Stadt Landau in der Pfalz

08/02/2024 | Press release | Distributed by Public on 08/01/2024 18:59

Landauer Leute: Die Engagierte »

02.08.2024

Landauer Leute: Die Engagierte

Eine Stadt feiert: Vor 750 Jahren, am 30. Mai 1274, erhielt die Stadt Landau aus den Händen des damaligen Königs Rudolf I. die Rechte einer Stadt. Ein ungemein wichtiger Meilenstein, den das Landauer Stadtarchiv zum Anlass für eine historische Zeitreise nimmt. Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer und ihre Mitarbeitenden stellen jede Woche eine von insgesamt 52 Biografien von Landauerinnen und Landauern vor und werfen so spannende Schlaglichter auf 750 Jahre Stadtgeschichte, vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Heute: Hermance Metzger.

Mitglieder des Vereins für Fraueninteressen, die im 1. Weltkrieg für die Versorgung von Soldaten tätig waren. Darunter auch Hermance Metzger. © Stadtarchiv Landau

Sie war eine der Frauen, die sich in so jungen Jahren aktiv in das gesellschaftliche Geschehen eingebracht haben: Hermance Metzger, geborene Katz. Für sie war es eine Selbstverständlichkeit, Engagement zu zeigen und zu versuchen, die Lebensumstände ein kleines bisschen besser zu machen.

Hermance Metzger ist 1864 in Straßburg geboren, dank ihrer Eltern hatte sie französische und pfälzische Wurzeln. Bereits in der Kindheit lebte das Mädchen nicht mehr bei ihren Eltern. Sie wuchs bei ihrer Großmutter und den Verwandten auf. Es war eine glückliche Kindheit. Als Jugendliche besuchte Hermance die städtische höhere Mädchenschule, wo sie unter anderem mit dem Theater in Kontakt kam. Aber auch für das Schreiben konnte sich die junge Frau begeistern. So schrieb sie für verschiedene regionale Zeitungen Novellen. Diese veröffentlichte sie jedoch nicht unter ihrem eigenen Namen, sondern unter Pseudonymen. Mit 19 Jahren heiratete sie den Weinhändler Sigmund Metzger. Das Paar lebte mit seinen sieben Kindern in Landau. Aus Hermance erwuchs eine gebildete, aufgeklärte Frau mit dem Willen, etwas in der Gesellschaft bewegen zu wollen.

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg engagierte sich Hermance im "Verein für Fraueninteressen" und baute zusammen mit anderen Frauen eine Auskunftstelle des Roten Kreuzes in Landau auf. Ihr persönliches Steckenpferd war die Gefangenenfürsorge. Dieses Thema schien ihr besonders am Herzen zu liegen. So sammelte sie Hilfsgüter für Kriegsgefangene ein, um nur ein Beispiel zu nennen. Doch auch der Einsatz für die Frauenrechte kam nicht zu kurz. Hermance setzte sich stark für das Frauenwahlrecht ein.

Was Hermance während des Ersten Weltkrieges beschäftigte, lässt sich aus ihrem Tagebuch erfahren. Darin dreht es sich nicht nur um Gefangenenfürsorge, sondern auch um das Kriegsgeschehen an sich, die politischen Reden und Veranstaltungen, und die rasante Entwicklung in den deutschen Städten. In ihren Unterlagen kommentierte und kritisierte sie das Kriegsgeschehen, sie war gefühlsmäßig komplett in den Krieg involviert. Der Zweifrontenkrieg besorgte sie besonders: sie sah die Leiden der Soldaten und der Zivilisten. Gleichzeitig fieberte sie jedoch mit den deutschen Truppen mit und freute sich über deren Erfolge. Dass Hermance sehr vom Krieg betroffen zu sein scheint, lässt sich folgender Zeile entnehmen: "Deutschlands tragisches Geschick legt sich wie ein Alp auf meine Brust und ich weine, weine, weine!"

Hermance Metzger war eine gesellschaftlich relevante Person, die der Stadt Landau kurz vor und auch während der Kriegszeiten mit ihren Wohltaten das Leben erleichterte. Aus ihrem Interesse für die sozialen und politischen Systeme folgte eine rege Anteilnahme am Befinden des Landes und der Stadt Landau.