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08/05/2024 | News release | Archived content

Wegweisende Ärztin in der primären Gesundheitsversorgung in Georgien hält Stärkung der Familienmedizin für unbedingt erforderlich

Dr. Nato Shengelia, eine ausgebildete Neurologin, arbeitet jetzt als Ärztin in der primären Gesundheitsversorgung in Georgien. Für ihre Arbeit als leidenschaftliche Verfechterin der Familienmedizin in ihrem Land hat sie internationale Anerkennung erhalten. Dr. Shengelia entdeckte ihre Leidenschaft für die Familienmedizin, als sie nach ihrem Abschluss an der Staatlichen Medizinischen Universität Tiflis begann, sich aktiv mit den Patienten zu beschäftigen. Sie fühlte sich von der allumfassenden Natur der primären Gesundheitsversorgung angezogen, die es den Ärzten ermöglicht, die Gesundheit ihrer Patienten ein Leben lang umfassend mitzuverfolgen. Sie erklärt, wie man ihrer Ansicht nach die primäre Gesundheitsversorgung zu einer attraktiveren Berufswahl machen könnte.

"Die primäre Gesundheitsversorgung in Georgien ist derzeit schwach, und die Gehälter sind mager, was es für Studenten unattraktiv macht, eine Karriere in diesem Bereich einzuschlagen. Außerdem ziehen es die meisten Menschen vor, sich direkt an Fachärzte zu wenden, weil sie kein Vertrauen in die Familienmedizin haben", sagt sie. Doch Nato weist darauf hin, dass die aktuelle Reform des Ministeriums für Binnenvertriebene aus den Besetzten Gebieten, Arbeit, Gesundheit und Soziales darauf abzielt, diese Probleme anzugehen.

Im Rahmen dieser Reform der primären Gesundheitsversorgung plant das Ministerium, die Pflegeteams in entlegenen Gebieten um jeweils einen Sozialarbeiter, eine Hebamme und einen Psychologen zu erweitern. Bis zu 40 % der georgischen Bevölkerung leben in ländlichen Gebieten (Weltbank, 2022), und Georgien gehört zu den gebirgigsten Ländern in der Europäischen Region. In diesen schwer zugänglichen Gebieten ist es schwierig, den Zugang zur Gesundheitsversorgung sicherzustellen, und ebenso schwierig, medizinisches Personal zu gewinnen und zu halten. "Der Mangel an Pflegekräften ist besonders akut. In diesen entlegenen Gebieten bietet der Ausbau der primären Gesundheitsversorgung die Möglichkeit, eine gleichberechtigte und hochwertige medizinische Grundversorgung für alle zu gewährleisten", sagt Nato.

Vertrauen fördern

Der Schlüssel zur primären Gesundheitsversorgung ist die Prävention. Eine frühzeitige Diagnose führt zu weniger Krankheits- und Todesfällen. "Dazu gehören die Förderung eines gesunden Lebensstils und auch Vorsorgeuntersuchungen, und zwar mit besonderem Augenmerk auf nichtübertragbare Krankheiten und deren Risikofaktoren wie Tabakkonsum", sagt Nato. Es gehe darum, "den Gesundheitszustand zu erkennen, darauf zu reagieren und, falls nötig, rechtzeitig an einen Facharzt zu überweisen", erklärt sie.

Nato war an zahlreichen Projekten der WHO beteiligt, u. a. an der Unterstützung und Überwachung von Einrichtungen der primären Gesundheitsversorgung, die während der COVID-19-Pandemie virtuelle ambulante Behandlungen durchführten, an der Verbesserung der Behandlung von Diabetes und Bluthochdruck und an der Festlegung von Standards für Telemedizin in der primären Gesundheitsversorgung. All dies habe dazu beigetragen, die primäre Gesundheitsversorgung in Georgien zu stärken und unentbehrliche Gesundheitsleistungen bereitzustellen.

Eine unzureichende primäre Gesundheitsversorgung führt auch zu einer hohen finanziellen Belastung für die Bevölkerung. Aufgrund der Unbeliebtheit von Hausärzten ziehen es viele Patienten vor, für einen Facharzt zu bezahlen. Dies führt zu hohen Zahlungen aus eigener Tasche und einer erhöhten finanziellen Belastung, die in Georgien höher ist als in den meisten anderen Ländern der Europäischen Region der WHO. "Es muss mehr getan werden, um das Vertrauen in die Hausärzte wiederherzustellen und für die primäre Gesundheitsversorgung in der georgischen Bevölkerung zu werben", sagt Nato.

Für ihre herausragende Karriere in der primären Gesundheitsversorgung wurde Nato 2024 von der Weltorganisation der Hausärzte (WONCA) in Europa mit dem 5-Sterne-Preis für Hausärzte ausgezeichnet. Diese internationale Anerkennung beflügelt auch ihren Erfolg in ihrem Land, und ihre Fähigkeit, dies unter den schwierigen Rahmenbedingungen in Georgien zu erreichen, dient künftigen Ärzten als Inspiration. Dies zeigt, wie die Verbesserung des Zugangs zu qualitativ hochwertigen Gesundheitsleistungen durch die primäre Gesundheitsversorgung den Patienten zugute kommt und zur Nachhaltigkeit des gesamten Gesundheitssystems beiträgt.