WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

09/25/2024 | Press release | Distributed by Public on 09/26/2024 18:01

Erklärung – Mutiges Handeln gegen antimikrobielle Resistenzen (AMR) erforderlich

Erklärung von Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, auf einer Nebenveranstaltung der Generalversammlung der Vereinten Nationen: Förderung der länderübergreifenden Solidarität zur Bekämpfung von AMR in der Europäischen Region der WHO und darüber hinaus

New York, 25. September 2024

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor zwei Wochen war ich mit Minister Liashko und dem stellvertretenden Minister Dubrov an der Front in der kriegsgeschüttelten Ukraine, wo Ärzte Entscheidungen treffen müssen, die über Leben und Tod entscheiden. Unter unablässigen Bombardierungen traf ich Ärzte und Pflegepersonal, die versuchen, lebenswichtige Medikamente für ihre Patienten zu beschaffen, die einfach nicht verfügbar sind - und Wunden zu behandeln, die aufgrund von AMR nicht heilen.

An dieser Stelle möchte ich Schweden und Ministerin Acko Ankarberg Johansson sowie allen Mitgastgebern einen großen Dank für ihre Vorreiterrolle aussprechen. Denn sofern wir nicht schnell handeln, werden in den nächsten 25 Jahren weltweit voraussichtlich 39 Millionen Menschen an den Folgen von AMR sterben: 3 Todesfälle pro Minute.

Die geschätzte finanzielle Belastung allein für die Länder der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums beträgt gigantische 11,7 Milliarden Euro pro Jahr.

Die Europäische Region ist weltweit führend beim Vorantreiben der Ziele im Bereich AMR. Im vergangenen Jahr haben wir den AMR-Fahrplan und den AMR-Kompass entwickelt, um nach der Pandemie wieder auf Kurs zu kommen. An dieser Stelle möchte ich vier zentrale Handlungsschwerpunkte hervorheben.

Erstens brauchen wir mehr Investitionen, um die Länder bei der Umsetzung ihrer Pläne zu unterstützen. Wir müssen die wirtschaftlichen Argumente vorbringen. Nur 12 von 48 nationalen Aktionsplänen zum Thema AMR wurden in der Europäischen Region bislang finanziert.

Zweitens müssen wir uns zu einem einheitlichen Gesundheitsansatz (One Health) verpflichten. Im nächsten Monat werde ich dem WHO-Regionalkomitee für Europa einen Leitfaden für die Anpassung der globalen Strategie für einen einheitlichen Gesundheitsansatz an die Erfordernisse der Europäischen Region vorlegen, um die Bemühungen der Länder bei der Bekämpfung von AMR zu unterstützen.

Drittens brauchen wir Partnerschaften wie die von WHO/Europa einberufene Plattform für den Zugang zu neuartigen Arzneimitteln, bei der die Pharmaindustrie, Regierungen, Kostenträger und Patienten zusammenkommen. Vielen Dank an Schweden für ihre Führungsstärke in der Arbeitsgruppe der Plattform zum Thema Antibiotika. Zudem brauchen wir Partnerschaften, um das Engagement der Gemeinschaft bei der Eindämmung von AMR zu stärken.

Viertens, aber nicht zuletzt, brauchen wir eine gegenseitige Rechenschaftspflicht. Zusammen mit der London School of Economics and Political Science entwickelt WHO/Europa einen AMR-Rechenschaftsindex für Europa und Zentralasien, um die Fortschritte der Mitgliedstaaten bei der Bekämpfung von AMR zu beurteilen und sie zu unterstützen.

Die morgige hochrangige Tagung ist ein entscheidender Moment, um Ziele festzulegen und verfügbare Instrumente zu nutzen. Bitte werfen Sie einen Blick in das von WHO/Europa zusammengestellte Fotobuch "Stories of AMR", das heute hier verteilt wird und persönliche Berichte aus allen 53 Mitgliedstaaten enthält.

Lassen Sie uns morgen gemeinsam mutige Schritte unternehmen.

Nun freue ich mich, das Wort an meine gute Freundin, die EU-Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Stella Kyriakides, weiterzugeben.