Office of the Federal President of the Republic of Austria

06/20/2024 | Press release | Distributed by Public on 06/20/2024 03:54

»Wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen.«

Rede des Bundespräsidenten zur Eröffnung des Austrian World Summit 2024

Meine Damen und Herren,
liebe anwesende Ehrengästeaus dem In- und Ausland,
sehr geehrter Vizepräsident der Europäischen Kommission Herr Maroš Šefčovič,
lieber Arnold!
Exzellenzen!

Schön, dass Sie heute alle hier sind.

Willkommen in Wien.

Sie haben es bestimmt auch mitbekommen: "Schwere Überschwemmungen." "Brutaler Hagelsturm." "Tornado an der Landesgrenze." "Unwetter und Starkregen." "Murenabgänge." "Sturzflut." "Lebensgefahr."

Das sind die Schlagzeilen von vergangener Woche. Mehr als das: Es sind Schicksale. Es sind Menschen, die um ihr Hab und Gut - oft ihr Leben - bangen.

Nicht nur hier in Österreich und auch nicht nur vergangene Woche.

Die Auswirkungen der Klimakrise treffen immer mehr Menschen an immer mehr Orten immer öfter immer härter.

Warum?

Unsere Nutzung fossiler Brennstoffe, unser Umgang mit Tieren und Pflanzen und unsere Verschwendung von Ressourcen machen unseren Planeten kaputt.

Wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen.

Das wird ein tiefer und schmerzhafter Fall, wenn wir uns nicht aufraffen, etwas zu verändern.

Veränderung. Da ist es, das Schlüsselwort.

Wir Menschen haben einen gewissen gesunden Respekt vor Neuem. Aber ich garantiere Ihnen: Wir Menschen können Veränderung!

Sie ist sogar eine unserer größten Stärken. Sie liegt in unserer Natur. Wie sonst auch hätten wir uns vom schwimmendem zum kriechenden zum kletternden zum aufrecht gehenden, selbstreflexiven Wesen entwickelt?

Es ist ein ständiger Kampf zwischen der Angst vor Neuem und dem Streben nach Neuem.

Gerade, wenn es um Maßnahmen geht, die das Klima schützen, machen sich Ängste in den Köpfen breit: Was, wenn es unbequem wird? Was, wenn ich irgendwo Abstriche machen muss? Was, wenn alles anders wird - und schlechter?

Ich stelle die Gegenfrage: Was, wenn alles anders wird - und besser?

Dazu müssen wir uns nur vor Augen führen, was wir alles gewinnen können:

Wir gewinnen Städte, die grün und energieautark sind.

Bergwiesen mit sauberer Luft und sauberem Wasser.

Wir gewinnen Wohnungen und Häuser, die wir mit nachhaltiger Energie heizen und kühlen.

Wir gewinnen Straßen, auf denen klimafreundliche Mobilität herrscht.

Wir gewinnen eine Welt, in der wir Menschen mit den Ressourcen dieser Erde gut auskommen.

Wir gewinnen Sommer ohne extreme Hitzewellen, ohne ständige Überflutungen, ohne drohende Wasserknappheit, ohne wochenlange Dürren und ohne vernichtende Hagelstürme.

Wir gewinnen eine gute Zukunft. Also: Ja, es wird anders. Es wird anders - und besser.

Dieses "Anders und besser" müssen wir alle uns aber aktiv aussuchen.

Einerseits mit den vielen Kleinigkeiten, die wir jeden Tag und immer wieder tun können:

Mit Ideen. Mit Initiativen. Mit Gesprächen. Mit Events. Mit den vielen Entscheidungen, die wir täglich treffen.

Aber auch wenn die vielen Kleinigkeiten wichtig sind - so ist es letztlich die Politik, die große Umwälzungen vorantreiben muss.

Die Politik muss ein faires Umfeld schaffen, in der es den Unternehmen, den Gemeinden, den Städten - allen Menschen leicht fällt, Klimaschutzmaßnahmen zu treffen.

Die Politik muss dafür sorgen, dass niemand mehr an unserem Ast sägt. Nur dieses eine Zuhause Ich habe nachgeschaut: Der nächste möglicherweise bewohnbare Planet ist 4,2 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Wenn Sie also keinen Warp-Antrieb[1] in der Garage stehen haben, hilft das alles nichts:

Wir haben nur dieses eine Zuhause.

Und wir dürfen nicht zu bequem sein, es zu retten.

Auch wenn das bedeutet, die eine oder andere Gewohnheit zu ändern.

Wie gesagt: Es wird anders - und besser!

Vielen Dank.

[1] Überlichtgeschwindigkeit, Star Trek Referenz

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