10/30/2024 | News release | Distributed by Public on 10/30/2024 09:44
Expert*innen der MEDICLIN Klinik an der Lindenhöhe hatten unter dem Motto "Der schmale Grat - Das ethische Dilemma zwischen Fürsorge und Zwang" zur Pflegefachtagung eingeladen
V.l.n.r.: Florian Heinz (Stationsleitung), Mahnaz Nadjie (Leitung Pflege- und Erziehungsdienst), Christian Meier (stellv. Pflegedienstleitung), Andrea Martin (Stationsleitung DBT und Traumafolgestörungen), Dr. André Wittmann (Leitender Psychologe der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie & Psychosomatik)
Offenburg, 30.10.2024.Die moderne Psychiatrie hat das Ziel, Zwangsmaßnahmen auf ein Minimum zu reduzieren und perspektivisch möglichst abzuschaffen. Dennoch können in bestimmten Krisensituationen Zwangsmaßnahmen immer noch erforderlich sein. Eine kritische Auseinandersetzung ist dabei unumgänglich.
Mit dieser Thematik setzten sich Pflegefachpersonen verschiedener Einrichtungen am Donnerstag, 24. Oktober, im Rahmen einer Fachtagung in Offenburg auseinander. Expert*innen der MEDICLIN Klinik an der Lindenhöhe hatten unter dem Motto "Der schmale Grat - Das ethische Dilemma zwischen Fürsorge und Zwang" zu dieser Tagung eingeladen. Zum Thema konnten sie neben renommierten Fachdozent*innen aus verschiedenen Disziplinen auch Betroffene gewinnen.
"Freiheitsentziehende Maßnahmen dürfen nur die letzte Wahl sein, es gilt immer, Alternativen zu finden", stellte Mahnaz Nadjie, Leitung des Pflege- und Erziehungsdienstes, in ihrer Begrüßungsrede klar. "Fachpersonen in Psychiatrien nehmen hier eine wichtige Rolle ein, wenn es darum geht, die Würde der Patient*innen zu wahren. Hier sind Konzepte wichtig, die die Notwendigkeit von Zwangsmaßnahmen weitestgehend reduzieren. Die Psychiatrie sollte immer ein Ort sein, an dem Freiheit und Sicherheit Hand in Hand gehen."
Prof. Dr. Michael Löhr, Gastredner bei der Veranstaltung, hob in seinem Vortrag hervor, dass Milieufaktoren eine wichtige Rolle für die Gewaltbereitschaft von Patient*innen spielen: "Die Gewaltbereitschaft nimmt beispielsweise allgemein ab, wenn Stationen und die Umgebung insgesamt als angenehm wahrgenommen werden." Außerdem sei es essenziell zu wissen, wie Konflikte überhaupt entstehen, um eine konfliktarme Umgebung zu schaffen."
In Workshops wurden die Themen Emotionsarbeit, Deeskalation, Gewaltprävention und Sicherheit durch Beziehung schließlich in kleineren Gruppen vertieft. Die Teilnehmenden diskutierten Begriffe wie "Aggression", evaluierten Deeskalationsmaßnahmen und reflektierten Prozesse innerhalb ihrer Teams. Die Workshops boten auch Pflegefachpersonen aus nicht-psychiatrischen Bereichen die Möglichkeit, über den fachlichen Tellerrand hinauszuschauen.
Die Veranstaltung wurde mit einer Podiumsdiskussion geschlossen, an der die Teilnehmenden mit den Gastrednern in einen fachlichen Austausch treten und den Fall der "Freiheitsberaubung" in der psychiatrischen Fürsorge diskutieren und aus juristischer Perspektive einordnen lassen konnten. "Ob bei Patient*innen eine Freiheitsberaubung vorliegt, ist vom Einzelfall abhängig", erklärte Gastredner und Jurist Hubert Klein, Rechtsanwalt und Lehrbeauftragter der katholischen Hochschule NRW - Fachbereich Gesundheitswesen. "Manchmal muss Fürsorge mit Zwang durchgesetzt werden, um langfristig das Wohlbefinden der Patient*innen zu steigern, auch wenn es kurzfristig zu einer Ausnahmesituation kommt."
Das Plenum verblieb nach dem Schlussplädoyer und der Podiumsdiskussion mit der Erkenntnis, dass die psychiatrische Fürsorge konsequent und ständig reflektiert werden muss und ethische Fragestellungen ein Teil des Berufs bleiben. Der Pflegefachtag bot auch in diesem Jahr einen Perspektivenwechsel in der Betrachtung von Pflegemaßnahmen und schuf neue Impulse zur Optimierung von psychiatrischen Fürsorgemaßnahmen.
Pressekontakt:
Angelika Thom
Pressereferentin
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