Stadt Wiesbaden

12/15/2022 | Press release | Distributed by Public on 12/15/2022 03:31

740.000 Euro Fördergelder für Renaturierung und Hochwasserschutz

Die hessische Umweltministerin Priska Hinz hat am Donnerstag, 15. Dezember, im Wiesbadener Ortsteil Auringen Fördergelder zur Renaturierung und zum Hochwasserschutz am Wickerbach und am Käsbach an die ehrenamtliche Stadträtin Bettina Gies übergeben. Um beide Bäche in Teilabschnitten zu renaturieren, stellt das Land Hessen auf Grundlage der Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen zur Gewässerentwicklung und zum Hochwasserschutz für diese städtischen Projekte Fördergelder im Gesamtwert von rund 740.000 Euro zur Verfügung.

Stadträtin Gies und Umweltministerin Hinz erläuterten bei einem gemeinsamen Ortstermin am bereits renaturierten Aubach die im Oktober begonnenen Maßnahmen und informierten gleichzeitig über das geplante Käsbach-Projekt. Hier soll es im Januar losgehen. Gies nahm im Beisein zahlreicher Vertreter der Ortspolitik und der Behörden die Zuwendungsbescheide von der Umweltministerin entgegen. Der Wickerbach mit seinem Nebengewässer Aubach darf mit einer Zuwendung in Höhe von rund 420.000 Euro rechnen, die Käsbach-Renaturierung erhält eine Förderung von rund 320.000 Euro. Die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie kann damit in Wiesbaden weiter erfolgreich fortgeführt werden.

Die Anwesenden hoben hervor, dass mit der Renaturierung wieder intakte Lebensräume für zahlreiche Tiere und Pflanzen geschaffen werden. Die Renaturierungsmaßnahme am Aubach und Wickerbach befindet sich derzeit in der Umsetzung. Auf einer Gewässerstrecke von rund 2,5 Kilometern zwischen Reitzenmühle und der Mehrzweckhalle Auringen wurde das sogenannte "Nassauer Gestück" (massiver Steinverbau aus dem letzten Jahrhundert) in Teilabschnitten innerhalb der städtischen Bachparzelle aufgebrochen und umgelagert. Natürliche Elemente wie Wurzelstöcke bereichern jetzt die Struktur. Im Bereich unterhalb der August-Ruf-Straße konnte ein zehn Meter breiter Gewässerrandstreifen erworben werden. Hier wurde ein "neuer Gewässerarm" abgegraben, damit bei höheren Abflüssen Wasser in diesen Bereich strömen kann. Bei Niedrigwasser verbleibt das Wasser im ursprünglichen Bachbett und ermöglicht so den Wasserorganismen auch in trockenen Sommermonaten weiterhin eine Durchwanderbarkeit.

Im Oberlauf des Wickerbachsystems ist die artenschutzrechtlich besonders schützenswerte Steinkrebspopulation bekannt, die auf der Roten Liste Deutschlands als stark gefährdete Art eingestuft wird. "Dennoch war der Fund von rund 30 Steinkrebsen, inklusive trächtiger Steinkrebsweibchen, eine kleine Sensation" berichtet Stadträtin Gies. Diese während der Bauzeit abgekärcherten Steinkrebse wurden in den bereits renaturierten Gewässerabschnitt des Aubachs im Oberlauf umgesetzt. Um die vorhandene Steinkrebspopulation zu schützen, wurde die befestigte Gewässersohle an rund 20 Stellen händisch aufgebrochen.

Im Januar sollen außerdem Renaturierungsmaßnahmen am Käsbach zwischen Siebenmorgenweg und Dornfelderweg in Kostheim durchgeführt werden. "Dieser 55 Meter lange Streckenabschnitt befindet sich derzeit in einer massiv ausgebauten Betongerinne inmitten der Kostheimer Ortslage", erläutert Gies. Der Käsbach soll hier wieder ein breiteres Bachbett mit einer Niedrigwasserrinne und einzelnen Wassergumpen bekommen. Dies ermöglicht den Fischen zukünftig auch in sehr trockenen Sommern im Gewässer zu überleben. Durch die Verbreiterung des Gewässerprofils und einer Vertiefung der Sohle kann die Hochwassersituation sogar entschärft werden.

Gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die bereits seit Dezember 2000 in Kraft ist, müssen bis spätestens 2027 Flüsse und Bäche in einen guten ökologischen Zustand gebracht werden. "Eine gute Sache, aber ein ehrgeiziges Ziel, denn vielerorts fehlt es an Personal und finanziellen Mitteln", so Gies. Oft erschwerten schwierige Randbedingungen, wie eng bebaute Ortslagen, Denkmalschutz oder landwirtschaftliche Interessen, die Umsetzung und erforderten von allen Beteiligten den Mut auch mal über den eigenen Schatten zu springen. "Die großzügige finanzielle Unterstützung des Landes Hessen muss deshalb im Hinblick auf das EU-weite Ziel als Chance genutzt werden", sagt Gies, die weiterhin an vielen Wiesbadener Bächen Handlungsbedarf sieht, obwohl schon vieles erreicht worden sei, abschließend.

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