12/13/2024 | Press release | Distributed by Public on 12/13/2024 09:43
Ergebnisse der 3. Zivildienststudie - Leistungen und positive Wirkung erbringen 1,5 Milliarden Euro
Im Auftrag des Bundeskanzleramtes hat die Wirtschaftsuniversität Wien (WU) zum dritten Mal eine Zivildienststudie durchgeführt. Nun liegen die Ergebnisse vor: Insgesamt 1,8 Milliarden Euro bringt der Zivildienst an positivem Effekt. Zieht man die Kosten ab, bleiben 1,5 Milliarden Euro, die der Zivildienst an Leistungen und positiver Wirkung erbringt. Für das Ehrenamt würde die Abschaffung des Zivildienstes Mehrkosten in Höhe von 500 Millionen Euro bedeuten. 9 von 10 Zivildienern würden sich wieder für den Zivildienst entscheiden und für fast 73 Prozent ist die Sinnhaftigkeit das Hauptmotiv.
Claudia Plakolm, Staatssekretärin für Zivildienst, zeigte sich über die positiven Bewertungen erfreut: "Zahlen, Daten und Fakten sind für mich eine ganz entscheidende Basis für die Politik. Diese Fakten erneuern wir mit der Zivildienststudie 2024. Der Zivildienst ist ein rund 500 Millionen Euro schwerer Headhunter. Wenn es den Zivildienst nicht gäbe, würden ehrenamtliche Leistungen in Höhe von rund 500 Millionen Euro pro Jahr wegfallen. Der Zivildienst ist aber auch ein entscheidender Faktor in Sachen Resilienz, denn 3 von 4 Zivildienern können nach ihrem Dienst besser auf ihnen unbekannte Situationen eingehen und haben mehr Verständnis für kranke und ältere Menschen. Das ist für unser Zusammenleben von unschätzbarem Wert."
Der Zivildienst hat in Österreich lange Tradition: Am 6. März 1974 wurde im österreichischen Parlament der Beschluss gefasst, den Zivildienst als Wehrersatzdienst einzuführen. Damit wurde der Zivildienst im Jahr 2024 50 Jahre alt. In den letzten Jahren entschieden sich durchschnittlich rund 45 Prozent der tauglichen Wehrpflichtigen dazu, Zivildienst zu leisten, rund 14.500 Zivildienstleistende wurden jährlich den Zivildiensteinrichtungen zugewiesen.
Im Vergleich dazu traten 1975 exakt 344 Zivildiener ihren Dienst an, mit Abschaffung der Gewissensprüfung 1992 stieg die Zahl der Zivildiensterklärungen sprunghaft von 4.573 auf 12.039 an. Im Jahr 2004 waren erstmals mehr als 10.000 Zivildiener im Einsatz, 2014 gab es mit 16.957 Zivildiensterklärungen einen absoluten Höchststand. Im Jahr 2017 gab es mit 14.907 Zuweisungen zum Zivildienst einen Rekord. Insgesamt haben seit der Einführung 424.913 junge Männer den Wehrersatzdienst abgeleistet.
Die erste Zivildienststudie gab es im Jahr 2012 (für Jahr 2010), die Folgestudie wurde im 2020 (für Jahr 2019) durchgeführt. Für die dritte Studie wurden 14.616 Personen befragt, die im Jahr 2023 mindestens einen Monat lang Zivildienst geleistet haben. 73,8 Prozent der Zivildiener waren zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 20 und 21 Jahre alt. 70 Prozent der Zivildiener sind Maturanten (37 Prozent AHS, 33 Prozent BHS), circa 20 Prozent Lehrlinge, etwa 4 Prozent haben einen Pflichtschulabschluss und 1 Prozent haben einen Fachhochschul- bzw. Universitätsabschluss.
Durchgeführt wurde die Studie vom Kompetenzzentrum für Non-Profit-Organisationen und Social Entrepreneurship der WU Wien. Ziel der Aktualisierung der Studie war es, fundierte Zahlen zu erheben und einen Überblick über den Status quo zu erhalten. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Bedeutung des Zivildienstes für den Gesundheits- und Sozialbereich gelegt. Die Bewertung erfolgte auf der Annahme, dass im Alternativszenario kein Zivildienst existiert.
Für ihr außergewöhnliches Engagement findet jährlich die Verleihung zum "Zivildiener des Jahres" statt, heuer zum 17. Mal am 5. September 2024. Der Bundessieg ging in diesem Jahr an den Tiroler "Seniorenflüsterer" David Rohrmoser, der seinen Dienst im St. Josefsheim in Brixlegg geleistet hat.
Ausgezeichnet wurden Zivildiener, die aktuell bzw. jedenfalls bis ins Jahr 2024 reichend ihren Zivildienst versehen, und die durch besonderes Engagement aufgefallen sind. Pro Bundesland gibt es einen "Zivildiener des Jahres". Aus dem Kreis dieser Landessieger wird dann der Bundessieger gewählt.