WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

10/10/2024 | Press release | Distributed by Public on 10/10/2024 19:35

Am Welttag für psychische Gesundheit fordert WHO/Europa dringende Maßnahmen zur Stärkung der psychischen Gesundheit des Gesundheits- und Pflegepersonals

Gesundheits- und Pflegefachkräfte sind das Rückgrat unserer Gesundheits- und Sozialsysteme, doch viele von ihnen sind schlechten Arbeitsbedingungen und einem minderwertigen Arbeitsumfeld ausgesetzt, was sich negativ auf ihre psychische Gesundheit und ihr seelisches Wohlbefinden auswirkt. Es besteht dringender Handlungsbedarf, um die Faktoren anzugehen, die zu einer schlechten psychischen Gesundheit des Personals beitragen, einschließlich Maßnahmen zum Schutz des Wohlbefindens als Teil von Konzepten für die Anwerbung und Bindung von Personal.

Die Krise der psychischen Gesundheit direkt angehen

Die Arbeit im Gesundheitswesen kann grundsätzlich stressig sein, doch viele Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich haben mit inakzeptablen Herausforderungen für ihre psychische Gesundheit zu kämpfen, was zu einem hohen Maß an Angst, Stress, Burnout und moralischer Verletzung führt. Für die Gesundheits- und Sozialsysteme und die Gesellschaft kann dies die Verfügbarkeit von Arbeitskräften beeinträchtigen, sich auf die Qualität der Versorgung und die Patientensicherheit auswirken und zu finanziellen Verlusten führen.

Um dieses Problem anzugehen, veranstaltete das Europäische Bündnis für psychische Gesundheit am 28. und 29. August 2024 in Helsinki eine Tagung zum Thema "Hilfe für die Helfer: Aktuelle Herausforderungen und Lösungen für die psychische Gesundheit des Gesundheits- und Pflegepersonals". Die Teilnehmer diskutierten Ansätze zur Förderung der psychischen und physischen Gesundheit durch die Verbesserung von Arbeitsbedingungen und -umfeldern zugunsten von mehr Arbeitszufriedenheit und Lebensqualität, was wiederum die Mitarbeiterbindung und -anwerbung erleichtert.

Im Handlungsrahmen für das Gesundheits- und Pflegepersonal in der Europäischen Region der WHO (2023-2030) wird die Bindung von Gesundheits- und Pflegefachkräften als eine zentrale Säule identifiziert. Er fordert die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Sicherstellung einer angemessenen Arbeitsbelastung und die Verringerung von Stigmatisierung und Diskriminierung mit Blick auf psychische Erkrankungen.

Handlungsappelle zum Welttag für psychische Gesundheit

Zum diesjährigen Welttag für psychische Gesundheit, der unter dem Motto steht "Es ist an der Zeit, der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz Priorität einzuräumen" erkennt WHO/Europa an, dass noch viel getan werden muss, um die psychische Gesundheit unserer Gesundheits- und Pflegefachkräfte zu verbessern und zu schützen. Ausgehend von den Diskussionen auf der Tagung des Bündnisses in Helsinki fordert WHO/Europa nun Folgendes:
  • umfassende und integrative Strategien, die sich mit systemischen und strukturellen Faktoren befassen, die sich auf die psychische Gesundheit und das seelische Wohlbefinden von Gesundheits- und Pflegepersonal auswirken, und auf die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen, der Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, der Sicherheit am Arbeitsplatz und eine gerechte Vergütung abzielen;
  • bessere Anerkennung und besseres Verständnis von psychischen Erkrankungen bei Gesundheits- und Pflegefachkräften, um die Stigmatisierung in Zusammenhang mit arbeitsbedingten psychischen Erkrankungen zu verringern;
  • stärkere Anerkennung der Vielfalt der Gesundheits- und Pflegefachkräfte in Bezug auf ethnische Zugehörigkeit, Rasse, Religion, Alter, Aufenthaltsstatus, Behinderung und Geschlechtsidentität sowie die Annahme integrativer Handlungskonzepte, um ihre einzigartigen psychischen Herausforderungen anzugehen;
  • die Annahme besonderer Maßnahmen zur Verbesserung der psychischen Gesundheit von Gesundheits- und Pflegefachkräften mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund durch Gewährleistung gerechter Vergütung und Arbeitsbedingungen;
  • eine bessere Datenerhebung und fortlaufende Überwachung zur Einrichtung robuster Systeme für die Überwachung arbeitsbedingter psychischer Erkrankungen bei Gesundheits- und Pflegefachkräften;
  • die Umsetzung normativer gesetzlicher und politischer Rahmen, um die Förderung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz und die Prävention arbeitsbedingter psychischer Erkrankungen in die nationalen Gesundheitssysteme zu integrieren;
  • die Stärkung von Angeboten zur Unterstützung für die psychische Gesundheit, die dem Gesundheitspersonal zur Verfügung stehen;
  • die Stärkung einer Forschungs- und Evidenzgrundlage in Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Partnern und Forschungspartnern, um datengestützte Investitionsstrategien zu gewährleisten, die auf arbeitsbezogene Faktoren in Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit von Gesundheits- und Pflegefachkräften abzielen; und
  • eine verstärkte Erforschung der Wirksamkeit innovativer Ansätze wie digitaler Tools und Telemedizin für die Überwachung sowie geeigneter Maßnahmen zur Unterstützung der psychischen Gesundheit des Gesundheits- und Pflegepersonals.

Eine starke, gemeinschaftliche Verpflichtung

WHO/Europa erkennt an, dass die wirksame Umsetzung dieser Maßnahmen eine konzertierte Zusammenarbeit zahlreicher maßgeblicher Akteure auf Ebene der Europäischen Region, der Länder und von Kommunen erfordert. In Kooperation mit den Mitgliedern des Bündnisses sowie dem Netzwerk der Ansprechpersonen für personelle Ressourcen im Gesundheitswesen und der Zentralstelle der obersten staatlichen Beauftragten für das Pflege- und Hebammenwesen (GCNMO) bekräftigt WHO/Europa erneut seine Verpflichtung zur Förderung der psychischen Gesundheit von Gesundheits- und Pflegefachkräften. Gemeinsam wollen sie sicherstellen, dass die psychische Gesundheit als politische Priorität anerkannt wird, und Maßnahmen wichtiger Interessengruppen unterstützen, um die Umsetzung dieser Handlungsappelle voranzutreiben.

Um die psychische Gesundheit von Ärzten und Pflegekräften und die Faktoren, die diese beeinflussen, besser zu verstehen, wird WHO/Europa in diesem Monat die größte Umfrage ihrer Art in 29 Ländern durchführen. Die von der Europäischen Kommission im Rahmen des Projekts "Bewältigung von Herausforderungen im Bereich der psychischen Gesundheit in den Ländern der Europäischen Union, Island und Norwegen" finanzierte Umfrage wird politischen Entscheidungsträgern und Krankenhausleitungen ein klares Bild davon vermitteln, auf welche Bereiche sie sich konzentrieren müssen, um die Gesundheitsversorgung für derzeitiges und zukünftiges Personal zu verbessern.