Grünes Band Thüringen: Diskussion zu Forschungsergebnissen in der Gedenkstätte Andreasstraße

Foto: Thomas Stephan

Sonja K. Pieck vom Bates College in Maine/USA stellt dabei erstmalig in Deutschland ihr Forschungsprojekt "Erinnerungsökologien - Erinnerung und Naturschutz entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs" vor und diskutiert u.a. mit Umweltstaatssekretär Burkhard Vogel sowie Prof. Kai Frobel vom BUND über ihre Ergebnisse.

Prof. Pieck unterstreicht, dass neben Museen und Erinnerungsorten an der ehemaligen Grenze auch der Erhalt der intakten Natur des Grünen Bandes dabei helfen kann, die Verletzungen der deutschen Teilung zu überwinden. Die Landschaft erhält damit eine neue Funktion, die weit über die Einzelaspekte Naturschutz einerseits und Erinnerungsort andererseits hinausreicht, denn nur in der engen Verknüpfung beider Aspekte entsteht ein erlebbarer Erinnerungsort, der den Menschen Zuversicht spendet.

Staatssekretär Vogel: "Mit der Ausweisung als Nationales Naturmonument 2018 war Thüringen Vorreiter bei der Erhaltung des Grünen Bandes als Mahnmal und Lebensraum gleichermaßen. Die Forschungsarbeit von Prof. Pieck verknüpft Naturschutz und Erinnerungskultur am Grünen Band und geht davon aus, dass eine intakte Natur notwendig ist, um die furchtbaren Narben, die die deutsche Teilung geschaffen hat, heilen zu lassen. Das untermauert den hohen Wert des Grünen Bandes, das genau deswegen auch auf der deutschen Vorschlagsliste für ein UNESCO-Welterbe steht."

Prof. Pieck: "Die Auseinandersetzung mit der Erinnerung auf orts-, kontext- und kulturspezifische Weise ist ein unverzichtbarer Bestandteil der ökologischen Arbeit im 21. Jahrhundert. Die Art und Weise, wie Naturschützer hier am Grünen Band ihre Ansätze weiter verfeinern und anpassen, ist nicht nur für Deutschland bedeutend. In der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen ist das Grüne Band daher ein inspirierendes Beispiel für die Zukunft eines interdisziplinären Naturschutzes."

Prof. Frobel: "Das Grüne Band ist nicht nur der längste Biotopverbund Deutschlands, sondern auch das Herzstück des Grünen Bandes Europa. Mit 24 beteiligten Staaten und 12.500 km Länge ist das europäische Grüne Band vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer weltweit eines der größten Naturschutzprojekte. Eine Ausweisung des Grünen Bandes in Deutschland als UNESCO-Welterbe wäre daher ein wegweisendes Signal für die Erhaltung herausragender Naturschätze in Europa!"

Hintergrund:

Sonja K. Pieck, Professorin mit deutschen Wurzeln, lehrt seit 2007 Umweltstudien am Bates College in Maine/USA, wo sie sich mit umweltpolitischen, -kulturellen und -geschichtlichen Themen befasst. Teil ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist die Untersuchung von Entwicklungen und Wirkungen des Grünen Bandes an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. 2023 wurden die Ergebnisse ihrer Arbeit unter dem Titel "Erinnerungsökologien - Erinnerung und Naturschutz entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs" veröffentlicht.

Kai Frobel ist einer der "Erfinder" des Grünen Bandes. Aufgewachsen ist er in unmittelbarer Nähe der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Frobel arbeitete hauptamtlich beim BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) und leitet das Nationale BUND Kompetenzzentrum Grünes Band. Zudem ist er bundesweiter Sprecher des BUND Arbeitskreises Naturschutz. Seit 2002 ist er externer Lehrbeauftragter für Naturschutz an der Universität Bayreuth. Für seine Arbeiten zum Grünen Band erhielt Frobel den Binding-Preis für Natur- und Umweltschutz, den Gerhard-Thielke-Naturschutzpreis, die Bayerische Verfassungsmedaille in Silber, die Bayerische Europamedaille sowie das Bundesverdienstkreuz.