Landtag des Landes Schleswig-Holstein

11/20/2024 | Press release | Distributed by Public on 11/20/2024 09:47

Martin Habersaat zu TOP 18: Die Sozialen Medien gehen nicht wieder weg

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
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Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE - 20. November 2024
Martin Habersaat Die Sozialen Medien gehen nicht wieder weg TOP 18: Medienbildung an Schulen braucht solide Grundlagen (20/2583, AltA 20/2694)
"Für Kinder und Jugendliche gibt es in den Sozialen Medien nichts, was es nicht gibt: Videos vom Krieg Russlands gegen die Ukraine. Vom Terrorangriff auf Israel. Von Israels Gegenoperationen. Demokratiefeindliche Influencer*innen, die Kinder und Jugendliche dank Algorithmen in Wahrnehmungstunnel locken. Erwachsene, die sich an Kinder heranmachen. Jugendliche, die das Foto der nackten Exfreundin in den Klassenchat posten oder es vorher noch per KI in einen Porno einbauen. Kinder, die sich mobben bis zum Selbstmord.
Doch wer schützt unsere Kinder in der digitalen Welt? Altersgrenzen (Instagram z.B. ist erst ab 13, WhatsApp ab 16) werden oft umgangen, teilweise von Eltern, die die Accounts für ihren Nachwuchs anlegen. Und die Medienkompetenzstrategie der Landesregierung ist, freundlich formuliert, eher langfristig und ressourcenschonend angelegt.
Es gibt verschiedene Initiativen, um den Schutz zu verstärken. Beispielsweise das Netzwerk Medienkompetenz SH mit seinem Safer Internet Day.
Welche Verantwortung kommt den Schulen in diesem Zusammenhang zu? Welche der Politik? Was müssen Eltern leisten und welche Unterstützungsangebote gibt es?
Das sind Fragen, auf die eine Antwort zu kurz greift: Handy-Verbote. Das war das Fazit der Veranstaltung "Soziale Medien und Schulkultur" der SPD-Landtagsfraktion mit Expertinnen und Experten aus einem breiten Spektrum: Eltern, Lehrkräfte, Wissenschaft und Landesmedienanstalt. Aus dieser Veranstaltung ist der vorliegende Antrag entstanden.
Viele Kinder und Jugendliche sind sich der Risiken bewusst und wünschen sich klare Regeln und Aufklärung.
Die Schule ist der einzige Ort, an dem wir das zuverlässig allen bieten können. Sie muss deshalb auch ein Ort des Übens sein. Soziale Medien gehören in die Schule, dürfen und müssen dort vorkommen. Wir sollten sogar darüber nachdenken, wie wir über die Schulen auch Eltern

1 erreichen. Denn vor allem gemeinsam mit medienbewussten Eltern können wir die Medienkompetenz der Schüler*innen stärken.
Von einem Handyverbot in der Schule gehen die Sozialen Medien nicht wieder weg. Nach dem Unterricht würde über das Handy trotzdem gemobbt werden können, könnten sich Kinder in verschwörungsideologischen Bubbles verlieren. Auch hier kann Schule übrigens gegensteuern. Im Geschichtsunterricht wurde auch vor der Erfindung des Internets schon hinterfragt, wie glaubwürdig eine Quelle ist.
Auch für die Politik gibt es einiges zu tun: Schulen brauchen die entsprechende technische und personelle Ausstattung und Lehrkräfte die notwendigen Fortbildungen. Von der Schule gestellte Endgeräte könnten für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen und eine zentrale Administration gegen einen Missbrauch dieser Geräte wirken.
Die ICILS-Studie zeigte gerade, dass es bei der Ausstattung der Schülerinnen und Schüler mit digitalen Endgeräten, auch um Chancengerechtigkeit zu ermöglichen, noch erheblichen Entwicklungsbedarf gibt. Darauf weisen wir schon länger hin. Diese Geräte waren von Daniel Günther eigentlich für 2022 versprochen und ich bin gespannt, wie Sie heute wieder von diesem Versprechen ablenken.
Die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind in den vergangenen 10 Jahren gesunken. Dass Bergab nach der Pandemie zeigt sich in Schleswig-Holstein an den rückläufigen Nutzungszahlen des Lernmanagement-Systems itslearning: nur 51.643 von 372.300 Schülerinnen und Schülern, also ca. 14%, arbeiten noch mit itslearning. 86% der Lernenden nicht.
Die Landesregierung muss dazu übergehen, die Schulen nicht nur verbal, sondern auch tatsächlich in der Digitalisierung des Lehr-Lern-Prozesses und der Medienbildung zu unterstützen.
Wie sollen Kinder denn mehr als "klicken und wischen" lernen, wenn ihnen Handys in der Schule verboten und keine digitalen Endgeräte gestellt werden?"

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