In der Stadt Augsburg wird die reformierte Schuleingangsuntersuchung eingeführt

04.07.2024 15:53 | Pressemitteilungen

Durchführung des Hörtests im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung durch Julia Knöpfle, Medizinische Fachangestellte. Bildnachweis: Lara Mengis / Stadt Augsburg

• Umstellung auf neues Konzept erfolgt ab September 2024
• Schuleingangsuntersuchung erfasst mehr Bereiche
• Schrittweise Vorverlegung um ein Jahr
• Frühere und gezieltere Förderung für bestmöglichen Schulstart
• Keine Beeinflussung des Einschulungszeitpunkts und -alters

Bislang hat die Schuleingangsuntersuchung einige Monate vor der Einschulung stattgefunden. Wie wissenschaftliche Erkenntnisse jetzt zeigen, ist eine frühere Untersuchung für die Kinder von Vorteil. "Es geht nicht um die Frage, ob ein Kind schulfähig ist, sondern darum, ob es Hilfe für den erfolgreichen Übertritt vom Kindergarten in die Schule benötigt", erklärt Dr. Thomas Wibmer, Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Augsburg.

Untersuchung im vorletzten Kindergartenjahr
Das Konzept der Schuleingangsuntersuchung wurde daher überarbeitet und im Rahmen des Pilotprojektes "Gesundheits- und Entwicklungsscreening im Kindergartenalter" (GESiK) erfolgreich erprobt. Im Juli 2018 hat der Bayerische Ministerrat die flächendeckende Einführung der überarbeiteten Schuleingangsuntersuchung beschlossen. Zukünftig werden die Kinder bereits im vorletzten Kindergartenjahr untersucht. In der Stadt Augsburg wird dieses neue Konzept unter dem Namen "reformierte Schuleingangsuntersuchung" (rSEU) ab September 2024 eingeführt.

Auch der Untersuchungsumfang wird erweitert
Bislang fand die Schuleingangsuntersuchung im letzten Kindergartenjahr statt, also zwölf bis drei Monate vor der Einschulung. Oft reicht Kindern mit Entwicklungsrückständen diese Zeit nicht aus, um bis zum Schuleintritt gegenüber Gleichaltrigen durch Förderung aufzuholen. Besonders kritisch sind auch Störungen des Sehens oder Hörens, für deren Behandlung es eine sensible Phase in der frühen Kindheit gibt.

Lesen, Schreiben und Rechnen sind zentrale kulturelle Fähigkeiten. Etwa jedes achte Schulkind in Deutschland erfüllt die Kriterien für eine schulrelevante Teilleistungsstörung wie Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche. Diese Störungen nehmen nicht selten einen chronischen Verlauf und können mit der Entstehung von Verhaltensstörungen einhergehen. Vorläuferfähigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens werden im Kindergartenalter erworben und sind in diesem Alter erfassbar.

Das Konzept der reformierten Schuleingangsuntersuchung sieht daher neben der Vorverlegung des Untersuchungszeitpunktes in das vorletzte Kindergartenjahr zwei wesentliche Aspekte vor: die Erweiterung des Untersuchungsumfangs sowie die Ausweitung der schulärztlichen Untersuchung, sofern eine Entwicklungsverzögerung oder gesundheitliche Beeinträchtigung festgestellt werden sollte.

Entwicklungsverzögerungen frühzeitig erkennen

"Ziel der rSEU ist es, möglichst frühzeitig Entwicklungsverzögerungen zu erkennen, familiäre oder professionelle Förderung anzuregen und bei Bedarf bei der Veranlassung diagnostischer und unterstützender Maßnahmen zu helfen", sagt Dr. Barbara Hefele, Leiterin der Abteilung Kinder- und Jugendgesundheit im Gesundheitsamt der Stadt Augsburg. "Bei einer auffälligen Untersuchung kann künftig länger vor Schuleintritt eine gezielte Förderung stattfinden. Das kann betroffenen Kindern und deren Familien den Start ins Schulleben erleichtern. Es geht also darum, im Bedarfsfall Hilfen zu mobilisieren, nicht darum, eine 'Prüfung' zu bestehen", so die Ärztin.

Umstellung erstreckt sich über längeren Zeitraum
Die Vorschulkinder, die im Herbst 2024 in die Schule kommen, haben die Schuleingangsuntersuchung schon größtenteils durchlaufen. Ab September 2024 werden dann die jüngeren Kinder, die im Herbst 2025 in die Schule kommen, nach der rSEU untersucht. Die Umstellung auf den vorverlegten Untersuchungszeitpunkt wird sich voraussichtlich über einen längeren Zeitraum erstrecken und jedes Jahr weiter in das vorletzte Kindergartenjahr hineinverlagern. Somit können während der Umstellungsphase noch nicht alle Kinder im vorletzten Kindergartenjahr untersucht werden. Das Untersuchungsschema wird jedoch für alle Kinder das neue Konzept der rSEU beinhalten.

Gesundheitsamt informiert Eltern
Ab September 2024 wird die Untersuchung der Kinder im letzten Kindergartenjahr, die zwischen dem 1. Oktober 2018 und dem 30. September 2019 geboren sind, nach dem neuen Untersuchungsschema starten. Die entsprechende Einladung mit allen relevanten Informationen erhalten die Eltern rechtzeitig abhängig vom Geburtsdatum des Kindes vom Gesundheitsamt.

Weitere Informationen unter: augsburg.de/schuleingangsuntersuchung