CAU - Christian-Albrechts-Universität

09/23/2024 | Press release | Distributed by Public on 09/23/2024 08:18

Autonome Algenfarm für die Fensterbank

Superfood-Algen autark auf der heimischen Fensterbank anbauen: Mit dieser Gründungsidee startet das Unternehmen "MySpirulina" an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) durch - und überzeugt dank intensiver Beratung und Begleitung des campuseigenen Zentrums für Entrepreneurship (ZfE) jetzt auch die Jury des bundesweiten Gründungsstipendiums EXIST.

"Algen wachsen superschnell, und produzieren wichtige Proteine, Mineralien, Vitamine und Antioxidantien", erläutert Jungunternehmer Ben Schwedhelm (BA der Biologie an der CAU) aus dem vierköpfigen "MySpirulina"-Team. "Außerdem sind sie nachhaltig im Anbau, binden CO2 und produzieren Sauerstoff", erklärt er weiter, "sowohl die Weltgesundheitsorganisation als auch die NASA betiteln sie deshalb schon lange als 'Nahrungsmittel der Zukunft´."

Um das gesunde "Future Food" jetzt ohne Verpackungsmüll und Transportemissionen für jedermann zugänglich zu machen, entwickelte das "MySpirulina"-Team eine smarte, solarbetriebene Mikroalgen-Farm für den Heimgebrauch. Während Konstrukteur und Biologiestudent Jan Thode (CAU) vorrangig an heimischen 3-D-Druckern am Produkt feilt, ist Sara Farzaneh Nejad, Studentin der Wirtschaftskommunikation, von Berlin aus für Wirtschaftlichkeit und Marketing des Startups zuständig. Sportwissenschafts- und Informatik-Student Yannic Lott hat indes den Hut auf, was IT und Produktentwicklung bei "MySpirulina" anbelangt. Und Algen-Fan Schwedhelm treibt den Bereich Forschung und Produktentwicklung im jungen Unternehmen voran. Mithilfe der eingeworbenen finanziellen Mittel kann das aktuelle "MySpirulina"-Quartett sein Produkt und sein Business nun bis zur Marktreife weiter perfektionieren. Ohne Unterstützung des Zentrums für Entrepreneurship an der CAU wäre das kaum möglich geworden.

Dort kam Schwedhelm im Founder's Basic-Kurs die Idee, sein langjähriges Hobby zum Startup zu machen. Schon als Abiturient hatte er damit begonnen, die Mikroalge Spirulina im Limonadenglas auf der Fensterbank seines Kinderzimmers anzubauen. "Damals habe ich meine Algen noch regelmäßig mit Mutters Kochlöffel umgerührt", erinnert sich der junge Unternehmer. Heute werden die optimalen Belüftungsintervalle automatisch von der solarbetriebenen Algenfarm "MySpirulina" übernommen.

Um seine Forschung an Spirulina weiter voranzutreiben, kann Ben Schwedhelm heute die Labore des Botanischen Instituts der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel nutzen. Fachlich unterstützt ihn dabei Professor Dr. Rüdiger Schulz. "Ohne Herrn Schulz und ohne Anke, Jan und Leve vom Zentrum für Entrepreneurship wäre unser Produkt nie so weit gekommen", sagt der junge Biologe rückblickend. Das ZfE -Trio hat "MySpirulina" seit 2023 kontinuierlich beraten und gecoacht - beispielsweise beim Entwickeln des Geschäftsmodells, bei rechtlichen Fragen oder beim Perfektionieren von Pitches und Antragsschreiben für mehrstufige Bewerbungsverfahren von Gründungsstipendien. Mit Erfolg.

Bereits 2023 erhielt "MySpirulina" im "Fleet7 Prototyping Kit" eine Finanzspritze nebst Arbeitsplatz im Cowoking Space zur Produktentwicklung. Anschließend ermöglichte das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein Ben Schwedhelm und seinem Team am gemeinsamen Vorhaben weiterzufeilen: Acht Monate lang erhielten die Teammitglieder monatliche Zuwendungen sowie Sachmittel für die Umsetzung der ersten Prototypen. Schließlich warb "MySpirulina" jetzt über das EXIST-Programm des Bundes neuerlich Stipendienzahlungen - gestaffelt nach Graduierung der Teammitglieder - sowie Sachmittelförderungen ein. Insgesamt stehen dem Startup nun fast 120.000 Euro bis Juli 2025 zur Verfügung, um die Spirulina-Farm marktreif zu machen. "Viel im Coworking-Space am ZfE zu arbeiten ist dabei total hilfreich für uns", findet Ben Schwedhelm, "sobald Du eine kleine kurze Frage hast, gibt es dort immer eine Tür zum Anklopfen und Du bekommst direkt Antworten oder Feedback."

Am 14. August dieses Jahres hat das Algen-Startup einen Meilenstein erreicht und eine GmbH gegründet. Bereits im Frühjahr 2025 soll die Fensterbank-Farm für spiralförmige Mikroalgen zu einem Stückpreis von 150 Euro an den Markt gehen. Der Slogan zum Produkt: "You grow it - you know it", denn: "Spirulina ist superresistent, die Mikroalge wächst in extrem basischem Milieu", erklärt Biologe Schwedhelm, "durch unser salzhaltiges Nährmedium erhöht sich der PH-Wert auf zehn bis elf, darin kann nichts anderes wachsen als Spirulina. Kontamination ausgeschlossen."

Auf die leistungs- und konzentrationsfördernde Wirkung der reinen Spirulina-Alge sollen übrigens bereits die Azteken geschworen und sich mit Mikroalgen-Kuchen für lange Wanderungen gewappnet haben. Weitere Rezepte mit der Mikroalge - von Lachs-Nudeln über "Grünen Smoothie" bis hin zum Spirulina-Hefezopf - gibt es auch auf der Homepage des Start-Ups.

Text. Antonia Stahl