Bundesland Sachsen-Anhalt

09/26/2024 | Press release | Distributed by Public on 09/26/2024 07:13

Landespolizeipfarrerin Thea Ilse geht in den Ruhestand

Heute wurde Landespolizeipfarrerin Dorothea - oder besser bekannt als "Thea" - Ilse nach 22 Jahren Dienst für die Landespolizei feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Zu ihren Aufgaben gehörten insbesondere der Einsatz als Notfallseelsorgerin, Botschafterin im Sinne der interkulturellen Kompetenz und der Vorsitz der Konfliktkommission der Landespolizei.

Innenministerin Dr. Tamara Zieschang: "Wenn die Not groß war, konnten sich die Kolleginnen und Kollegen der Landespolizei, die Familien und Angehörigen der Betroffenen und jeder, der ihre Hilfe benötigte, immer auf Frau Ilse verlassen. Sie war unentwegt mit Leib und Seele zur Stelle. Ob bei ethischen Fragen oder der Trauerbewältigung: Sie half stets mit Herz und hohem Sachverstand. In Gesprächen und Workshops machte sie mit ihrer geduldigen und emphatischen Art das Leid erträglicher und belastende Einsätze annehmbarer. Für ihre Arbeit als Vermittlerin, Ratgeberin, Brückenbauerin zwischen Polizei und Zivilgesellschaft, bin ich äußerst dankbar. Im Namen der gesamten Landespolizei wünsche ich ihr für die Zukunft alles Gute, viel Gesundheit und einen erholsamen, aber auch ereignisreichen neuen Lebensabschnitt."

Hintergrund:

Frau Ilse wurde 2002 von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland zur Landespolizeipfarrerin und Beauftragten für Notfallseelsorge für das Land Sachsen-Anhalt bestellt und war Mitglied bzw. zeitweise Vorsitzende des Polizeiseelsorgebeirates.

An der Fachhochschule Polizei in Aschersleben unterrichtete sie als Dozentin in der Ausbildung, im Studium und in der Fortbildung zu den Themen Kommunikation, Krisenintervention und Berufsethik.

Eines ihrer Herzensprojekte war der Polizeiteddy. Von ihrem Vorgänger Peter Eichfeld übernommen führte Frau Ilse dieses über zwei Jahrzehnte weiter. Dabei erhalten Kinder, die an Unfällen oder tragischen Ereignissen beteiligt waren, von den eingesetzten Polizistinnen und Polizisten zum Trost einen Polizeiteddy. Die Fortführung der Polizeiteddys ist sichergestellt.

Unter ihrer Leitung wurde 2007 als Modellprojekt ein erstes sogenanntes Kriseninterventionsteam (KIT) im Land gegründet; später übernahm sie deren psycho-soziale Leitung. Die Polizei-KIT kommen seitdem immer dann zum Einsatz, wenn die Bediensteten der Landespolizei nach traumatischen beruflichen und privaten Ereignissen eine psychosoziale Notfallversorgung benötigen. Dies kann unter anderem nach Verkehrsunfällen mit schwerem Verlauf, einer Schusswaffenabgabe oder beim Überbringen von Todesnachrichten der Fall sein.

Als Vorsitzende der Konfliktkommission der Landespolizei nahm sie sich ab 2008 den unterschiedlichsten zwischenmenschlichen Spannungsfeldern an und agierte als Streitschlichterin, Vermittlerin oder einfach als gute Zuhörerin. Zur Lösung der bestehenden Konflikte wurden beispielsweise Mediationen und Teamsupervisionen durchgeführt.

Beginnend mit dem Jahr 2009 organisierte und führte Frau Ilse als Polizei- und Notfallseelsorgerin regelmäßig Bildungsreisen nach Israel/Palästinensische Autonomiegebiete und Jordanien durch. Im Vordergrund der Reisen standen stets das Kennenlernen der Polizeiarbeit sowie des politischen Umfeldes vor Ort und die herrschenden gesellschaftlichen Bedingungen für die Polizeiarbeit.

Als Beauftragte für die Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands hat sich Frau Ilse um die Koordination, Organisation, den Aufbau und die professionelle Begleitung der Notfallseelsorge im Land Sachsen-Anhalt verdient gemacht. Bei Unfällen, Suiziden, Katastrophen hat sie die Hilfe koordiniert und gesteuert und stand Menschen bei. So z. B. nach dem schweren Bahnunglück bei Hordorf im Jahr 2011 und dem terroristischen Anschlag vom 09.10.2019 in Halle (Saale) und Wiedersdorf. Aus dem Urlaub heraus alarmierte sie nach Bekanntwerden der Lage das Notfallseelsorgeteam. An den Folgetagen, nachdem die Einsatzkräfte realisierten, was passiert war, standen sie und ihr Team zur Bewältigung des Geschehens einer Vielzahl von Polizistinnen und Polizisten zur Seite. Auf Anregung von Frau Ilse hat das Ministerium für Inneres und Sport seit 1. September 2023 die Grundsatzangelegenheiten der Psychosozialen Notfallversorgung als neue Aufgabe übernommen.

Seit 2021 war Thea Ilse Mitglied der Projektgruppe zur Erhöhung der interkulturellen Kompetenz in der Landespolizei. Gemeinsam mit weiteren Wegbegleitern konnte sie ab 2022 bereits eine Vielzahl von Multiplikatoren ausbilden und in ihrem polizeilichen Wirken unterstützen.

Im Laufe der Jahre wirkte sie zudem bei der Erstellung von Diplom- oder Bachelorarbeiten der Absolventinnen und Absolventen der Fachhochschule Polizei mit.

Darüber hinaus engagierte sie sich in diversen Ehrenämtern wie beispielsweise in der Telefonseelsorge Halle (Saale). Erst kürzlich erhielt sie für ihren ehrenamtlichen Einsatz das Silberne Brandschutz- und Katastrophenschutz-Ehrenzeichen am Bande (Stufe 1).

Zur Nachfolge von Frau Ilse erfolgt Anfang Oktober eine gesonderte Pressemitteilung.