WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

07/15/2024 | Press release | Archived content

Eine halbe Million Kinder in der Europäischen Region der WHO sind im ersten Lebensjahr nicht vollständig geimpft: Neue Daten für 2023 zeigen sowohl Lücken als auch Fortschritte[...]

Kopenhagen, 15. Juli 2024

Schätzungen von WHO/UNICEF zufolge erhielten zwar über 9 Mio. Kinder in der Europäischen Region der WHO im Jahr 2023 alle drei wichtigen ersten Impfdosen gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (DTP) im ersten Lebensjahr, doch eine weitere halbe Million verpasste einen oder mehrere dieser ersten wichtigen Schritte zum vollständigen Schutz.

In Übereinstimmung mit globalen Trends zeigen die neu veröffentlichten Daten nur eine teilweise Erholung von den durch die COVID-19-Pandemie verursachten Einbrüchen sowie große Unterschiede in der Region bei der Durchimpfungsrate, sowohl zwischen den Ländern als auch zwischen einzelnen Impfstoffen.

Einige Länder haben trotz der Herausforderungen der Pandemie hohe Durchimpfungsraten aufrechterhalten, während andere noch immer darum kämpfen, das Niveau der jährlichen Durchimpfung von vor der Pandemie zu erreichen, u. a. bei DTP- und Masernimpfstoffen.

Alle 53 Länder in der Europäischen Region, die Europa und Zentralasien umfasst, erreichten bei mindestens einem Impfstoff in ihren nationalen Impfplänen eine Durchimpfungsrate von mindestens 90 %.

Die Aufnahme bzw. Einführung anderer Impfstoffe, u. a. gegen humane Papillomviren (HPV) und Rotaviren, hat in den letzten Jahren auf Ebene der Region stetig zugenommen.

"Impfstoffe sind eines der wirksamsten Instrumente, die wir haben, um Leben zu retten und unsere Zukunft zu schützen", sagt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. "Im vergangenen Jahr haben viele Länder außerordentliche Fortschritte bei der Ausweitung des Impfschutzes gemacht, u. a. durch Nachimpfungskampagnen zur Eindämmung von Masernausbrüchen. Aber dabei dürfen wir es nicht belassen. Die Länder müssen ihre Impfprogramme weiter ausbauen, bis wir alle in der Europäischen Impfagenda 2030 festgelegten Ziele erreicht haben."

Diphtherie, Tetanus und Pertussis

Während die Europäische Region im Jahr 2023 unter den sechs Regionen der WHO mit 97 % die höchste Durchimpfungsrate für die erste DTP-Dosis (DTP1) erreichte, liegt diese immer noch 1 % unter dem vor der Pandemie regionsweit erreichten Niveau von 98 % im Jahr 2019 und entspricht einer Spanne von 82-99% unter den Ländern. Während 15 Länder in der Region im Jahr 2023 eine Durchimpfungsrate von 99 % für DTP1 erreichten, blieben weitere 24 Länder bei DTP1 unter dem Niveau von 2019. Bei der dritten Dosis (DTP3) erreichten 25 von 53 Ländern eine nationale Durchimpfungsrate von ≥95 %, während 30 Länder immer noch unter dem vor der Pandemie erreichten Niveau liegen; dabei lagen die Durchimpfungsraten insgesamt zwischen 73 % und 99 %. 11 Länder verzeichneten einen Rückgang der Durchimpfungsrate bei DTP3 und 9 Länder konnten die Durchimpfungsrate bei DTP3 zwischen 2022 und 2023 erfolgreich erhöhen.

Masern und Röteln

Die Durchimpfung mit der ersten Dosis eines masernhaltigen Impfstoffs (MCV1), bei dem es sich in der Regel um den kombinierten Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff handelt, stieg um einen Prozentpunkt von 94 % im Jahr 2022 auf 95 % im Jahr 2023 (Werte in den Ländern reichten von 24 bis 99 %), aber die Durchimpfung mit der zweiten Dosis (MCV2) stagnierte bei 91 %. Dies bedeutet, dass 500 000 Kinder ihre erste Dosis verpasst haben und 900 000 Kinder im Jahr 2023 nicht rechtzeitig ihre geplante zweite und letzte Dosis eines masernhaltigen Impfstoffs erhalten haben.

Durch diese jährliche Versorgungslücke entsteht ein immer größerer Pool gefährdeter Kinder, der trotz der Bemühungen vieler Länder, Nachholimpfungen anzubieten, zu insgesamt über 61 000 Masernfällen und 13 damit verbundenen Todesfällen in der Region im Jahr 2023 beitrug. Nur 11 Länder haben das Durchimpfungsziel von ≥95 % für MCV1 und MCV2 erreicht, das für die Eliminierung der Masern erforderlich ist.

Humane Papillomviren (HPV)

Der HPV-Impfstoff schützt vor Gebärmutterhalskrebs und anderen Formen von Krebs und ist seit diesem Jahr in 46 Ländern der Region Teil des Routineimpfplans für Mädchen und in einigen Fällen auch für Jungen. Mindestens 2 weitere Länder planen die Einführung des Impfstoffs im Jahr 2025.

In den meisten Ländern, die den Impfstoff bisher eingeführt haben, wurden bei der Inanspruchnahme der HPV-Impfung stetige Fortschritte erzielt. Über 1,9 Mio. Mädchen wurden 2023 vollständig gegen HPV geimpft, das sind über 164 000 mehr als im Vorjahr. Während in 10 Ländern die Durchimpfungsrate zwischen 2022 und 2023 zurückging, stieg die regionsweite Durchimpfung mit der ersten Dosis bei Mädchen auf 39 % und bei Jungen auf 25 %.

Poliomyelitis (Polio)

Die Durchimpfungsrate mit der dritten Impfdosis gegen Polio blieb stabil bei 95 %, was dem Niveau von 2019 vor der Pandemie entspricht.

Dank umfangreicher Maßnahmen zur Ausbruchsbekämpfung, einschließlich der Durchführung von Nachholimpfungen, wurde ein Ausbruch des vakzine-abgeleiteten Poliovirus in der Ukraine im Jahr 2024 für beendet erklärt.

Stetiger Anstieg der Durchimpfungsraten bei anderen Impfstoffen

Die Aufnahme bzw. Einführung mehrerer anderer Impfstoffe in die Routineimpfpläne hat trotz der Herausforderungen der COVID-19-Pandemie stetig zugenommen.

Die Durchimpfung mit der dritten und letzten Dosis des Pneumokokkenimpfstoffs (PCV) beispielsweise stieg von 81 % im Jahr 2019 auf 86 % im Jahr 2023.

Die Inanspruchnahme des Rotavirus-Impfstoffs, der Neugeborenen in 26 Ländern in der Region verabreicht wird, stieg von 25 % im Jahr 2019 auf 41 % im Jahr 2023, und die Inanspruchnahme der Impfung gegen Haemophilis influenzae Typ B (Hib3) stieg ebenfalls deutlich von 81 % im Jahr 2019 auf 94 % im Jahr 2023.