WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

09/20/2024 | News release | Distributed by Public on 09/20/2024 16:39

Die Ersthelfer bei gesundheitlichen Notlagen

Wenn eine Katastrophe eintritt, sind die Länder auf hochqualifizierte Teams angewiesen, die auf die unmittelbaren Bedürfnisse der Bevölkerung eingehen können. Medizinische Notfallteams (EMT), die sich aus Ärzten, Rettungssanitätern und Logistikexperten zusammensetzen, sind in Krisensituationen in ganz Europa und darüber hinaus unverzichtbare Einsatzkräfte.

In Frankreich arbeiten EMT eng mit WHO/Europa zusammen und spielen eine entscheidende Rolle bei der globalen Gesundheitssicherheit. Lieutenant Colonel Emmanuel Chapeau, Nationaler Ansprechpartner für EMT in Frankreich, bespricht die wichtige Rolle von EMT, ihre Einsätze und die Zukunft der medizinischen Notfallversorgung im Land.

EMT in der Europäischen Region der WHO

Anzahl der EMT: 85

Von der WHO klassifizierte EMT: 20 (65 werden derzeit evaluiert)

Spezialgebiete: Medizinische Evakuierung, Rehabilitation, Versorgung von Verbrennungsopfern, chirurgische Versorgung, Versorgung von Müttern und Kindern

Jüngste Einsätze:

  • Reaktion auf COVID-19
  • Krieg in der Ukraine
  • Flüchtlingshilfe in den Nachbarländern der Ukraine
  • Erdbebenhilfe in der Türkei

Warum sind EMT so wichtig?

Französische EMT spielen eine entscheidende Rolle bei der schnellen medizinischen Versorgung in Krisensituationen, sowohl im In- als auch im Ausland. Wir haben 8 hochqualifizierte Teams; 2 davon sind von der WHO klassifiziert, die anderen werden derzeit evaluiert. Diese Teams sind völlig autark und arbeiten nach den Standards der WHO, was eine solide Koordination mit den Behörden des Gastlandes, anderen internationalen EMT und Einsatzpartnern vor Ort ermöglicht.

Dies ist wichtig, wenn Katastrophen eintreten, damit wir uns effizient in die lokalen Strukturen für die Reaktion integrieren können. So waren etwa unsere Teams bei dem Dammbruch in Libyen im Jahr 2023 vor Ort und leisteten wichtige chirurgische und medizinische Hilfe. Sie waren in der Lage, bis zu 100 Patienten pro Tag zu behandeln, und arbeiteten eng mit den örtlichen Behörden und anderen Organisationen zusammen, um sicherzustellen, dass die Betroffenen schnell lebensrettende Hilfe erhielten.

Inwiefern hat sich durch die Zusammenarbeit mit WHO/Europa Ihre Reaktion auf Notlagen verbessert?

Durch unsere Partnerschaft mit WHO/Europa haben sich unsere Vorsorgemaßnahmen erheblich verbessert. Sie haben realistische Simulationsübungen mit uns durchgeführt, wodurch wir unsere Koordinations- und technischen Fähigkeiten in Krisensituationen ausbauen konnten.

Die Zentralstelle zum Kapazitätsaufbau für medizinische Notfallteams in der Europäischen Region (REECH) in Istanbul war von unschätzbarem Wert, um sicherzustellen, dass unsere EMT auf einem Niveau arbeiten, das es ihnen ermöglicht, auf schwere Gesundheitskrisen zu reagieren. Dank ihrer Anleitung haben wir auch Kommunikationsprotokolle kennengelernt. Diese haben sich als entscheidend für einen reibungslosen Ablauf bei unseren internationalen Einsätzen erwiesen.

Können Sie uns einige der jüngsten Herausforderungen nennen, mit denen die EMT bei Einsätzen konfrontiert waren?

Eine der größten Herausforderungen ist die Arbeit in verschiedenen Ländern unter sehr schwierigen Bedingungen. Zum Beispiel mussten wir bei einem Einsatz in der Türkei nach den Erdbeben von 2023 unsere Arbeitsweise an die lokalen Ressourcen anpassen und gleichzeitig internationale Standards einhalten. Dies erfordert ein hohes Maß an Flexibilität, eine starke Logistik und eine enge Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, unsere Ausrüstung und Einsatzbereitschaft unter allen Umständen aufrechtzuerhalten, was intensives Training und gutes Ressourcenmanagement erfordert. Wir warten nicht einfach darauf, dass Katastrophen eintreten, sondern müssen jederzeit auf Worst-Case-Szenarien vorbereitet sein.

Was sind die wichtigsten Erfolge der französischen EMT in den letzten Jahren?

Zu unseren größten Erfolgen zählt der erfolgreiche Einsatz in Guadeloupe zur Unterstützung der Hurrikan-Nothilfe. Wie bereits erwähnt, spielten wir auch in Libyen nach einem verheerenden Dammbruch eine entscheidende Rolle und leisteten dringend benötigte medizinische Hilfe in einer schwierigen Umgebung.

Im Inland waren französische EMT bei der Bekämpfung schwerer Waldbrände im Südwesten des Landes an vorderster Front im Einsatz und setzten ihre Fähigkeiten ein, um Leben zu retten. Aber für mich persönlich ist es die Einsatzbereitschaft - sofort einsatzbereit zu sein, die mentale Belastbarkeit, sich einer unbekannten Situation zu stellen und jahrelange Erfahrung mitzubringen.

Was sind einige der wichtigsten Lehren, die die französischen EMT aus den jüngsten Einsätzen gezogen haben?

Eine wichtige Lehre ist die Notwendigkeit, bei unserer Ankunft in einem Land eng mit lokalen Experten zusammenzuarbeiten. Es geht nicht nur darum, Hilfe zu schicken; wir müssen erklären, was wir tun können und wie wir uns in ihr System für die Reaktion einfügen können. Während des Einsatzes in Guadeloupe mussten wir uns beispielsweise mit den örtlichen Teams abstimmen, um unsere medizinischen Zelte neben einem beschädigten Krankenhaus aufzustellen.

Wir haben auch gelernt, wie wichtig es ist, flexibel zu bleiben, da jede Krise anders ist und unsere Teams sich schnell anpassen müssen. Außerdem haben wir festgestellt, dass Frankreich enorm von den Kommunikationsprotokollen profitieren kann, die wir gelernt haben. Während der Waldbrände wurden Unterstützungsteams aus ganz Europa geschickt, um uns zu helfen. Die Fähigkeit, dieselbe Notfallsprache zu sprechen, machte die Eindämmungsmaßnahmen viel reibungsloser und führte zweifellos zu einer erfolgreicheren Reaktion.

Was sind die Zukunftspläne für Frankreichs EMT?

In Zukunft wollen wir weiterhin jährliche nationale Trainingsübungen durchführen, um sicherzustellen, dass unsere Teams über die neuesten internationalen Leitlinien für die Notfallreaktion auf dem Laufenden bleiben. Diese Übungen sind unerlässlich, um die Fähigkeiten und das Sachverständnis unserer Teammitglieder im Umgang mit neuer Ausrüstung zu entwickeln.

Ein weiterer Schwerpunkt wird auf der Aufrechterhaltung der Klassifizierung für unsere EMT liegen, die alle 5 Jahre erneuert werden muss. Darüber hinaus ermöglicht uns die kontinuierliche Zusammenarbeit mit WHO/Europa, unsere Kommunikations- und Koordinationsanstrengungen zu verbessern und neue Fähigkeiten und Kompetenzen aufzubauen, um jederzeit reagieren zu können.

EMT und das RC74

Der Aktionsplan der Europäischen Region für medizinische Notfallteams (2024-2030) zielt darauf ab, die globale Vision für EMT bis 2030 in der Europäischen Region der WHO umzusetzen, wodurch die Mitgliedstaaten durch die Bereitstellung hochwertiger, lebensrettender Gesundheitsleistungen für von Notlagen betroffene Bevölkerungsgruppen weiter unterstützt würden.

Der Aktionsplan legt die strategischen Ziele zur Stärkung der EMT-Initiative in der Region fest und gewährleistet eine bessere Vorsorge, Reaktion und Widerstandsfähigkeit bei künftigen Gesundheitskrisen. Es ist davon auszugehen, dass der Aktionsplan auf der 74. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa (RC74) im Oktober 2024 von den Mitgliedstaaten gebilligt wird.