WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

09/27/2024 | Press release | Archived content

Führende Politiker aus aller Welt legen erste Zielvorgaben für die Eindämmung der durch antimikrobielle Resistenzen bedingten Krise fest

Auf der zweiten Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen auf hoher Ebene zum Thema antimikrobielle Resistenzen haben sich führende Politiker aus aller Welt auf die ersten globalen Zielvorgaben für die Eindämmung der durch antimikrobielle Resistenzen (AMR) bedingten Krise geeinigt. Die Länder verpflichteten sich, die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit bakteriellen AMR bis 2030 weltweit um 10 % zu senken, und zwar ausgehend von 4,95 Mio. Todesfällen im Bezugsjahr 2019.

AMR sind die dritthäufigste Todesursache weltweit. Weltweit sind über 1 Mio. Todesfälle direkt und 5 Mio. Todesfälle indirekt auf bakterielle AMR zurückzuführen. Prognosen zufolge werden AMR in den nächsten 25 Jahren weltweit 39 Mio. Todesfälle verursachen, was mehr als 3 Todesfällen pro Minute entspricht.

"Die heutige politische Erklärung zeigt das weltweite Bekenntnis zu kollektiven Maßnahmen zur Eindämmung von AMR", erklärt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. "Mit diesen eindeutigen Zielvorgaben und den eingegangenen Verpflichtungen können wir unsere Fortschritte beschleunigen und dafür sorgen, dass weniger Menschen an den Folgen von AMR sterben und leiden. Die politische Erklärung gibt uns die Möglichkeit, Investitionen in die Bekämpfung von AMR und Partnerschaften zu stärken sowie die Solidarität zwischen den Ländern und die gegenseitige Rechenschaftslegung zu erhöhen."

Die Tagung auf hoher Ebene baut auf der ersten Tagung dieser Art im Jahr 2016 auf und signalisiert eine große globale Anstrengung, um die drohende Gefahr zu bewältigen, die AMR für die globale Gesundheit, die Ernährungssicherheit und die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 darstellt.

Zentrale Verpflichtungen

In der politischen Erklärung verpflichteten sich die Staats- und Regierungschefs zu Folgendem:
  • Stärkung der Steuerungsmechanismen für die Reaktion auf AMR unter Anwendung eines einheitlichen Gesundheitsansatzes (One Health), Bekämpfung von AMR bei der Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen;
  • Erhöhung nachhaltiger Investitionen auf nationaler, regionsweiter und globaler Ebene zur Stärkung der nationalen Kapazitäten für die Bekämpfung von AMR;
  • Gewährleistung eines chancengleichen und zeitnahen Zugangs zu antimikrobiellen Mitteln, Impfstoffen und Diagnoseverfahren in Entwicklungsländern, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Volkseinkommen;
  • Verbesserung und Aufrechterhaltung gezielter Maßnahmen zur Förderung des Bewusstseins für antimikrobielle Resistenzen und die angemessene Nutzung und Entsorgung von antimikrobiellen Mitteln;
  • Stärkung nationaler Programme zur Prävention und Bekämpfung von Infektionen in Gesundheitseinrichtungen;
  • Reduzierung der Menge an antimikrobiellen Mitteln, die weltweit im Landwirtschafts- und Ernährungssektor eingesetzt werden;
  • Stärkung von Präventionsstrategien wie Programmen zum verantwortungsbewussten Umgang mit antimikrobiellen Mitteln und ökologischen Management von Luft, Wasser, Pflanzen, Erde, Nahrungsmitteln und Vektoren;
  • Förderung innovativer Finanzierungsmechanismen für die ressortübergreifende Gesundheitsforschung und -entwicklung;
  • Stärkung nationaler Überwachungssysteme für AMR und den Einsatz antimikrobieller Mittel.

Eine koordinierte Reaktion

"In der Europäischen Region der WHO sind AMR unmittelbar für 133 000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich und mittelbar mit 541 000 Todesfällen verbunden. Schätzungen zufolge kosten AMR allein die Europäische Union und den Europäischen Wirtschaftsraum aufgrund höherer Gesundheitsausgaben und Produktivitätsverluste bei Arbeitskräften etwa 11,7 Mrd. € pro Jahr", erklärt Robb Butler, Direktor der Abteilung Übertragbare Krankheiten, Umwelt und Gesundheit bei WHO/Europa. "Wir verfügen jetzt über die erste globale Zielvorgabe. Eindeutige und messbare Zielvorgaben können unsere Bemühungen bündeln. Deshalb haben uns unsere Mitgliedstaaten in der Europäischen Region den Auftrag erteilt, den ersten AMR-Rechenschaftsindex für die Europäische Region zu entwickeln und zu erproben, den wir im nächsten Jahr einführen werden."

Im Vorfeld der Tagung auf hoher Ebene veranstaltete Schweden, ein langjähriger Vorreiter bei der Bekämpfung von AMR in der Europäischen Region, eine Nebenveranstaltung, bei der die Notwendigkeit koordinierter Maßnahmen zur Bekämpfung von AMR hervorgehoben wurde.

"Mit Solidarität innerhalb und außerhalb der Region werden wir unsere Bemühungen weiter verstärken, um wirksame Behandlungen und die Prävention von Infektionen für alle zu gewährleisten", betonte Acko Ankarberg Johansson, die schwedische Gesundheitsministerin.

Im Anschluss an die Tagung auf hoher Ebene werden die Mitgliedstaaten im November 2024 in Saudi-Arabien zur Vierten Ministerkonferenz zum Thema AMR erneut zusammenkommen, um unter dem Motto "Von der Erklärung zur Umsetzung - Beschleunigung von Maßnahmen durch ressortübergreifende Partnerschaften für die Eindämmung von AMR" die Umsetzung der globalen Verpflichtungen zu beschleunigen.