WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

07/01/2024 | Press release | Archived content

Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden in Grönland: Abschluss einer wegweisenden Kooperationsvereinbarung mit WHO/Europa

Kopenhagen, 1. Juli 2024

Grönland und WHO/Europa haben eine Fünf-Jahres-Vereinbarung unterzeichnet, in der zehn Schwerpunktbereiche für die Zusammenarbeit und den Austausch im Gesundheitsbereich festgelegt wurden.

"Ich hatte das Vergnügen, Grönland im vergangenen Jahr zu besuchen und konnte aus erster Hand erfahren, inwiefern das dortige Gesundheitssystem in einem riesigen, dünn besiedelten geografischen Gebiet lebenswichtige Gesundheitsleistungen bereitstellt", sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Henri P. Kluge, heute bei der Unterzeichnungszeremonie bei WHO/Europa in Kopenhagen.

"Die grönländische Inuit-Kultur birgt uralte Weisheiten darüber, dass Gesundheit - oder peqqinneq, wie es auf Grönländisch heißt - ganzheitlich zu verstehen ist, d. h. Körper, Geist und Seele umfasst, und inwiefern dies wiederum von einer Reihe grönländischer Werte ausgeht, u. a. der Verbundenheit mit der Familie, der Gemeinschaft, der Natur, der Kultur und der Sprache", so Dr. Kluge weiter.

"Ihre einzigartige Kultur verbindet sie zudem mit den Inuit-Gemeinschaften in der gesamten Polarregion. Grönland hat aufgrund seiner Größe, seiner Geschichte und seiner klimatischen Herausforderungen mit einzigartigen Problemen zu kämpfen, teilt aber auch mit vielen anderen abgelegenen Gebieten in der Europäischen Region der WHO gemeinsame Herausforderungen für das Gesundheitssystem. Doch Grönland verfügt auch über einzigartige Lösungen für diese Herausforderungen; Lösungen, die in der Widerstandsfähigkeit und Weisheit der grönländischen Bevölkerung sowie in innovativen und modernen Technologien wie Telemedizin und anderen digitalen Gesundheitslösungen verwurzelt sind."

Die grönländische Gesundheitsministerin Agathe Fontain freut sich ebenfalls auf eine engere künftige Zusammenarbeit. "Ich freue mich sehr, heute diese Vereinbarung zu unterzeichnen, die das Bündnis zwischen Grönland und der WHO zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden in Grönland anerkennt."

Sie fügt hinzu: "Auf der Grundlage des grönländischen Gesundheitsabkommens vom November 2023 unternimmt Naalakkersuisut erhebliche Anstrengungen zur Verbesserung der Gesundheit in Grönland. Um seine Ziele für die Zukunft zu verwirklichen, braucht Grönland eine starke Bevölkerung in einer gesunden Gesellschaft, und wir freuen uns, die WHO als Verbündete in diesem Bemühen auf unserer Seite zu haben. Mit ihren internationalen Netzwerken und führenden Experten kann die WHO Grönland wertvolle Anregungen und Erkenntnisse bieten, die unseren Bürgern zugutekommen werden."

Im Rahmen der Vereinbarung werden Grönland und WHO/Europa in folgenden Bereichen zusammenarbeiten, die als zentrale Prioritäten für die Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung gelten:
  • Konzepte für die Eindämmung des Alkoholkonsums und den Cannabisgebrauch - Dies könnte ein breites Spektrum von Aktivitäten umfassen, einschließlich Unterstützung bei der Fertigstellung des neuen Konzepts für die Eindämmung des Alkoholkonsums, dessen Entwicklung bereits in vollem Gange ist.
  • Eindämmung des Tabakkonsums - Aktivitäten könnten eine Bewertung der Konzepte zur Eindämmung des Tabakkonsums und eine Überprüfung der grönländischen Rechtsvorschriften zur Eindämmung des Tabakkonsums umfassen, mit Empfehlungen, wie die hohen Raucherquoten, auch bei Jugendlichen, gesenkt werden können.
  • Gesundheitspersonal - Aktivitäten könnten die Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur Verbesserung der Anwerbung, des Managements, der Bindung und der Rückkehr von Gesundheitspersonal umfassen. Sie könnten auch die Ermittlung von Möglichkeiten auf der Grundlage von Telemedizin und anderen digitalen Gesundheitsoptionen beinhalten.
  • Suizidprävention und psychische Gesundheit - Aktivitäten könnten die Erprobung innovativer Maßnahmen zur Suizidprävention unter Einbeziehung der Künste, die Schulung von an vorderster Front tätigen Gesundheitsfachkräften in der Erkennung von Anzeichen für Depressionen und suizidalem Verhalten sowie die Förderung der Beteiligung Grönlands an dem von WHO/Europa eingerichteten Europäischen Bündnis für psychische Gesundheit umfassen.
  • Impfwesen - Aktivitäten könnten die Einrichtung von Anlaufstellen für das Impfwesen in Grönland und bei WHO/Europa umfassen, die regelmäßig den Stand der Fortschritte überprüfen und helfen können, Probleme in Zusammenhang mit versäumten Routineimpfungen zu beheben.
  • Sexuelle und reproduktive Gesundheit und entsprechende Rechte - Aktivitäten könnten z. B. eine Zusammenarbeit zwischen Experten der WHO und aus Grönland beinhalten, um sicherzustellen, dass sexuelle und reproduktive Gesundheit und entsprechende Rechte in die nationale Gesundheitspolitik und entsprechende Pläne zur Stärkung der allgemeinen Gesundheitsversorgung, der Gesundheitssysteme und der patientenorientierten Versorgung integriert werden.
  • Tuberkulose - Dies könnte die Bewertung der aktuellen Situation und die fachliche Unterstützung Grönlands bei der Entwicklung evidenzbasierter und kontextspezifischer Interventionen zur Bekämpfung der Tuberkulose umfassen, wobei die neuesten Behandlungsmodalitäten zum Einsatz kommen, die in anderen Ländern der Europäischen Region der WHO zu einer drastischen Verringerung der durch Tuberkulose bedingten Krankheitslast geführt haben.
  • Verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse - Jede Gesundheitsmaßnahme muss den einzigartigen Rahmenbedingungen und der Kultur Grönlands gerecht werden. Eine diesbezügliche Kooperation könnte die Beteiligung Grönlands an der Arbeit des Referats für verhaltensbezogene und kulturelle Erkenntnisse bei WHO/Europa und die Schulung entsprechend ausgewählter Personen im grönländischen Gesundheitssystem umfassen.
  • Unterstützung bei der Stärkung der Gesundheitssysteme - Aktivitäten könnten einen Peer-to-Peer-Dialog mit Experten der WHO und einen Austausch mit Kollegen in den Ministerien von Ländern in der gesamten Region umfassen, die ebenfalls Reformen ihrer Gesundheitssysteme durchführen.
  • Teilnahme an fachlichen Aktivitäten der Initiative kleiner Länder und des Netzwerks Regionen für Gesundheit - Die Initiative kleiner Länder von WHO/Europa bringt auf politischer und fachlicher Ebene führende Gesundheitsexperten aus 12 europäischen Ländern mit höchstens 2 Millionen Einwohnern zusammen. Das Netzwerk Regionen für Gesundheit ist ein fachliches Netzwerk, das subnationale Gesundheitsbehörden aus mehr als 40 Regionen zusammenbringt. Angesichts der Bevölkerungszahl Grönlands könnten die Initiative kleiner Länder und das Netzwerk Regionen für Gesundheit nützliche Foren sein, um Erfahrungen auszutauschen und von bewährten Praktiken in anderen Kontexten zu lernen.
Dr. Kluge erklärte: "Nach meinem unvergesslichen Besuch in Grönland im vergangenen Jahr, der dazu beigetragen hat, den Weg für den heutigen Meilenstein zu ebnen, bin ich wirklich beeindruckt von den Gesundheitsfachkräften, dem Pflegepersonal, den Wissenschaftlern und den Organisationen der Zivilgesellschaft, die ich getroffen habe; sie schaffen die Gesundheits- und Sozialdienste, die sie sich wünschen und die genau auf die Bedürfnisse der Menschen, denen sie dienen, zugeschnitten sind."

Er schloss mit den Worten: "Ich hoffe aufrichtig, dass dies nur der Anfang einer langen Reise ist, die Grönland und die WHO gemeinsam unternehmen werden, einer Reise in eine Zukunft, in der eine starke und widerstandsfähige Gesellschaft in Harmonie mit der starken und widerstandsfähigen Natur lebt, in die sie eingebettet ist - eine Reise hin zu Gesundheit für alle. Wir können so viel vom Wissen und von der Weisheit des grönländischen Volkes lernen, und wir bei WHO/Europa fühlen uns wirklich privilegiert, Teil dieser Kooperation zu sein."