10/31/2024 | Press release | Distributed by Public on 10/31/2024 18:22
Die 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO haben einen neuen Handlungsrahmen zur Schaffung widerstandsfähiger und nachhaltiger Gesundheitssysteme angenommen, der eine wesentliche Neuerung in Bezug auf die Vision für die Gesundheitsversorgung in der Europäischen Region darstellt. Dieser neue Handlungsrahmen, der auf der Charta von Tallinn: Gesundheitssysteme für Gesundheit und Wohlstand sowie der 2023 angenommenen Abschlusserklärung von Tallinn basiert, bildet einen Entwurf, anhand dessen die Länder einen transformativen Zielkatalog für die Stärkung der Gesundheitssysteme formulieren und dafür sorgen können, dass diese widerstandsfähig und nachhaltig sind und bedarfsgerecht auf die vielfältigen Bedürfnisse der Bevölkerung in einer sich rapide verändernden globalen Landschaft reagieren können.
In dem Handlungsrahmen, der in enger Abstimmung mit den Mitgliedstaaten und der Zivilgesellschaft ausgearbeitet wurde und auf der 74. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa offiziell angenommen werden soll, wird eine neue Vision entworfen, bei der alle Menschen "die richtige Versorgung zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und von der richtigen Person erhalten, ohne in finanzielle Not zu geraten". Ferner wird darin die entscheidende Notwendigkeit von vertrauensvollen Beziehungen in den Gesundheitssystemen, einer hochwertigen Versorgung durch motiviertes und hinreichend unterstütztes Gesundheitspersonal sowie einer Anpassung der Gesundheitssysteme an künftige Herausforderungen wie die Zunahme von Multimorbiditäten, eine höhere Prävalenz psychischer Gesundheitsprobleme und die anhaltenden Folgen des Klimawandels hervorgehoben.
"Mit der Annahme dieses Handlungsrahmens schlagen wir ein neues Kapitel für die Gesundheitssysteme in Europa und Zentralasien auf", erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. "Unser Ziel besteht darin, den Ländern bei der Umgestaltung ihrer Gesundheitssysteme im Sinne einer Erfüllung der Bedürfnisse ihrer Bevölkerung in einer sich schnell verändernden Welt behilflich zu sein und dabei Chancengleichheit, Solidarität und Vertrauen als Grundprinzipien aufrechtzuerhalten."
Der Handlungsrahmen setzt sich mit den komplexen, miteinander verknüpften Krisen auseinander, denen die Gesundheitssysteme in der Zeit nach der Pandemie gegenüberstehen, also mit Personalmangel, der Ausbreitung antimikrobieller Resistenzen und den finanziellen Belastungen infolge von Konjunktureinbrüchen und Konflikten. Das Ziel besteht darin, ggf. die Einführung von innovativen Ansätzen und von ausreichend regulierten Technologien wie Künstlicher Intelligenz und Genomik zu fördern und veraltete Versorgungsmodelle neu zu gestalten und dafür zu sorgen, dass die Gesundheitsversorgung stärker patientenorientiert und wohnortnäher erfolgt - mit Vertrauen im Mittelpunkt.
"Eine wahrhaft grundlegende Umgestaltung ist nur möglich, wenn Patienten, Gesundheitspersonal und Politiker synergisch zusammenarbeiten", sagte Dr. Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa. "Indem wir die Patienten in ihre Versorgung einbinden, das Gesundheitspersonal unterstützen und die Politik dazu befähigen, bedarfsgerechte Systeme zu entwerfen, können wir dafür sorgen, dass die Gesundheitssysteme den Anforderungen der Gegenwart und der Zukunft gerecht werden."
Im Einklang mit der 2023 verabschiedeten Abschlusserklärung der Konferenz von Tallinn wird in diesem Handlungsrahmen anerkannt, dass Gesundheitssysteme integraler Bestandteil des nationalen sozioökonomischen Gefüges und eine wesentliche Voraussetzung für das Wohlbefinden von Individuen und Bevölkerung, aber auch für sozialen Zusammenhalt und wirtschaftlichen Wohlstand sind.
Die neue Vision basiert auf acht vorrangigen Handlungsfeldern, die von der primären Gesundheitsversorgung und der finanziellen Absicherung über digitale Tools bis zur Notfallvorsorge reichen. Bei diesen acht Bereichen stehen integrierte Denkansätze im Vordergrund, wie sie erforderlich sind, um an den sozialen, ökonomischen, ökologischen und kommerziellen Determinanten von Gesundheit anzusetzen und widerstandsfähige und nachhaltige Gesundheitssysteme für die Zukunft zu schaffen.
Der Handlungsrahmen soll WHO/Europa und den Mitgliedstaaten in der Zeit von 2025 bis 2030 Orientierungshilfe geben und zu leistungs- und anpassungsfähigen Gesundheitssystemen führen, die besser zur Schaffung chancengerechter und gesunder Gesellschaften beitragen können.