09/04/2024 | Press release | Archived content
"Electricity, the Silent Servant in the home" lautete der Titel einer Broschüre aus dem Jahr 1930, die sich speziell an amerikanische Hausfrauen richtete. Elektrizität wurde als ein stiller, unauffälliger, rundum zuverlässiger und stets verfügbarer Helfer im Alltag dargestellt, der die ganze Palette elektrischer Hilfsmittel am Laufen hielt und damit die bis dahin mühsame Hausarbeit spürbar erleichtern sollte. Eng verbunden war damit die Utopie eines arbeitsfreien Haushalts, der ein harmonisches Familienleben fördern sollte.
Etwa ab den 1920er Jahren trat die Elektrizität ihren scheinbar unaufhaltsamen Siegeszug in die bayerischen Haushalte an. Seitens der Energieversorger leitete man umfangreiche Werbemaßnahmen ein, darunter Ausstellungen und Vorträge über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten, grafisch eindrucksvolle Werbeplakate und -prospekte sowie spezielle Stromtarife wie etwa für elektrische Bügeleisen. Vorrangiges Ziel der Unternehmen war und ist, die Auslastung der eigenen Kraftwerke sicherzustellen, um die notwendige elektrische Energie kostengünstig erzeugen zu können. Natürlich stellten die neuartigen Haushaltsgeräte für die Unternehmen auch ein lukratives Folgegeschäft dar. Auf Kundenseite fielen die Reaktionen - wegen hoher Anschaffungskosten, zusätzlichem Verbrauch und Unsicherheit gegenüber der Elektrizität als neuartiger Energieform - zunächst eher verhalten aus. Mit der Zeit konnten die Vorbehalte jedoch abgebaut, Herstellungskosten gesenkt und damit der Absatz gesteigert werden. Der Umgang mit elektrischen Haushaltsgeräten normalisierte sich zunehmend, und sie wurden zu allgegenwärtigen Botschaftern einer neuen, moderneren Welt.
Das BWA verfügt über ein vielfältiges Spektrum an Werbematerial, Katalogen, Zeitschriften, vereinzelten Firmendokumenten und Bildmaterial aus dieser Zeit. Damit dokumentiert das BWA anschaulich den Weg von den ersten unsicheren Schritten der Elektrizität dahin, dass der Alltag heute ohne sie nur noch schwer vorstellbar erscheint.
Autor: Walter Gaube, Wissenschaftlicher Mitarbeiter Bayerisches Wirtschaftsarchiv