État de Fribourg

10/17/2022 | Press release | Distributed by Public on 10/17/2022 04:49

Gebietsfremde Mollusken in den Freiburger Seen

17 Oktober 2022 - 10H05

Im Sommer 2022 wurden 6 Freiburger Seen untersucht, um zu kontrollieren, ob sich die Quaggamuschel verbreitet hat. Diese aus der Schwarzmeerregion stammende Muschel konnte nicht neu nachgewiesen werden. Jedoch wurden andere gebietsfremde Mollusken gefunden. Die Ausbreitung kann verhindert werden, indem man einige Empfehlungen befolgt.

Die Quaggamuschel ist seit einigen Jahren im Neuenburgersee und im Murtensee präsent. Im Sommer 2022 wurde der Lac de Lessoc, Lac de Monsalvens, Greyerzersee, Pérollessee, Schiffenenesee und Schwarzsee auf das Vorkommen der Quaggamuschel hin untersucht. Die verwendete Methode ist in der Lage die 4 häufigsten gebietsfremden Weichtiere (Schnecken und Muscheln) aufzuzeigen, indem die DNA dieser Tiere im Wasser aufgespürt werden kann. Die Quaggamuschel wurde in keinem der untersuchten Seen nachgewiesen. Jedoch konnten im Greyerzersee, Pérollessee, Schiffenensee und im Schwarzsee Gebietsfremde Mollusken gefunden werden. Kein Nachweis wurde im Lac de Montsalvens und Lac de Lessoc erbracht. Ein nächstes Screening ist für 2024 vorgesehen.

Nachgewiesene gebietsfremde Weichtiere

Quaggamuschel (Dreissena bugenis)

Zebramuschel (Dreissena polymorpha)

Körbchenmuschel (Corbicula fluminea)

Zwergdeckelschnecke (Potamopyrgus antipodarum)

Lac de Lessoc

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Lac de Montsalvens

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Greyerzersee

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Ja

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Pérollessee

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Ja *

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Ja

Schiffenensee

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Ja

Ja

Ja

Schwarzsee

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Ja

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* Im 2022 wurden im Pérollesee, der direkt mit dem Greyerzersee und dem Schiffenensee verbunden ist, keine Zebramuschel nachgewiesen, obwohl diese in den beiden oberhalb und unterhalb liegender Seen vorhanden ist. Bei früheren Untersuchungen im Oktober 2021 konnten kleinste Spuren der Zebramuschel im Pérollessee nachgewiesen werden. Daher muss davon ausgegangen werden, dass diese Art, wenn auch nur in einer kleinen Anzahl, im Pérollessee präsent ist.

Empfehlungen zur Verhinderung der Verbreitung gebietsfremder Arten

Die Verbreitung der gebietsfremden Weichtiere erfolgt meist durch den Schiffsverkehr. Im Kanton Freiburg ist dies der Transport von Freizeitbooten oder auch von Wassersportausrüstung, die nicht gewaschen und getrocknet wurde. Um eine Verbreitung der gebietsfremden Arten zu verlangsamen oder zu verhindern, werden folgende Verhaltensempfehlungen gemacht:

  • Reinigen Sie Ihr Boot mit einem Hochdruckreiniger nach dem Auswassern
  • Kontrollieren Sie, dass keine Rückstände am Rumpf, dem Motor oder an den Seilen bleiben.
  • Lassen Sie das Boot trocknen, bevor Sie es in einem anderem Gewässer einwassern.
  • Wassersportmaterial wie Fischernetze, Neoprenanzüge, SUP, Fischerstiefel usw. sollten ebenfalls gewaschen und vollständig getrocknet werden, bevor sie in ein anderes Gewässer gelangen.

Besondere Vorsicht muss beim Transport aus dem Murtensee und dem Neuenburgersee geboten werden, da die Quaggamuschel dort nachgewiesen wurde.

Quaggamuschel (Dreissena bugensis)

Die Quaggamuschel stammt aus dem Schwarzmeerraum und wurde wahrscheinlich mit dem Schiffstransport durch den Donau-Main-Kanal via Rhein in die Schweiz eingeschleppt. Der erste Nachweis in der Schweiz wurde 2014 in Basel gemacht. Seither verbreitet sich die Art in der Schweiz hauptsächlich durch den Transport von Freizeitbooten und durch die passive Verbreitung der Larven flussabwärts. Im Kanton Freiburg ist sie seit 2017 im Neuenburger- und seit 2021 im Murtensee. Die Quaggamuschel besiedelt alle Arten von Substrat und kommt bis in grosse Tiefen vor. Sie verdrängt die einheimischen Arten am Seegrund und breitet sich unkontrolliert aus. Die Auswirkungen auf das Ökosystem sind katastrophal. Die Muscheln sind Filtrierer und fressen daher grosse Mengen an Plankton. Dies kann eine Veränderung des Nahrungsnetzes zur Folge haben und schlimmstenfalls zu einem starken Rückgang der Fischfauna führen. Die Betreiber von Wasserfassungen und Einleitungen müssen mit erhöhtem Wartungsaufwand und Kosten rechnen, da die Quaggamuschel auch künstliche Installationen besiedelt und Rohre verstopft.

Vergrössern Quaggamuschel (Dreissena bugensis) © Etat de Fribourg - Staat Freiburg

Zebramuschel (Dreissena polymorpha)

Die Zebramuschel stammt ebenfalls aus dem Schwarzmeerraum und wurde bereits in den 60ern Jahren in die Schweiz eingeschleppt und ist mittlerweile in fast allen grösseren Seen der Schweiz zu finden. Nach einem Höhepunkt der Besiedelung in den 70er Jahren konnte ein Rückgang der Population beobachtet werden. Mit dem Einwandern der Quaggamuschel wird sie teilweise vollständig verdrängt.

Die Zebramuschel ähnelt stark ihrer Schwester-Art der Quaggamuschel, jedoch kann sie nur festen Untergrund besiedelt und sinkt nicht weiter als 40 m in die Tiefe. Auch die Zebramuschel hat negative Auswirkungen auf das Ökosystem und besiedelt Wasserfassungen und Ausläufe. Die können aber, anders als bei der Quaggamuschel in eine Tiefe versetzt werden, wo die Zebramuschel nicht mehr vorkommt.

Vergrössern Zebramuschel (Dreissena polymorpha) © Etat de Fribourg - Staat Freiburg

Asiatische Körbchenmuschel (Corbicula fluminea)

Die asiatische Körbchenmuschel stammt aus Südostasien und kommt mittlerweile fast auf der ganzen Erde vor. Sie wurde in den 20er Jahren nach Nordamerika gebracht und gelangte in den 80ern nach Europa in den Rhein. In der Schweiz wurde sie Ende der 90er Jahren in Basel nachgewiesen. In den drei Juraseen (Neuenburgersee, Murtensee und Bielersee) wurde die Muschel im 2003 nachgewiesen. Es ist möglich, dass sie mit den Plattformen der Landesausstellung 2002 vom Rhein eingeschleppt wurde. Sie besiedelt ausschliesslich weiche, sandige Substrate und kann die einheimischen Muscheln verdrängen.

Vergrössern Asiatische Körbchenmuschel (Corbicula fluminea) © Etat de Fribourg - Staat Freiburg

Neuseeländische Zwergdeckelschnecke (Potamopyrgus antipodarum)

Die kleine, aus Neuseeland stammende Schnecke ist seit dem 19. Jahrhundert in Europa. Sie wurde mit dem Ballastwasser des Schiffsverkehrs in die ganze Welt verschleppt. Massenvermehrungen treten, wenn überhaupt, nur räumlich und zeitlich begrenzt auf. Daher fügt sich die Zwergdeckelschnecke in die einheimische Fauna ein und es werden keine weitgreifenden Auswirkungen erwartet.

Vergrössern Neuseeländische Zwergdeckelschnecke (Potamopyrgus antipodarum) © Etat de Fribourg - Staat Freiburg