Bundesland Niedersachsen

06/18/2024 | Press release | Distributed by Public on 06/18/2024 03:57

Rede zur Kleinen Anfrage für die Fragestunde (19/4561) der SPD-Fraktion „Gefahren der Humanen Papillomviren: Welche Maßnahmen unternimmt die Landesregierung zur Bekämpfung?“

  • Es gilt das gesprochene Wort -

Humane Papillomviren (HPV) gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen und stellen ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar:

Nach den Daten des Krebsregisters am Robert-Koch-Institut erkranken in Deutschland jedes Jahr etwa 6.250 Frauen und ca. 1.600 Männer an HPV-bedingten Karzinomen.

Eine ebenso hohe wie vermeidbare Zahl an Krebserkrankungen.

Die effektivste Maßnahme gegen HPV-Infektionen ist die prophylaktische Schutzimpfung.

HPV-Impfstoffe schützen zu fast 100 % vor einer Infektion mit in den Impfstoffen enthaltenen HPV-Typen.

Durch die Verwendung von Kondomen kann eine HPV-Infektion nicht sicher verhindert werden.

Bestimmte HPV-Typen können außer auf den Schleimhäuten auch auf der Haut im Genital- und Analbereich vorkommen.

So kann es trotz Kondomnutzung beim Geschlechtsverkehr zu einer Übertragung durch sehr engen Körperkontakt kommen.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt seit 2007 für Mädchen und seit Juni 2018 auch für Jungen die Impfung gegen HPV im Alter von 9 - 14 Jahren.

Eine verpasste Immunisierung sollte bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt werden.

Für eine komplette Grundimmunisierung sind im Alter von 9 - 14 Jahren zwei Impfungen im Abstand von mindestens 5 Monaten notwendig.

Wenn die erste HPV-Impfung im Alter von 15 Jahren oder älter verabreicht wird, sind insgesamt drei Impfungen notwendig.

Die Impfung sollte optimalerweise vor Aufnahme erster sexueller Kontakte durchgeführt werden, da sonst kein sicherer Schutz mehr erreicht werden kann.

Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Deutschland haben gezeigt,

dass 94 % der Mädchen und 97 % der Jungen zum Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs älter als 14 Jahre sind.

Dies vorausgeschickt beantworte ich die Fragen wie folgt:

Frage 1:Wie haben sich die Zahlen der HPV-Impfungen bei Jungen und Mädchen in Niedersachsen seit der Einführung der Impfung entwickelt?

Die HPV-Impfquoten sowohl in Niedersachsen als auch deutschlandweit steigen kontinuierlich aber langsam an.

Niedersachsen liegt laut den aktuellsten Zahlen mit einer Impfquote von 54,8 % der Mädchen unter 15 Jahren und 18,1 % der Jungen unter 15 Jahren leicht über dem Bundesdurchschnitt.

Das Präventionspotential ist also noch nicht ausgeschöpft.

Die HPV-Impfquoten sind im Vergleich zu anderen empfohlenen Schutzimpfungen niedrig,

so dass hier ein besonderer Bedarf besteht.

Frage 2:Was waren der Zweck und der Anlass der HPV-Aktionswoche der Landesregierung, und welche spezifischen Ziele sollen mit der Kampagne erreicht werden?

In der vergangenen Woche haben wir die Aktionswoche unter dem Motto: T(w)o be safe - 2 HPV-Impfungen für 2-fachen Schutz durchgeführt.

Ziel der Aktionswoche war es:

  • Über die HPV-Impfung aufzuklären
  • Ängste zu reduzieren und Vertrauen zu stärken
  • Die Impfmotivation zu steigern.

Der langfristige Zweck der Aktionswoche ist die Erhöhung der Impfquote bei der HPV-Impfung.

Die Ziele können durch diese landesweite Informations- und Aufklärungsaktion an allen weiterführenden Schulen in Niedersachsen umgesetzt werden.

Hier können Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 10. Klasse also im STIKO-empfohlenen, impffähigen Alter 9 bis 14 Jahre gut erreicht werden.

Durch den "aufsuchenden Charakter" ist das Angebot besonders niederschwellig.

Frage 3:Welche spezifischen Informations- und Aufklärungskampagnen sind während der HPV-Aktionswoche insbesondere an Schulen durchgeführt worden, und wie werden diese Kampagnen an die verschiedenen Zielgruppen angepasst?

Die Initiative und Federführung der HPV-Aktionswoche liegt im Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung.

Im Rahmen der ressortübergreifenden Arbeit wurde das MK einbezogen.

Unsere Zusammenarbeit im Kontext Impfen ist langjährig bewährt.

Um die Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen in Niedersachsen auf die Schutzmöglichkeit durch die HPV-Impfung aufmerksam zu machen, wurden im Vorfeld:

è alle weiterführenden Schulen über die HPV-Aktionswoche mit 2 Infoschreiben informiert.

Hierbei wurden u.a. auf die ausführlichen Infoseiten des MS hingewiesen sowie eine Plakatdatei zum Ausdrucken für Schulen übermittelt.

Die Seiten des MS enthalten umfangreiche Informationen zu Materialien.

è im Vorfeld wurden die Schulen gebeten, die Informationen der Schulgemeinschaft bekannt zu machen.

Um die Schulen weiter zu unterstützen standen die örtlichen Gesundheitsämter sowie Studierende der Medizin (Hannover und Oldenburg) bereit, um Lehrkräften z. B. im Rahmen eines Schulbesuches zu unterstützen.

Für alle Lehrkräfte wurden zudem kostenlose online-Fortbildungen zum Thema HPV des Krebsinformationsdienstes angeboten.

Auch die Schüler- und Elternvertretungen wurden über die Aktionswoche informiert.

In der vergangenen Woche waren wir zudem mit einem großen Aktionsstand auf der IdeenExpo vertreten.

Einen Teil des Aktionsstandes - nämlich unsere Fotobox - finden Sie heute auch hier im Niedersächsischen Landtag.

Werden Sie Mitglied unserer Kampagne "T(w)o be safe".

Machen Sie ein Foto und posten Sie die positive Botschaft, dass z.B. Gebärmutterhalskrebs induziert durch HPV mit Impfungen nahezu 100 % verhindert werden kann.