25/06/2024 | Press release | Distributed by Public on 25/06/2024 10:45
Die Suche wird an solchen Museen durchgeführt, die selbst nicht über die entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen verfügen. Damit wird die flächendeckende Provenienzforschung zu den verschiedenen Unrechtskontexten in den musealen Einrichtungen Thüringens weiter gefördert. Bereits abgeschlossen ist ein vergleichbarer Erstcheck zu außereuropäischen Sammlungsbeständen, an dem das Saalfelder Museum 2021 ebenfalls beteiligt war. Ziel ist es unter anderem, den Museen Empfehlungen für vertiefende Forschungen zu geben und belastete Objekte in die Lost Art Datenbank einzupflegen.
Provenienz- oder Herkunftsforschung untersucht die Biografie von Kulturgütern von ihrem Ursprung bis zu ihren heutigen Besitzerinnen und Besitzern. Die Provenienzforschung fragt:
Für Museen, Bibliotheken, Archive, Auktionshäuser oder Personen, die Kulturgüter besitzen oder damit handeln, ist es grundlegend zu wissen, woher ihre Objekte stammen und unter welchen Umständen diese in ihre Sammlung gelangt sind.
1999 hat sich Deutschland freiwillig dazu verpflichtet, seine öffentlichen Sammlungen nach NS-Raubgut zu prüfen und bei klarem Nachweis, an die rechtmäßig Erbenden zurückzugeben oder eine gerechte und faire Lösung zu finden.
Zentraler Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema Provenienzforschung ist die 2015 gegründete Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg. Sie publiziert unrechtmäßig entzogenes Kulturgut und ist der wichtigste Fördermittelgeber für Provenienzforschungsprojekte in Deutschland.
In Saalfeld/Saale führt Frau Dr. Mai Lin Tjoa-Bonatz, die der Koordinierungsstelle Provenienzforschung beim Museumsverband Thüringen e. V. angehört, die aktuelle Untersuchung durch. Frau Dr. Tjoa-Bonatz studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Südostasienwissenschaften in Frankfurt am Main. Nach ihrer Promotion arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin, als Koordinatorin und Kuratorin in Deutschland, Singapur und Indonesien. Im Bereich Provenienzforschung hat sie bereits am Museum "Forum der Völker" in Werl einen Erstcheck zu kolonialem Erbe durchgeführt.
Bis einschließlich Juli 2024 wird sie das Stadtmuseum regelmäßig besuchen und anhand der Objekte, der Inventare und vorhandener Archivalien sowie in Gesprächen mit regionalen Akteurinnen und Akteuren erstmals systematisch die Sammlungsstücke auf deren mögliche problematische Erwerbsumstände in der Zeit von 1933 bis 1945 hin untersuchen.
Übersicht der beteiligten Museen: