"Ich habe meine gesamte Laufbahn der Behandlung und dem Schutz von Kindern vor Infektionskrankheiten gewidmet", sagt Dr. Sofia Alieva. Seit mehr als sechs Jahrzehnten ist Dr. Alieva eine wichtige Stütze im turkmenischen Gesundheitssystem und leitet mit großem Engagement die Arbeit in den Bereichen Immunisierung und Krankheitsprävention.
Als leitende Sachverständige in der Abteilung Epidemiologische Überwachung des Staatlichen Hygiene- und Epidemiologie-Kontrolldienstes beim turkmenischen Ministerium für Gesundheit und pharmazeutische Industrie trägt Dr. Alieva seit mehr als 25 Jahren maßgeblich zu den großen Erfolgen des Landes im Bereich der öffentlichen Gesundheit bei. Dank der unter ihrer Leitung geleisteten Arbeit wurde Turkmenistan für frei von Polio-Wildviren erklärt und erhielt auch je eine Zertifizierung für die Eliminierung von Malaria, Masern und Röteln.
"Ich habe in der Russischen Föderation, Usbekistan und in den letzten 35 Jahren Turkmenistan im Gesundheitswesen gearbeitet", erzählt Dr. Alieva. "Nach meinem Abschluss am Turkmenischen Staatlichen Medizinischen Institut begann ich meine Laufbahn als Bezirkskinderärztin. Bei meiner Arbeit ging es immer um die Prävention von Krankheiten und die Förderung von Impfungen bei Kindern."
Von großflächigen Krankheiten bis zum Schutz der gesamten Bevölkerung
Die Karriere von Dr. Alieva begann zu einer Zeit, als Impfstoffe noch Mangelware waren. "Damals erreichten viele Kinder wegen der grassierenden Infektionskrankheiten nicht das Erwachsenenalter. Kinderärzte wie ich hatten in der Regel bis zu 30 Kinder pro Tag zur Behandlung und arbeiteten bis in die Nacht, um Krankheiten wie Keuchhusten, Masern und Diphtherie zu bekämpfen. Manchmal kam es zum Schlimmsten - die Kinder wurden zu spät ins Krankenhaus gebracht, und wir konnten nichts mehr für sie tun.
Mit der Einführung von Impfstoffen änderte sich dies allmählich, und unsere Grafiken zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen einer höheren Durchimpfung und den niedrigeren Morbiditäts- und Mortalitätsraten.
Durch anhaltende Impfanstrengungen konnten wir eine Reihe von Infektionskrankheiten eliminieren. Heute sollten wir froh sein, dass es keine Komplikationen von Infektionskrankheiten wie Erblindung wegen Masern, Lähmungen wegen Diphtherie oder Behinderungen infolge von Poliomyelitis mehr gibt, die früher Kindern und Eltern ein Leben lang Leid bereiteten, ganz zu schweigen von der hohen Sterblichkeitsrate, die vielen Kindern das Leben kostete."
Bekämpfung der Impfskepsis - damals wie heute
"Später, als ich in Führungspositionen im Gesundheitswesen tätig war, erhielt ich Listen von Eltern, die nicht wollten, dass ihre Kinder geimpft werden. Um diese Eltern umzustimmen, bildeten wir Gruppen von meist zwei oder drei angesehenen Ärzten. Bei unseren Elterngesprächen ging es um verschiedene Infektionskrankheiten und die möglichen schweren Komplikationen einer Infektion, wie Taubheit, Erblindung, Enzephalitis, Herzmuskelentzündung und lebenslange Behinderung. Daraufhin erklärte sich ein erheblicher Teil der Eltern bereit, ihre Kinder impfen zu lassen.
"Ich erinnere mich an den Fall eines Vaters von drei Jungen, der kategorisch gegen Impfungen war. Als wir ihn zu Hause besuchten, drohte er sogar damit, die Hunde auf uns zu hetzen. Kurz darauf erkrankte seine ganze Familie an Diphtherie. Ein Kind starb, eines blieb behindert, und das dritte erholte sich. Bei einem weiteren Gespräch im Krankenhaus sagte der Vater: "Wenn Sie jemanden treffen, der die Impfung ablehnt, sagen Sie es mir. Ich bin gerne bereit, mit ihm über den Nutzen der Impfung zu reden."
Dr. Alieva betont die entscheidende Rolle des Gesundheitspersonals bei der Werbung für Impfungen. "Hausärzte, Kinderärzte und Pflegekräfte spielen eine wesentliche Rolle bei der Aufklärung über Impfstoffe und bei der Entlarvung von Mythen. Ihre Bemühungen stärken das Vertrauen in Impfungen, was zu einer Verringerung und Eliminierung von impfpräventablen Krankheiten führt."
50-jähriges Bestehen des EPI
In diesem Jahr feiert das 1974 ins Leben gerufene Erweiterte Impfprogramm (EPI) sein 50-jähriges Bestehen. Das EPI ist eine globale Initiative zur Stärkung der nationalen Impfprogramme in allen Ländern und zur Gewährleistung des Zugangs zu lebensrettenden Impfungen für jedes Kind unabhängig von seinem Wohnort oder sozioökonomischen Status. In den letzten fünf Jahrzehnten hat sich das EPI weiterentwickelt und in vielen Ländern, darunter auch Turkmenistan, hervorragende Ergebnisse erzielt und so die globale Gesundheitsarchitektur verändert.
Der 50. Jahrestag des Programms gibt als wesentlicher Meilenstein Anlass, seine Errungenschaften zu feiern, seine Wirkung hervorzuheben und neue Anstrengungen zur Stärkung der Routineimpfungen zu unternehmen.
Partnerschaft mit der EU
Ein von der Europäischen Union und der WHO gemeinsam finanziertes Projekt zur Stärkung des Impfprogramms wird derzeit in Turkmenistan und vier weiteren Ländern Zentralasiens (Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan) durchgeführt. Es dient der Unterstützung der Gesundheitsministerien in den Bereichen Impf- und Lieferkettenlogistik, Aufklärung und Kapazitätsaufbau für Gesundheitspersonal und ebnet so den Weg zur Verwirklichung der Ziele und Vorgaben der Europäischen Impfagenda 2030.