10/17/2024 | News release | Archived content
Was hat Sie dazu inspiriert, Zukunfts- und Trendforscher zu werden und wie gehen Sie bei der Identifizierung und Analyse von Megatrends vor?
Mathias Haas: Es ist nicht so kompliziert, in die Zukunft zu sehen. Und wenn Sie sich die Mühe machen, werden Sie weniger überrascht sein. Sie, wir alle, Menschen und Organisationen, geraten daher kaum in den "Panikmodus". Eine Haltung, die die großen Megatrends im Auge behält, macht das Leben viel entspannter. Das gefällt mir persönlich sehr gut und gleichzeitig sind Unternehmen aller Art so sehr mit dem eignen Tagesgeschäft beschäftigt, dass diese Trendbeobachtung sehr gut ankommt. Wie machen wir unsere Arbeit? Lesen, lesen, lesen. Testen und ausprobieren. Zusammenfassen und verarbeiten. Jeder unserer Aufträge ist anders - aber natürlich geht es immer um die Zukunftsfähigkeit eines Menschen oder einer Organisation.
Welche Einflüsse und Trends werden Ihrer Meinung nach den Einzelhandel in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen?
Mathias Haas: Besonders die Klimakrise wird enorme Auswirkungen auf alle Branchen haben und ist daher sehr relevant. Auch und gerade weil sie in manchen Fällen nicht ernst genommen wird. Kundinnen und Kunden werden zum Beispiel bei 38 Grad Außentemperatur nicht einkaufen gehen und auch zuhause weniger aktiv sein. Der demografische Wandel ist ein weiteres großes Thema. Gleichzeitig kann Künstliche Intelligenz enorme Unterstützung und Produktivitätsgewinne bringen - schon heute! Unabhängig vom Megatrend gilt es, strategische Entscheidungen zu treffen und konsequent umzusetzen.
Wie stellen Sie sich bei DOUGLAS das Beauty-Shopping von morgen vor - egal ob in unseren Stores oder Online?
Mathias Haas: Unsere Grundbedürfnisse werden sich nicht ändern. Wir wollen zum Beispiel Aufmerksamkeit. Die Werkzeuge und unsere Verhaltensweisen werden sich jedoch ändern. Hierfür bietet DOUGLAS bereits heute zahlreiche Möglichkeiten. Dazu kann gehören, dass Marken sehr schnell auf kurzfristige Hypes reagieren. Hier verweise ich gerne auf Kooperationen von Mode- und Beauty-Marken mit prominenten Gesichtern. Hier zeigt sich immer wieder, dass mit exklusiven Auflagen und kurzen Vertriebszeiträumen hohe Umsätze generiert werden können. Zurück zur Schönheit an sich: Die "virtuelle Schönheit" wird enorm stark werden. Es macht einfach Spaß, einen digitalen Zwilling von sich selbst zu pflegen. Vielleicht gehen wir damit sogar irgendwann mal einkaufen. Irgendwie ist das heute schon so. Dank verschiedener Filter gebe ich mir selbst Ratschläge.
All dies geschieht sogar im Badezimmer, dem letzten privaten Rückzugsort. Hier hält die Technologie Einzug. Die Stichworte lauten "Smart Watches", "Smart Beauty and Medtech Devices" und "Smart Mirrors". Bereits heute gibt es klinisch validierte Blutdruckmessgeräte oder sogar kleine Gesundheitslabore für die eigenen vier Wände.
Eine Ihrer Thesen lautet, dass eine der Herausforderungen unserer Zeit darin besteht, dass Menschen in der heutigen hypervernetzten Welt überfordert sind. Welche Strategien empfehlen Sie Unternehmen, um sowohl Mitarbeiter*innen als auch Kund*innen zu helfen, damit umzugehen?
Mathias Haas: Zumindest fühlen wir uns alle überfordert. Und wenn das der Fall ist, müssen wir es ernst nehmen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kunden vor dem Kauf "zusammenbrechen". Es gibt einfach zu viele Angebote, zu viele Möglichkeiten und zu wenig Orientierung. Letzteres ist die Lösung... also muss es einfach sein, eine Marke in eine "Schublade" zu stecken. Wofür steht die DOUGLAS Group oder eine bestimmte Beauty-Marke? Und wofür steht sie nicht. Je klarer das Profil, desto attraktiver. Schließlich will niemand beim Einkaufen eine regelrechte Forschungsarbeit absolvieren müssen. Lange Rede, kurzer Sinn... Es geht um Klarheit und Einfachheit. Um Differenzierung. Das erfordert Mut und Konsequenz. Das ist Markenführung.
Apropos, das gilt natürlich auch für das Unternehmen. Wofür steht eine Abteilung? Oder gar ich selbst? In "The Apple Marketing Philosophy" heißt es zum Beispiel: "People DO judge a book by its cover". Ja, das muss einfach sein!
Welchen konkreten Wunsch haben Sie für unsere Zukunft als Gesellschaft?
Mathias Haas: Dass wir uns regelmäßig mit unserer Zukunft beschäftigen. In den USA wird diese Bewegung "Strategic Foresight" genannt. Es gibt so viele große Veränderungen und wir sind nicht immer gut vorbereitet - ich verweise an der Stelle gerne auf die in Deutschland lang geschätzten Fax-Geräte.
Es ist also an der Zeit, dass wir alle die Ärmel hochkrempeln und uns fit machen. Zum Beispiel, wenn es um Künstliche Intelligenz geht. Das gilt für Unternehmen, aber auch für jeden Einzelnen. Einschließlich mir selbst. Ich schließe hier eine Wette ab: Wenn jeder von uns zwei bis fünf Stunden pro Woche in KI-Tools und deren Einsatz investiert, dann werden wir es nie bereuen. Kurzfristig wird es frustrierend und anstrengend sein, aber langfristig werden wir definitiv fitter sein. Das ist sozusagen das Fitnessstudio für die Zukunft. Und genau dort treffen wir uns wieder. Das verspreche ich.