11/26/2024 | Press release | Distributed by Public on 11/26/2024 01:46
Landrat Bernd Sibler eröffnete das Treffen mit einem klaren Appell für mehr Kooperation: "Wichtig ist miteinander, nicht gegeneinander." Er ging auf die aktuelle Situation im DONAUISAR Klinikum ein, das vor großen Herausforderungen steht, und hob zugleich vielversprechende Entwicklungen hervor. Dazu zählt insbesondere der Medizincampus Niederbayern, der durch seine Kooperation mit der Universität Regensburg und anderen Partnern neue Ärzte für die Region ausbilden und langfristig binden soll. Projekte wie dieser Campus und praxisnahe Initiativen, etwa Famulatur-Programme (Die Landarztmacher, Deggendorfer Famulatour) oder Berufsorientierungsmaßnahmen der Gesundheitsregionplus, tragen dazu bei, junge Mediziner für den Landkreis zu gewinnen.
Im Anschluss an die Begrüßung folgte ein Fachvortrag von Johann Ertl, Vorstandsbeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) für Niederbayern, und Lisa Mohr, Fachreferentin für Regionale Versorgung und Politik. Sie beleuchteten die ärztliche Versorgungslage im Landkreis und erklärten die Berechnungsgrundlagen der sogenannten Versorgungsgrade. Diese messen die Relation von Ärzten zu Einwohnern in einem Planungsbereich unter Einbeziehung der Altersstruktur und der Morbidität der Bevölkerung einer Region und zeigen im Ergebnis auf, wo Ärzte tätig werden können. In der hausärztlichen Versorgung wird der Landkreis Deggendorf in drei Planungsbereiche eingeteilt: aktuell gelten die Planungsbereiche Osterhofen und Deggendorf hausärztlich als regelversorgt, während im Bereich Hengersberg eine Unterversorgung vorliegt. Im fachärztlichen Bereich besteht laut KVB derzeit keine Unterversorgung.
In der anschließenden Diskussion wurden zahlreiche Herausforderungen angesprochen. Ein zentraler Kritikpunkt an der Bedarfsplanung war, dass die Versorgungsgrade zwar die Anzahl der Ärzte pro Einwohner in einem Planungsbereich abbilden, aber nicht die tatsächlichen Wege und Bedürfnisse vor Ort in ausreichendem Maß berücksichtigen können. Zudem wurde die hohe Altersstruktur vieler Ärzte thematisiert: Viele Mediziner stehen kurz vor dem Ruhestand, während der Nachwuchs fehlt. Zu wenige Studienplätze und ein Generationswechsel in der Berufsauffassung verschärfen die Problematik. Jüngere Ärzte legen zunehmend Wert auf Work-Life-Balance und bevorzugen angestellte Positionen oder Teilzeittätigkeiten, was den Trend zur Praxisübernahme schwächt. Auch der steigende Frauenanteil in der Medizin birgt neue Herausforderungen, da durch Elternzeiten personelle Engpässe entstehen können. Besonders betont wurde der Mangel in bestimmten Fachbereichen, etwa bei (Allgemein-)Chirurgen und Kinderärzten im Landkreis Deggendorf.
Als möglicher Lösungsansatz wurde die Schaffung einer attraktiven Aus- und Weiterbildung von Ärzten in der Region herausgestellt. Dazu zählen der Ausbau von bereits etablierten Famulatur-Programmen, eine mögliche Re-Aktivierung des Weiterbildungsverbundes sowie deren Verzahnung mit dem Medizincampus Niederbayern. Wichtig sei, dass sich die Ärzte vor Ort gemeinsam um den ärztlichen Nachwuchs bemühen, um niederlassungswillige Ärzte für die Region zu gewinnen. Dazu sei es nötig, die Rahmenbedingungen an die Bedürfnisse der aktuellen Generation anzupassen. Ein nächstes Treffen ist in etwa einem halben Jahr geplant.