Stadt Karlsruhe

11/22/2024 | News release | Distributed by Public on 11/22/2024 05:34

Wie gefährlich ist Meinungsmache im digitalen Raum

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Wie gefährlich ist Meinungsmache im digitalen Raum?

#digiTALK lädt am 28. November zur Diskussion ein

© Wissenschaftsbüro, Carmele

"Extremistische Mobilisierung(en) im digitalen Raum - wie gefährlich ist die Meinungsmache und was können wir tun?" - so lautet der Titel des nächsten Karlsruher digiTALK am Donnerstag, 28. November 2024. Der digitale Stammtisch beginnt um 19 Uhr im TRIANGEL Transfer | Kultur | Raum am Kronenplatz. Interessierte sollten sich den Termin jetzt schon vormerken. Der Eintritt ist wie immer frei.

Digitaler Stammtisch Karlsruhe diskutiert hoch aktuelles gesellschaftlich pulsierendes Thema

Immer mehr extremistische Gruppierungen bedienen sich in der virtuellen Welt geschickt Sozialer Medien und Online-Plattformen, um Anhänger zu gewinnen und zu mobilisieren. Ob islamistische, links- oder besonders rechtsextreme Gruppierungen: Mit emotionalisierenden und polarisierenden Inhalten erregen sie Aufmerksamkeit und verbreiten ihre Ideologie auf Plattformen wie TikTok und Instagram. Die Strategien dieser Gruppen aufzudecken und zu analysieren wird Thema des nächsten Karlsruher digiTALK sein.

Vielseitige Denkanstöße bietet das breit besetzte Podium

Mit dem Impulsvortrag "TikTok als Bühne extremistischer Ideologien" geben der interdisziplinäre Wissenschaftler Ioannis Theocharis und der Politologe Marcel Lemmer vom Reallabor Future Democracies der Karlshochschule International University den Einstieg in den Abend. Der Vortrag beleuchtet TikTok als zentrale Plattform, auf der sich eine junge Öffentlichkeit formiert und neue Formen der politischen Auseinandersetzung entstehen. Die Referenten untersuchen, inwieweit TikTok das Entstehen extremistischer Strömungen begünstigt und erklären, warum Ideologien wie die Manosphere, der Islamismus sowie der Rechts- und Linksextremismus auf TikTok so erfolgreich sind. Abschließend gehen sie auf die Gefahren ein, die diese Mobilisierungserfolge für die politische Öffentlichkeit mit sich bringen.

Danach gibt die Beisitzende des Vorstands der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V. (DIG) Arbeitsgemeinschaft Mittelbaden Dr. Franziska Kröger in ihrem Vortrag "Anti-Zionismus ist doch legitim - oder?!?!" Einblicke in das Thema Hass und Hetze im Netz. Laut Dr. Kröger basiert und bedient Judenhass im Netz jahrhundertealte judenfeindliche Stereotype - unabhängig von der politischen oder ideologischen Verortung der Verfasserinnen und Verfasser, die antisemitische Kommentare oder Posts in Sozialen Medien verbreiten. Hinzu kommen laut Kröger stark emotionalisierter israelbezogener Judenhass sowie Relativierungen und eine Täter-Opfer-Umkehr, die Antisemitismus immer "politisch korrekter" machen. Die Reproduktion im digitalen Echoraum nehme seit Jahren zu und habe seit dem 7. Oktober 2023 einen neuen Höhepunkt erreicht.

Medienwissenschaftler und Vizepräsident der Karlshochschule International University Prof. Dr. Dr. Björn Bohnenkamp untersucht in seinem Vortrag "Wenn "Rechts" plötzlich cool wird" rechtsextreme Strömungen im digitalen Raum. Rechtsextreme Positionen gibt es laut Prof. Bohnenkamp schon lange - aber in der Pop- und Medienkultur hatten sie bisher einen schweren Stand. Die Art und Weise, wie Rechtsextreme sich medial inszeniert haben, habe laut Bohnenkamp nicht nur politisch, sondern auch ästhetisch viele abgeschreckt - das Inszenieren von Tradition und Heimat hatte oft den Look eines "von gestern" und außerhalb von kulturellen Nischen wenig Leute angesprochen. Dies habe sich gedreht: Mittlerweile versuchen Rechtsextreme sich auch als neue kulturelle Avantgarde zu inszenieren und erreichen damit neue Zielgruppen. Ihre medialen Strategien bedienen keine nationalen Themen, sondern verweben Geschlechter- und Nachhaltigkeitsthemen zu neuen kulturellen Narrativen.

Erkenntnisse aus der Radikalisierungsforschung

Abschließend gibt Mathieu Coquelin, Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie Leben in seinem Impulsvortrag "Radikal.Verstehen - Radikalisierungsprozesse und die Rolle der digitalen Medien" zentrale Erkenntnisse aus der Radikalisierungsforschung weiter. Ein besonderer Fokus liegt auf den Mechanismen, die im digitalen Raum besonders wirksam sind. In seinem Vortrag zeigt Coquelin auf, welche Faktoren im digitalen Kontext - von Sozialen Medien bis hin zu Online-Foren - das Radikalisierungspotenzial verstärken und welche Rolle verschiedene Plattformen wie TikTok, Facebook und Co. dabei spielen. Der Vortrag hinterfragt die oft einseitige Fokussierung auf Jugendliche in der Diskussion um Online-Radikalisierung und nimmt auch andere Altersgruppen in den Blick. Zudem erläutert er, wie sich Online-Radikalisierung vollzieht und welche präventiven Maßnahmen ergriffen werden können, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Im Anschluss an die Impulsvorträge folgt eine Podiumsdiskussion. Das Publikum ist herzlich eingeladen mitzudiskutieren! Moderiert wird die Veranstaltung von Uwe Gradwohl, Leiter der Redaktion Wissen beim SWR und langjähriger Moderator des #digiTALKs.

Zum Format

Die Veranstaltungsreihe #digiTALK setzt sich mit Themen der digitalen Welt von morgen auseinander und rückt gezielt Diskussionen und Austausch in den Mittelpunkt. Die Themen verstehen sich als Karlsruher Beitrag zu aktuellen Debatten einer zunehmend digitalen und vernetzten Gesellschaft. Der #digiTALK ist ein Gemeinschaftsprojekt des Wissenschaftsbüros der Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe, der Initiative karlsruhe.digital, des Nachrichtenportals ka-news.de sowie der Karlshochschule International University.

22. November 2024, Presse- und Informationsamt