen, die darauf abzielen, Menschen zu erreichen, die bisher aus verschiedenen Gründen nicht am Angebot der Museen teilhaben konnten. Die Museen verfolgen dabei verschiedene Ansätze, darunter die Vernetzung mit lokalen Communities, sozialen Einrichtungen und Initiativen sowie Kooperationen mit Bildungseinrichtungen wie KiTas, Schulen und Bibliotheken. Dabei nutzten einige Museen ihre bereits bestehenden Netzwerke, während andere neue Netzwerke aufbauten. Allen Ansätzen gemeinsam ist die Verknüpfung mit freiem Eintritt für die Zielgruppen und zum Teil Fahrtkostenerstattung.
Der Abschlussbericht des Outreach-Projekts konzentriert sich auf die Evaluierung der drei zentralen Projektziele: die Steigerung der Besuchszahlen, die Diversifizierung des Publikums und die Förderung kultureller Teilhabe zur Bekämpfung sozialer Ungerechtigkeit. Der Bericht bietet einen Überblick darüber, wie diese Ziele während des Projektverlaufs verfolgt und überprüft wurden.
Insgesamt wurden über 10.600 Menschen erreicht, darunter 2.700 Kinder und Jugendliche aus Stadtteilen mit besonderen sozialen Strukturen. Zusätzlich nahmen zwischen 13.000 und 15.000 Menschen an öffentlich zugänglichen Festen und Veranstaltungen in den Häusern teil.
Die Stadtteilprojekte des Focke-Museums und des Übersee-Museums fanden in strukturell benachteiligten Quartieren, wie der Vahr und der Bahnhofsvorstadt, statt. Insgesamt konnten rund 2.500 Quartiersbewohnerinnen und -bewohner erreicht werden. Es wurden unter anderem Geschichtswerkstätten, Kleidertauschbörsen, Kunst- und Fotoprojekte, Führungen und Sprachcafés umgesetzt.
Zwei Bewohnerinnen aus der Vahr arbeiten gemeinsam kreativ an einer Textilcollage im Focke-Museum im Projekt "Die Vahr entdeckt das Focke-Museum - Nachbarn finden zueinander". Foto: Focke Museum
Die Kunsthalle konnte mit ihrem Projekt "Kinder-Kunst-Netz" rund 450 Kinder und Jugendliche für Kunst begeistern. Über 2.000 Teilnehmende erfreuten sich an dem niedrigschwelligen Mal-Angebot "Kunst vor der Halle", und mehr als 12.000 Menschen besuchten das zweitägige inklusive Fest "Kunst unlimited". Solche Projekte zogen, unterstützt durch Social-Media-Kampagnen, in junges und vielfältiges Publikum an.
Das Gerhard-Marcks-Haus arbeitete mit dem Wilhelm Wagenfeld Haus im Sinne eines Bildungsnetzwerks mit Kultur vor Ort e.V. in Gröpelingen zusammen. An dem Projekt "Auf den Tisch" nahmen 600 Kinder und Jugendliche teil. Der Kontakt zur Kunst wurde innerhalb des Museums aber auch vor Ort in Gröpelingen ermöglicht. Die in Workshops entstandenen Kunstwerke der Kinder wurden in Ausstelllungen in den beiden Museen und in der Galerie Roter Hahn gezeigt.
Die Weserburg ermöglichte mit ihren beiden Outreach-Projekten über 2.500 Menschen, die Welt der Kunst für sich zu entdecken, im Rahmen von "Das sagt mir was" vor allem Kinder und Jugendliche, während sich "Until We Meet Again" in besonderer Weise an die südostasiatische Community in Bremen richtete.
Mit dem Projekt "Kinderatelier on tour" boten die Museen Böttcherstraße Workshops für Kinder in drei Stadtteilbibliotheken an in Osterholz, der Vahr und Huchting an mit anschließendem kostenlosem Museumsbesuch für die ganze Familie. In dem zweiten Projekt "Museen Böttcherstraße in verschiedenen Sprachen" wurden Kontakte insbesondere zur ukrainischen und arabischen Community geknüpft und konkrete Vermittlungsangebote für diese umgesetzt, an denen rund 440 Menschen teilnahmen.
Um diese Zahlen von Teilnehmenden zu erreichen, wurden insgesamt über 50 Workshops, 150 Führungen und rund 100 Quartierstreffen organisiert. Rund 250 Lehrkräfte und Betreuende waren involviert, und zahlreiche Netzwerke mit Projektpartnern und Multiplikatoren wurden aufgebaut. Der Einsatz der Museen und beteiligten Personen war erheblich.
Dazu Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz: "Die reinen Zahlen zeigen darüber hinaus: Durch die Outreach-Projekte der Museen wurden viele Menschen erreicht, von denen die meisten bisher wenig oder sogar noch nie mit Museen in Berührung gekommen waren. Damit wurde das Ziel des Programms erfüllt. Zudem hat das Programm - zumindest zeitweise - den Kontakt verschiedener Gesellschaftsgruppen ermöglicht und vielen jungen Menschen Zugang den Museen und Teilhabe an deren Angeboten erleichtert. Und das ist ein Erfolg an sich."
Besonders positiv, so ein weiteres Fazit der Evaluierung, ist die Partizipation und der persönliche Nutzen für die Teilnehmenden, der von Wertschätzung und Kreativität bis hin zu Perspektivwechsel reichte. Auch die Museen selbst profitierten durch erhöhte Sichtbarkeit und neue Kooperationen.
Die Projekte haben aber auch deutlich gemacht, dass freier Eintritt allein keine oder kaum neue Menschen in die Häuser bringt. Um bisherige Nicht-Besucherinnen und Besucher zu erreichen, positive Erfahrungen zu ermöglichen und im besten Fall langfristig für Kultur zu begeistern, sind eine individuelle Ansprache und nachhaltige Projektmaßnahmen nötig. Allerdings bedarf es für eine nachhaltige Umsetzung solcher Projekte ausreichender finanzieller, personeller und zeitlicher Ressourcen sowie stabiler Netzwerke und langfristiger Partnerschaften.
Ansprechpartner für die Medien:
Werner Wick, Pressesprecher beim Senator für Kultur, Tel.: (0421) 361-16173, E-Mail: [email protected]