Senatskanzlei der Freien Hansestadt Bremen

11/06/2024 | Press release | Distributed by Public on 11/06/2024 09:18

'Nicht von den Kräften der Spaltung und des Hasses einschüchtern lassen'

Die Eröffnung der Integrationswochen stieß auf großes Interesse. Foto: Sozialressort

"In einer Zeit, in der nationalistische und populistische Strömungen an Einfluss gewinnen, sind die Integrationswochen eine Einladung an alle, sich in die Debatte um unsere Zukunft einzubringen, sich mit anderen auszutauschen und voneinander zu lernen", sagte Dr. Claudia Schilling, Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration. "Ich bin davon überzeugt: Wir müssen uns gemeinsam für eine Gesellschaft stark machen, die auf ihre Vielfalt stolz ist und die sich nicht von den Kräften der Spaltung und des Hasses einschüchtern lässt. Nur gemeinsam können wir eine Zukunft gestalten, in der Respekt, Gerechtigkeit und Zusammenhalt im Mittelpunkt stehen, in der jede und jeder einen Platz findet, ganz unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Religion."

Die Vizepräsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Sahhanim Görgü-Philipp, betonte: "Diese zwei Wochen geben uns die Gelegenheit, das Zusammenleben in unseren beiden vielfältigen Städten zu feiern und zu stärken. Dabei geht es um mehr als nur kulturelle Vielfalt - es geht darum, die Werte unserer demokratischen Gesellschaft zu schützen und weiterzuentwickeln. Die Integrationswochen bieten uns die Chance, nicht nur die kulturelle Vielfalt unserer Stadt sichtbar zu machen, sondern auch aktiv gegen Ausgrenzung und Rassismus vorzugehen. Die Ursachen genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir stehen gemeinsam dafür ein, dass alle in Bremen und Bremerhaven gleiche Chancen haben und sich einbringen können."

"Zuwanderung ist gleichzeitig Geschenk, Chance und Notwendigkeit für unsere Gesellschaft", sagte Nadezhda Milanova, Beauftragte für Migration und Integration, deren Referat die Integrationswochen organisiert: "Wir sind gut beraten, sie gemeinsam zu gestalten. Um diese Herausforderung zu meistern, brauchen wir mutige Schritte und Veränderungen in unseren Systemen wie zum Beispiel in Bildung und Arbeitsmarkt. Auch in unseren Köpfen muss etwas passieren, um tatsächlich gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen, unsere Demokratie und unseren Wohlstand zu erhalten. Die Integrationswochen bieten eine Gelegenheit, dazu in den Austausch zu gehen."

Integrationssenatorin Schilling spricht im Rahmen der Eröffnung der Integrationswochen. Foto: Sozialressort

Senatorin Dr. Schilling hob hervor, dass "Bremen ein buntes, freundliches und weltoffenes Bundesland sei, das seit Langem auch von Zuwanderung geprägt werde. Die Senatorin will die Integrationswochen nutzen, um vor allem die Chancen der Migration für die Gesellschaft hervorzuheben: "Um den Folgen des demografischen Wandels auf dem Arbeitsmarkt zu begegnen, ist Deutschland auf die Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften aus dem Ausland angewiesen. Das ist eine gesellschaftliche Tatsache, keine Ideologie."

Allein der Blick auf die Altersstruktur verdeutliche das. So seien fast 89 Prozent der Asylsuchenden in Deutschland jünger als 40 Jahre (88,8 Prozent) - und damit mehr als doppelt so viele wie in der Gesamtbevölkerung (43,3 Prozent). Nur 1,4 Prozent aller Asylsuchenden seien 60 Jahre und älter, in der Gesamtbevölkerung liege der Anteil dieser Altersgruppe bei fast einem Drittel (29,8 Prozent). "Und trotzdem reicht die Zuwanderung auf dem heutigen Niveau nicht aus, um die allmähliche Alterung der Gesellschaft zu stoppen. Sie wird nur verlangsamt."

Es sei auch ein Irrglaube, dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte keinen Zugang zum Arbeitsmarkt fänden: Bundesweit hätten 25 Prozent aller Erwerbstätigen von 15 bis 64 Jahren eine Einwanderungsgeschichte. Das entspreche annähernd ihrem Bevölkerungsanteil von 28 Prozent. Auch Asylsuchende verdienen ihren Unterhalt nach einer gewissen Zeit in der Regel selbst: So hätten 86 Prozent der Männer, die im Jahr 2015 nach Deutschland geflohen sind, acht Jahre später (2023) in einem Beschäftigungsverhältnis gestanden. Zum Vergleich: Bei der männlichen Gesamtbevölkerung Deutschlands zwischen 15 und 64 Jahren waren es 80,5 Prozent.

"Bremen wird in nie gekanntem Maße auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen sein", sagte die Senatorin weiter und betonte: "Damit die Menschen kommen und bleiben möchten, ist es wichtig, dass sie hier Perspektiven für sich und ihre Familien finden und das Zusammenleben mitgestalten können." Es brauche dafür "eine Kultur der Akzeptanz und Wertschätzung von Vielfalt, die auch die Lebensrealitäten und -kulturen von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte einbezieht". Die Integrationswochen böten eine Vielzahl an Gelegenheiten der Begegnung, des Austausches und der Teilhabe.

Zu den Integrationswochen:

Veranstaltungen der Integrationswochen, die noch bis 17. November laufen, befassen sich unter anderem mit den Themen: "Faktencheck Flucht", "Möglichkeiten zugewanderter Frauen früher und heute", Zeitzeugenberichte der "Kinder der Gastarbeiter", ein Vortrag über die Kolonialgeschichte Deutschlands und Bremens, ein Basar für Kinderkleidung aus der interkulturellen Textilwerkstatt im Lindenhofviertel oder szenische Lesungen und Musik mit dem Autor und Theatermacher Alvaro Solar. Veranstaltungen gibt es auch in Bremerhaven, so zum Beispiel die Ausstellung "Fern der Heimat verwurzelt - Frauen der 1. und 2. Generation türkischer Gastarbeiterinnen in Bremerhaven", verbunden mit einem Austausch über das Ankommen in einem fremden Land, das die Heimat werden soll.

Alle Veranstaltungen der Integrationswochen sind kostenlos. Das vollständige Programm findet sich unter www.welcometobremen.de/integrationswochen/

In vielen Fällen ist eine vorherige Anmeldung erforderlich.

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Dr. Bernd Schneider, Pressesprecher bei der Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, Tel.: (0421) 361-64152, E-Mail: [email protected]