10/29/2024 | Press release | Distributed by Public on 10/30/2024 18:21
Dass die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen eng miteinander verknüpft ist, ist seit Langem bekannt. Aus dieser Verflechtung ergibt sich, wie die COVID-19-Pandemie deutlich gezeigt hat, die Gefahr einer Ausbreitung zahlreicher Arten von Infektionskrankheiten. Ein integrierter einheitlicher Gesundheitsansatz beschäftigt sich mit diesen Verknüpfungen und Anfälligkeiten und zielt darauf ab, durch eine ressort- und fachübergreifende Zusammenarbeit die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen auf nachhaltige und ausgewogene Weise zu verbessern.
Zu diesem Zweck und zur Vertiefung der Überzeugungsarbeit für einen einheitlichen Gesundheitsansatz und zur Werbung um Unterstützung auf hoher Ebene hat WHO/Europa im Rahmen der 74. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa (RC74) eine hochrangige Informationssitzung abgehalten, um die Mitgliedstaaten dazu zu veranlassen, unter Berücksichtigung ihrer Gegebenheiten sowie der Prioritäten auf der globalen wie auch regionsweiten Ebene den einheitlichen Gesundheitsansatz einzuführen, anzupassen und umzusetzen.
"Im Mittelpunkt des Europäischen Arbeitsprogramms steht die Verpflichtung zu kollektivem Handeln für eine gesündere Europäische Region. Der einheitliche Gesundheitsansatz spielt hierbei angesichts der tiefgreifenden Zusammenhänge zwischen der menschlichen Gesundheit und der Gesundheit von Tieren und Umwelt eine entscheidende Rolle. In der heutigen Welt, in der die gesundheitlichen Herausforderungen komplexer sind als je zuvor, ist ein solcher Ansatz unverzichtbar", erklärte Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa, und forderte die Mitgliedstaaten eindringlich zu koordiniertem Handeln auf.
Zusammen mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH), die die Viererkoalition zur Förderung des einheitlichen Gesundheitsansatzes bilden, unterstützt die WHO die Mitgliedstaaten bei der Einführung regionsweiter Prioritäten für einen einheitlichen Gesundheitsansatz und damit bei dessen Umsetzung in der Europäischen Region.
Hierzu hat WHO/Europa einen Leitfaden für die Anpassung entwickelt, der es den Mitgliedstaaten ermöglichen soll, ihre Strategien zur Umsetzung eines einheitlichen Gesundheitsansatzes so zu gestalten, dass dieser ihren besonderen Prioritäten gerecht wird und an den jeweiligen Herausforderungen und Defiziten der einzelnen Länder ansetzt. In dem Leitfaden wird die entscheidende Notwendigkeit kooperativer Anstrengungen sowie innovativer, evidenzbasierter und auf den Menschen ausgerichteter Ansätze zur Bewältigung komplexer gesundheitlicher Herausforderungen hervorgehoben. Der Leitfaden ist in den sechs Prioritäten der Europäischen Region verankert, nämlich:
"Das Besondere an diesem Leitfaden ist, wie er an den spezifischen Herausforderungen für die Europäische Region ansetzt. Er beinhaltet anpassungsfähige Instrumente, die den Ländern dabei behilflich sein sollen, zu maßgeschneiderten Strategien für einen einheitlichen Gesundheitsansatz zu gelangen", sagte Dr. Maggie de Block, Vorsitzende des fachlichen Beirats der WHO für einen einheitlichen Gesundheitsansatz.
Die Länder der Europäischen Region verzeichnen bei der Einführung des einheitlichen Gesundheitsansatzes große Fortschritte. So ist Dänemark seit 1995 mit seinem Programm "Integrierte Überwachung und Erforschung antimikrobieller Resistenzen" führend. Diese Initiative dient der Verfolgung des Einsatzes von Antibiotika bei Tieren und Menschen und trägt dazu bei, die Zunahme antimikrobieller Resistenzen zu bekämpfen. Kasachstan schloss sich 2018 an, indem es einen nationalen Fahrplan für einen einheitlichen Gesundheitsansatz ausarbeitete, der der Verbesserung der Bekämpfung von Zoonosen, aber auch der Erhöhung der Lebensmittelsicherheit und der biologischen Sicherheit dient. Die Umsetzung soll 2025 abgeschlossen werden, wobei der Schwerpunkt auf Kooperation und integrierter Forschung liegen soll.
Dr. Budimir Plavsic, Regionalbeauftragter der WOAH für Europa und Vorsitzender des regionsweiten Koordinationsmechanismus für den einheitlichen Gesundheitsansatz, hob die unverzichtbare Unterstützung für die Länder bei der Förderung der Umsetzung eines einheitlichen Gesundheitsansatzes hervor: "Die Europäische Region verfügt über einen soliden Koordinationsmechanismus für den einheitlichen Gesundheitsansatz, der den Ländern wesentliche Orientierungshilfe und Unterstützung gewährt. Ich appelliere dringend an alle Länder, diesen Mechanismus, der von den Partnern im Rahmen der Viererkoalition entwickelt wurde, umfassend zu nutzen, um die Gesundheit von Menschen und Tieren sowie ihrer gemeinsamen Umwelt zu verbessern. Gemeinsam können wir eine gesündere Zukunft für alle schaffen."
In dem Bestreben, Evidenzgewinnung und eine fach- und länderübergreifende Zusammenarbeit zur Forcierung eines einheitlichen Gesundheitsansatzes zu fördern, haben WHO/Europa und das University College Dublin ein Kooperationszentrum zum Thema einheitlicher Gesundheitsansatz in der Europäischen Region eingerichtet. Dieses soll durch Forschung und Erkenntnisgewinnung zur Gestaltung der Umsetzung eines einheitlichen Gesundheitsansatzes in der Europäischen Region beitragen.
"In den kommenden Jahren werden wir darauf hinarbeiten, dieses Zentrum als eine Anlaufstelle für handlungsorientierte Forschung zu etablieren und Lerninhalte zu schaffen, die zu echten Erkenntnissen und Empfehlungen führen, die grundlegende Veränderungen bewirken. "Unsere Aufgabe besteht nicht nur darin, Risiken zu bekämpfen, sondern auch darin, aktiv Lösungen zu gestalten, die sich positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden aller Menschen auswirken", sagte Prof. Tony Holohan, Leiter des neuen Kooperationszentrums für einen einheitlichen Gesundheitsansatz am University College Dublin.
Der einheitliche Gesundheitsansatz hat sich als entscheidende Grundlage nicht nur für die Prävention von und Vorbereitung auf künftige Pandemien, sondern auch für die Umgestaltung der derzeitigen Praxis im Gesundheitswesen erwiesen. Da WHO/Europa bei der Förderung und Steuerung der Operationalisierung des einheitlichen Gesundheitsansatzes in der Europäischen Region an vorderster Linie steht, beinhaltet dieser Ansatz eine Chance zum Abbau von Ressortgrenzen und zur Förderung einer fach- und ressortübergreifenden Kooperation, Koordination und Kommunikation sowie eines entsprechenden Kapazitätsaufbaus zum Schutz und zur Förderung von Gesundheit.