Freie Universität Berlin

09/18/2024 | Press release | Distributed by Public on 09/18/2024 08:05

„Bridging Contexts in Semantic Change”

"Bridging Contexts in Semantic Change"

ERC-Projekt der Freien Universität Berlin veranstaltet Workshop über den Bedeutungswandel von Wörtern

Nr. 176/2024 vom 18.09.2024

Sprachwissenschaftler*innen der Freien Universität Berlin laden am 19. Und 20. September zu einem internationalen Workshop über den Bedeutungswandel von Wörtern in historischen und modernen Kontexten ein. Unter dem Veranstaltungstitel "Bridging Contexts in Semantic Change" soll insbesondere die Rolle von sogenannten "Brückenkontexten" bei der Entstehung neuer Wort-Bedeutungen beleuchtet werden. Forschende mehrerer internationaler Universitäten wollen dabei unter anderem die Notwendigkeit und Wirkung von Brückenkontexten, die Unterscheidung zu Wechselkontexten sowie die Bedingungen für einen erfolgreichen Bedeutungswandel erörtern. Der Workshop ist Teil des Projekts "EXREAN" unter der Leitung des Sprachwissenschaftlers der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Malte Rosemeyer, das vom Europäischen Forschungsrat gefördert. Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

"Die Bedeutung von Wörtern und Konstruktionen in einer Sprache bleibt häufig nicht gleich, sondern verändert sich im Laufe der Zeit. In der Grammatikforschung ist bekannt, dass Wörter, die eigentlich nicht Teil der Grammatik einer Sprache sind, über die Zeit in bestimmten Kontexten grammatische Bedeutung annehmen können. So drückt going 'gehen' im englischen I am going to live in Boston 'Ich werde in Boston leben' normalerweise eben nicht Bewegung aus, sondern hat sich zu einem Futurmarker entwickelt", erläutert Prof. Dr. Malte Rosemeyer.

Im Workshop "Bridging contexts in semantic change" sollensogenannte "Brückenkontexte" analysiert werden. Die historische Sprachwissenschaft hat gezeigt, dass der Übergang von einer Bedeutung A zu einer neuen Bedeutung B immer eine Phase der Mehrdeutigkeit (Polysemie) durchläuft, in der beide Bedeutungen gleichzeitig in einem Wort existieren. Brückenkontexte sind also Situationen, in denen ein Wort sowohl in der alten als auch in der neuen Bedeutung verstanden werden kann. Diese Kontexte sind oft der Ursprung für die Entwicklung neuer Bedeutungen. Tatsächlich wurde I am going to live in Boston in älteren Sprachstufen des Englischen häufig auch als 'Ich fahre gerade los, um in Boston zu leben' verstanden.

Der Workshop hat das Ziel, die Rolle von Brückenkontexten bei der Entstehung neuer Bedeutungen kritisch zu untersuchen. Dabei werden folgende Fragen thematisiert:

  • Sind Brückenkontexte wirklich notwendig, um Bedeutungswandel zu erklären, und wie unterstützen sie diesen Prozess?
  • Gibt es "bessere" oder "schlechtere" Brückenkontexte? Wie erkennt man Brückenkontexte?
  • Muss man zwischen Brückenkontexten und switching contexts 'Wechselkontexten' unterscheiden, wie es in der Forschung vorgeschlagen wird?
  • Führt wiederholter Kontakt mit Brückenkontexten zu einem stärkeren Bedeutungswandel?
  • Wie oft muss ein Wort in einem Brückenkontext verwendet werden, damit dies als Bedeutungswandel gewertet wird?

Weitere Informationen

Kontakt

Prof. Dr. Malte Rosemeyer, Freie Universität Berlin, Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, Institut für Romanische Philologie, E-Mail: [email protected], Web: https://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/we05/institut/mitarbeiter/rosemeyer/index.html