Stadt Saalfeld/Saale

25/06/2024 | Press release | Distributed by Public on 25/06/2024 10:45

Suche nach NS Raubgut im Stadtmuseum Saalfeld Seit Juni 2024 erfolgt im Stadtmuseum Saalfeld ein „Erstcheck“ der Museumssammlungen zu verfolgungsbedingten Entzügen während des[...]

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AKTUELLES ∎ Nachrichten und Informationen ∎ News vom 25.06.2024

Suche nach NS-Raubgut im Stadtmuseum Saalfeld


Seit Juni 2024 erfolgt im Stadtmuseum Saalfeld ein "Erstcheck" der Museumssammlungen zu verfolgungsbedingten Entzügen während des Nationalsozialismus. Die Maßnahme ist Teil des im Januar 2024 gestarteten und auf zwei Jahre angelegten Projektes "Auf der Suche nach NS-Raubgut an 17 Thüringer Museen" des Museumsverbandes Thüringen e. V. Das gesamte Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.


Die Suche wird an solchen Museen durchgeführt, die selbst nicht über die entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen verfügen. Damit wird die flächendeckende Provenienzforschung zu den verschiedenen Unrechtskontexten in den musealen Einrichtungen Thüringens weiter gefördert. Bereits abgeschlossen ist ein vergleichbarer Erstcheck zu außereuropäischen Sammlungsbeständen, an dem das Saalfelder Museum 2021 ebenfalls beteiligt war. Ziel ist es unter anderem, den Museen Empfehlungen für vertiefende Forschungen zu geben und belastete Objekte in die Lost Art Datenbank einzupflegen.

Provenienz- oder Herkunftsforschung untersucht die Biografie von Kulturgütern von ihrem Ursprung bis zu ihren heutigen Besitzerinnen und Besitzern. Die Provenienzforschung fragt:

  • Für wen und von wem wurde das Kulturgut unter welchen Umständen geschaffen?
  • Wem gehörte es wann?
  • Unter welchen Umständen wechselte es den Besitz?

Für Museen, Bibliotheken, Archive, Auktionshäuser oder Personen, die Kulturgüter besitzen oder damit handeln, ist es grundlegend zu wissen, woher ihre Objekte stammen und unter welchen Umständen diese in ihre Sammlung gelangt sind.

1999 hat sich Deutschland freiwillig dazu verpflichtet, seine öffentlichen Sammlungen nach NS-Raubgut zu prüfen und bei klarem Nachweis, an die rechtmäßig Erbenden zurückzugeben oder eine gerechte und faire Lösung zu finden.

Zentraler Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema Provenienzforschung ist die 2015 gegründete Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg. Sie publiziert unrechtmäßig entzogenes Kulturgut und ist der wichtigste Fördermittelgeber für Provenienzforschungsprojekte in Deutschland.

In Saalfeld/Saale führt Frau Dr. Mai Lin Tjoa-Bonatz, die der Koordinierungsstelle Provenienzforschung beim Museumsverband Thüringen e. V. angehört, die aktuelle Untersuchung durch. Frau Dr. Tjoa-Bonatz studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Südostasienwissenschaften in Frankfurt am Main. Nach ihrer Promotion arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin, als Koordinatorin und Kuratorin in Deutschland, Singapur und Indonesien. Im Bereich Provenienzforschung hat sie bereits am Museum "Forum der Völker" in Werl einen Erstcheck zu kolonialem Erbe durchgeführt.

Bis einschließlich Juli 2024 wird sie das Stadtmuseum regelmäßig besuchen und anhand der Objekte, der Inventare und vorhandener Archivalien sowie in Gesprächen mit regionalen Akteurinnen und Akteuren erstmals systematisch die Sammlungsstücke auf deren mögliche problematische Erwerbsumstände in der Zeit von 1933 bis 1945 hin untersuchen.

Übersicht der beteiligten Museen:

  • Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg
  • Schlossmuseum Arnstadt
  • Friedrich-Fröbel-Museum Bad Blankenburg
  • Kunstsammlung Gera
  • Stadtmuseum Gera
  • Literaturmuseum "Theodor Storm" Heilbad Heiligenstadt
  • Museum Burg Ranis
  • Thüringer Landesmuseum Heidecksburg mit dem Schlossmuseum, dem Naturhistorischem Museum, der Fürstlichen Erlebniswelten Schloss Schwarzburg, dem Museum für Kloster-, Forst- und Jagdgeschichte Paulinzella
  • Stadtmuseum Saalfeld im Franziskanerkloster
  • Schlossmuseum Sondershausen
  • Deutsches Spielzeugmuseum Sonneberg
  • Hennebergisches Museum Kloster Veßra
  • Deutsches Bienenmuseum Weimar
  • Museum für Ur- und Frühgeschichte Weimar

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