11/22/2024 | Press release | Distributed by Public on 11/22/2024 00:16
Ein stilisierter Frauenkopf, die Hände vor dem Gesicht, dazu die Botschaft: "Schweigen hilft nur Tätern." Mit einer öffentlichen Plakataktion anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen macht das Brandenburgische Landesinstitut für Rechtsmedizin (BLR) auf das Angebot "Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung" aufmerksam. Die Plakate werden vom 19. November bis 5. Dezember an zentralen Orten wie Bahnhöfen und Supermärkten in Potsdam, Frankfurt(Oder), Cottbus, Brandenburg an der Havel, Eberswalde, Oranienburg, Schwedt/Oder, Neuruppin, Perleberg, Bad Saarow und Rüdersdorf zu sehen sein. In diesen Städten befinden sich die zwölf Partnerkliniken des Angebots, die medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung für Betroffene von sexualisierter Gewalt anbieten.
Neben der medizinischen Versorgung besteht dort auch die Möglichkeit, Verletzungen ohne vorherige polizeiliche Anzeige gerichtsfest dokumentieren zu lassen. Die Befunde können im Falle eines späteren Strafverfahrens vor Gericht zur Verfügung stehen, sollten sich Betroffene selbstbestimmt und aktiv für eine Anzeige bei der Polizei entscheiden. Die Ärztinnen und Ärzte in den beteiligten Kliniken unterliegen der Schweigepflicht, sodass die Polizei nicht ohne Einverständnis der Betroffenen informiert wird. Mit der Plakataktion möchte das BLR betroffenen Menschen Mut machen, das Angebot zu nutzen.
Frauenministerin Ursula Nonnemacher: "Die neuen Plakate entfalten für das Auge eine Sogwirkung, man muss unwillkürlich hingucken. Mit ihrer eindringlichen Optik machen sie auf ein wichtiges Thema aufmerksam. Denn Frauen, die von sexueller Gewalt betroffen sind, scheuen sich immer noch leider viel zu oft, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dabei ist diese gerade in den ersten Stunden nach der Tat entscheidend. Nicht nur, um mögliche Verletzungen zu versorgen, sondern eben auch, um Tatspuren zu sichern, die sonst verloren gehen würden, was wiederum dazu führt, dass die Täter mangels Beweisen nur schwer zu verurteilen sind. Ich hoffe und wünsche mir daher, dass die Plakataktion Wirkung entfaltet und dazu führt, dass noch mehr Betroffene das Angebot der medizinischen Soforthilfe und vertraulichen Spurensicherung annehmen."
Prof. Dr. Knut Albrecht, Direktor des Brandenburgischen Landesinstituts für Rechtsmedizin und Leiter des Modellprojektes: "Bei der Plakataktion geht es darum, ein Zeichen gegen sexualisierte Gewalt zu setzen, auf das Hilfeangebot der vertraulichen Spurensicherung aufmerksam zu machen und Betroffenen zu zeigen, dass sie sowohl mit ihrem körperlichen als auch psychischen Schmerz nicht allein gelassen werden. Vertraulich ist hierbei das Schlüsselwort. Denn unabhängig von einer Anzeige bei der Polizei erhalten betroffene Personen medizinische Hilfe und, im Fall seelischer Nachwirkungen infolge einer Tat, Zugang zu unserem Nachsorgenetzwerk."
Susanne Ullrich, Gesamtleiterin Opferhilfe Land Brandenburg e.V.: "Die Plakataktion setzt ein deutliches Zeichen, dass Betroffene von sexualisierter Gewalt nicht mit den Erlebnissen, mit ihren Gefühlen und Gedanken allein zurechtkommen müssen. Im Gegenteil, sie haben die Möglichkeit anzeigenunabhängig eine vollumfängliche medizinische Versorgung in Anspruch nehmen zu können. Sich professionell Hilfe zu holen in Form einer psychosozialen Nachsorge kann dabei unterstützen, die Tatfolgen besser zu bewältigen und Zugang zu weiteren Hilfeformen zu erhalten. In enger Zusammenarbeit mit dem Projekt ,Medizinische Soforthilfe und vertrauliche Spurensicherung nach Vergewaltigung' bieten unsere sechs Fachberatungsstellen im Land Brandenburg kostenfrei und streng vertraulich psychosoziale Beratung für Gewaltopfer sowie Begleitung innerhalb eines Strafverfahrens an. Wir begrüßen die Plakataktion als einen Ausdruck auf das Thema sexualisierte Gewalt aufmerksam zu machen und laut darüber zu sprechen - denn Schweigen hilft nur Tätern."
Von sexualisierter Gewalt sind überwiegend Frauen betroffen. Das Angebot ist jedoch geschlechterunabhängig. Anlaufstelle ist die jeweilige Notaufnahme der beteiligten Kliniken. Von dort erfolgt die Weiterleitung auf die gynäkologische oder urologische Station, wo speziell geschulte Ärztinnen und Ärzte die Behandlung und Spurensicherung durchführen. Zudem erhalten Betroffene Informationen über die Möglichkeiten der psychosozialen Unterstützung durch Fachberatungsstellen.
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