WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

11/05/2024 | Press release | Distributed by Public on 11/06/2024 17:46

Erste lokale Übertragung von Mpox der Klade Ib in der Europäischen Region der WHO im Vereinigten Königreich bestätigt

Kopenhagen, 5. November 2024

Das Vereinigte Königreich hat zwei weitere Fälle von Mpox der Klade Ib bestätigt. Beide Patienten leben in demselben Haushalt mit einer Person, die kurz nach einer Reise in mehrere afrikanische Länder positiv getestet wurde. Damit sind sie die ersten lokal übertragenen Fälle von Mpox der Klade Ib in der Europäischen Region der WHO und die ersten außerhalb von Afrika seit der erneuten Ausrufung einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite im August 2024.

"Das Gesamtrisiko für die Allgemeinbevölkerung im Vereinigten Königreich und in der Europäischen Region ist nach wie vor gering, doch die lokale Übertragung von Mpox der Klade Ib sollte für die Gesundheitssysteme in unserer Region der Anstoß sein, ihre Überwachungsmaßnahmen zu verstärken und sich bei Verdachtsfällen wie auch bestätigten Fällen auf eine rasche Kontaktverfolgung vorzubereiten", sagte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa. "Personen, die vermuten, dass sie infiziert sein könnten, müssen ermutigt werden, sich testen und behandeln zu lassen und eine weitere Übertragung zu verhindern, ohne Stigmatisierung und Diskriminierung befürchten zu müssen."

Mpox verbreiten sich zwischen Menschen vor allem durch engen Körperkontakt, und namentlich durch sexuelle Kontakte. Auch der Kontakt mit virenverseuchten Gegenständen wie Bettwäsche oder Kleidung spielt eine Rolle, und unter bestimmten Umständen kann es bei Personen, die mit Betroffenen in engem Kontakt stehen, auch zu einer Tröpfcheninfektion der Atemwege kommen; Letzteres gilt jedoch nicht als wahrscheinlicher Übertragungsweg.  

Zu den Maßnahmen zur Verringerung des Infektionsrisikos mit Mpox, insbesondere bei Reisen in Länder, in denen es zu Ausbrüchen kommt, gehören die Vermeidung von engem Hautkontakt (einschließlich sexueller Kontakte) mit Personen, die Symptome haben, das Händewaschen und die Impfung, sofern sie angeboten wird. Die Empfehlungen der WHO zur Impfung gegen Mpox bleiben vorerst unverändert. Sofern verfügbar, sollten die gegen beide Kladen wirksamen Mpox-Impfungen vorrangig Risikogruppen angeboten werden, also all jenen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit in engen Kontakt mit infizierten Personen kommen, etwa Gesundheitspersonal und Menschen mit mehreren Sexualpartnern, wie Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten.

Wenn Sie Mpox haben, wird Ihr Arzt Ihnen unabhängig von der Klade raten, was Sie während Ihrer Genesung tun sollten. Befolgen Sie die in Ihrem Land geltenden Empfehlungen, ob Sie sich zu Hause erholen sollten oder in einer Gesundheitseinrichtung behandelt werden müssen. Wenn Ihnen geraten wird, sich zu Hause zu isolieren, schützen Sie Ihre Mitbewohner so gut wie möglich, indem Sie sich in einem separaten Raum aufhalten, Kleidung, Bettwäsche, Handtücher und Utensilien nicht gemeinsam benutzen, für eine gute Belüftung im Haus sorgen und alle Haushaltsmitglieder dazu anhalten, sich häufig die Hände zu waschen und Oberflächen zu desinfizieren.

Viren der Klade II waren 2022 für den Mpox-Ausbruch in der Europäischen Region der WHO verantwortlich, von dem hauptsächlich Männer mit gleichgeschlechtlichen Sexualkontakten betroffen waren. Viren der Klade Ib sind seit Monaten in der Demokratischen Republik Kongo weit verbreitet und wurden inzwischen auch aus Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda gemeldet. Darüber hinaus wurden eingeschleppte Fälle in Deutschland, Indien, Schweden und Thailand registriert.

Das Auftreten neuer Krankheitserreger ist ein Nebenprodukt unserer eng verflochtenen Welt, und es ist nicht ungewöhnlich, dass sich enge Kontakte einer infizierten Person aufgrund des hohen Risikos auch mit Mpox infizieren. Doch wie bei jedem sich entwickelnden Krankheitsausbruch stellt diese Ungewissheit ein Risiko dar.

Daher ist es unbedingt notwendig, dass wir wachsam bleiben, um Verdachtsfälle zu erkennen und darauf zu reagieren und um Stigmatisierung, Falschinformationen und Angst zu bekämpfen, die oft Gegenmaßnahmen behindern und Menschen davon abhalten können, sich testen oder behandeln zu lassen. Ebenso müssen Länder mit neuen Fällen oder zunehmenden Fallzahlen Informationen schnell, vollständig und transparent weiterleiten, damit andere geeignete Maßnahmen ergreifen können, um die Ausbreitung von Mpox zu stoppen.

"Ich beglückwünsche das Vereinigte Königreich zu seinem schnellen Handeln bei der Erkennung und Bekämpfung dieses Clusters und zu seiner klaren und transparenten Kommunikation im Sinne einer zeitnahen Meldung und Datenweitergabe", fügte Dr. Kluge hinzu. "Ich fordere alle 53 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region der WHO nochmals auf, die ständigen Empfehlungen der WHO zu befolgen und die Überwachung zu verstärken, um die Mpox-Kladen I und II erkennen, fundierte Gesundheitsempfehlungen geben und den Zugang zu Impfstoffen und antiviralen Medikamenten verbessern zu können. Es ist auch wichtig, enge Kontaktpersonen in Haushalten von infizierten Personen zu unterstützen. Die WHO rät von Handels- oder Reisebeschränkungen aufgrund von Mpox ab."

Aufgrund unserer Erfahrungen mit Mpox wissen wir, was funktioniert: eine strenge Überwachung zur Identifizierung von Fällen, die Isolierung und Behandlung von Infizierten, eine Rückverfolgung und engmaschige Überwachung von Kontaktpersonen, eine klare Risikokommunikation, die sich mit Ängsten und Stigmatisierung auseinandersetzt, und ein regelmäßiger Datenaustausch.

"Jetzt ist es an der Zeit, diese Maßnahmen flächendeckend anzuwenden, die betroffenen Gruppen einzubeziehen und eine weitere Übertragung zu verhindern", sagte Dr. Kluge abschließend. "WHO/Europa steht bereit, die Mitgliedstaaten zu unterstützen, u. a. durch das kürzlich ins Leben gerufene Paneuropäische Netzwerk für Krankheitsbekämpfung, das derzeit unter dem Vorsitz der britischen Behörde für Gesundheitssicherheit steht. Gemeinsam können wir die Ausbreitung der Mpox stoppen."