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05/09/2024 | Press release | Distributed by Public on 05/09/2024 06:01

Bundespräsident Steinmeier gratuliert Pinchas Goldschmidt und der Konferenz der europäischen Rabbiner zur Auszeichnung mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen

Bundespräsident Steinmeier gratuliert Pinchas Goldschmidt und der Konferenz der europäischen Rabbiner zur Auszeichnung mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen

Schwerpunktthema: Pressemitteilung

9. Mai 20249. Mai 2024

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat heute dem Präsidenten der Konferenz der europäischen Rabbiner, Pinchas Goldschmidt, und den jüdischen Gemeinschaften in Europa zur Auszeichnung mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen gratuliert. Der Bundespräsident schreibt:

Sie sind für uns ein Vorbild gelebter Freiheit. Mit beeindruckender Konsequenz haben Sie nach dem Beginn des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine Ihr Amt als Oberrabbiner von Moskau niedergelegt und Russland den Rücken gekehrt. Sie haben nie gezögert, Differenzen klar aufzuzeigen und für Ihre Haltung einzustehen.

Zugleich haben Sie sich mit Ihrer zugewandten und verbindenden Art als Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz mit großem Engagement für die Religionsfreiheit eingesetzt. Bei all Ihren Bemühungen suchen Sie stets den Weg des Dialogs, bauen so Brücken zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen und fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Sie haben uns deutlich gemacht, was für ein Gewinn ein lebendiges und sichtbares Judentum ist. Dabei werden Sie nicht müde, an die einzigartige Würde eines jeden Menschen zu erinnern. Sie zeigten uns aus der Tradition des Judentums, dass Argumentieren nicht nebensächlich, sondern essentiell ist. Dass bei allen Gegensätzen die Meinung des Gegenübers stehen bleiben kann, lässt sich aus dem Talmud und anderen jüdischen Quellen lernen und ist ein großes Geschenk des Judentums an die Menschen in Deutschland, in Europa, überall auf der Welt.

Insbesondere nach dem Überfall der Hamas auf Israel mussten wir einen erschreckenden Anstieg des Antisemitismus auch in unserem Teil der Welt beobachten. Sie haben schon über die letzten Jahre mit Sorge eine Zunahme der Intoleranz gegenüber religiösen Minderheiten beobachtet. Dennoch lassen Sie sich nicht entmutigen, sondern erinnern uns stets an die europäischen Werte des Pluralismus und des gegenseitigen Respekts und werben für ein friedliches Miteinander. Danke, dass Sie dies immer wieder und unbeirrbar tun.

Ich bin auch dankbar dafür, dass unter anderem durch Ihr Wirken die Europäische Rabbinerkonferenz seit dem vergangenen Jahr ihren Sitz in München hat. Sie haben uns damit einen Vertrauensvorschuss gewährt, dem wir uns gerne würdig erweisen wollen.

Es ist für uns alle in Europa wichtig, dass wir unsere höchsten Güter - die Freiheit, die Toleranz und die Mitmenschlichkeit - schätzen, hüten und verteidigen. Dazu brauchen wir die jüdischen Gemeinden in Europa, dazu brauchen wir auch weiterhin Ihre starke Stimme.