Stadt Saalfeld/Saale

07/12/2024 | Press release | Distributed by Public on 07/13/2024 05:38

Jubiläumssommer im Saalfelder Freibad Am 14. Juli 2024 begeht das Freibad seinen 75. Geburtstag. Hinzu kommen die Einweihung der erweiterten Städtischen Badeanstalt an der[...]

zurück zur Liste

AKTUELLES ∎ Nachrichten und Informationen ∎ News vom 12.07.2024

Jubiläumssommer im Saalfelder Freibad


Am 14. Juli 2024 begeht das Freibad seinen 75. Geburtstag. Hinzu kommen die Einweihung der erweiterten Städtischen Badeanstalt an der Saale vor genau 90 Jahren (am 14. Juli 1934) und der erste Spatenstich für die Generalsanierung des Freibades vor 25 Jahren (am 2. August 1999). Diese Häufung von Jubiläen gibt Anlass zu einem kurzen Rückblick auf die Geschichte der öffentlichen Bäder in Saalfeld.

Bereits 1370 existierte in der Stadt eine Badestube; sie befand sich am Grünhain unterhalb der alten Saalebrücke. Solche Badestuben boten bis ins 20. Jahrhundert für den größten Teil der Einwohner die einzige Möglichkeit, sich umfassend zu säubern. Private Bäder gab es lange Zeit hindurch nur in den Häusern der Reichen.

Im frühen 19. Jahrhundert trat die gesundheitsfördernde Wirkung des Badens, vor allem in Verbindung mit Bewegung an der frischen Luft, in den Vordergrund. Nun wurden "offizielle" Badestellen an der Saale festgelegt (s. u.). Um 1900 war dann die Attraktivität des Badens auch als Freizeitvergnügen so groß geworden, dass eine erste Städtische Badeanstalt eingerichtet werden konnte. Während einige wohlhabende Bürger bereits "Badeurlaube" am Meer verbrachten, nutzte der Großteil der Einwohner diese Badeanstalt an der Saale. Sie war der Vorläufer aller später eingerichteten Saalfelder Bäder, bis hin zum heutigen Freibad und zur Schwimmhalle.

Im Juni 1819 legte der Saalfelder Magistrat erstmals öffentliche Badeplätze an der Saale fest: Gebadet werden durfte am Kohlanger, oberhalb des Teilwehrs sowie am Teilwehr selbst. "Wildes Baden" außerhalb dieser Plätze wurde unter Strafe gestellt.

Eine eigene Städtische Badeanstalt hingegen entstand erst ein Dreivierteljahrhundert später. Sie wurde 1896 beim Schützenhaus am Weidig zuerst provisorisch eingerichtet und zwei Jahre später offiziell eröffnet. Der Standort unterhalb der Stadt war jedoch sehr ungünstig gewählt: Bevölkerungswachstum und Industrialisierung belasteten die Saale zunehmend mit Abwässern, die unmittelbar in die Badeanstalt hineingetragen wurden. Im Jahre 1905 beschloss der Stadtrat deshalb die Verlegung der Saalfelder Badeanstalt an eine geeignetere Stelle oberhalb der Stadt. Gewählt wurde ein 1.200 m² großes Gelände an der Einmündung des Köditzbaches in die Saale, nahe der Pumpstation des Wasserwerks. Hier bestand bereits eine Badestelle des Realgymnasiums, die später als Luftbad genutzt wurde.

Das neue "Licht-, Luft-, Sonnen- und Wasserbad" wurde an den Verein für Gesundheitspflege verpachtet und nahm seinen Betrieb zur Saison 1907 auf. Gleichzeitig entstand ein Fußgängersteg über die Saale, der vom rechten Flussufer aus den Zugang zum Bad gewährleistete.

Das Bad bestand aus einer größeren Abteilung für Männer und Knaben sowie einer kleineren Abteilung für Frauen und Mädchen. Anders als in der Badeanstalt am Weidig war Frauen damit erstmals das öffentliche Baden gestattet, wenn auch streng getrennt von den Männern. Und während die Männer offenen Zugang zur Saale besaßen, mussten die Frauen sich anfangs mit zwei Zellenbädern, einem Brausebad und einem kleinen Bassin für Mädchen begnügen. Erst in den 1920er Jahren erhielt auch ihre Abteilung einen Flusszugang.

Die gesamte Anlage wirkte allerdings provisorisch und für eine Stadt von der Größe Saalfelds nicht angemessen. Kritik hieran wurde immer wieder geäußert. Eine bereits in den 1920er Jahren geplante Erweiterung scheiterte an fehlenden Finanzmitteln. Erst 1934 erfuhr das Bad dann eine tiefgreifende Modernisierung. Mit insgesamt 25.000 Reichsmark Aufwand wurden nun ein hölzerner 3-Meter-Sprungturm, 63 Umkleidekabinen, neue Duschräume, ein Kassenhäuschen und ein Restaurantpavillon errichtet. Die Trennung in ein Männer-, ein Frauen- und ein Familienbad blieb allerdings bestehen.

Der warme Sommer des Jahres 1939 bescherte dem neu hergerichteten Flussbad einen Besucherrekord. Schon im September allerdings begann mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs der schrittweise Niedergang. In den folgenden Jahren wurden Saalfelds Männer in immer größerer Zahl zur Wehrmacht eingezogen. Bald fehlten außerdem die finanziellen Mittel zur Instandhaltung des Flussbades. Mit Einweihung der Hohenwarte-Talsperre 1942 schließlich sank die Wassertemperatur der Saale so stark ab, dass ein Badebetrieb selbst im Hochsommer kaum noch möglich war.

Am 14. März 1945 erhielt das Flussbad schließlich bei einem US-Bombenangriff auf Saalfeld einen Volltreffer und wurde irreparabel beschädigt.

Die Errichtung des Freibades am Tiefen Weg war - neben dem Wiederaufbau der 1945 zerstörten Saalebrücke - die erste große Baumaßnahme in Stadt und Region nach Kriegsende. Bereits 1946 geplant, konnte sie in einer Zeit dramatischer Not als Ausdruck der Hoffnung auf eine bessere Zukunft gelten. Unter Leitung der "Arbeitsgemeinschaft Beton- und Tiefbau" (Berlin) begannen im Frühjahr 1947 die Bauarbeiten. Von Anfang an hatte das Projekt mit erheblichen Mängeln an Material und Maschinen zu kämpfen, so dass sich die Fertigstellung mehrfach verzögerte. Dennoch konnten schließlich das Schwimmbecken samt Zuleitungen, eine Umkleide- und eine Gaststättenbaracke, provisorische Toilettenanlagen, Teile der Filter- und Vorwärmanlage sowie der eindrucksvolle Zehn-Meter-Sprungturm übergeben werden. Die Gesamtkosten in Höhe von knapp 590.000 DM trug die Stadt Saalfeld.

Am 14. Juli 1949 - auf den Tag genau fünfzehn Jahre nach der Einweihung des erweiterten Flussbades - eröffnete Bürgermeister Ernst Wohlfarth das fertiggestellte Freibad unter großem Andrang der Bevölkerung. In seiner Rede betonte er, dass der Bau (...) erstmals in kollektiver Zusammenarbeit aller fortschrittlichen Kräfte (...) möglich gewesen sei. Zur Einweihung fanden zahlreiche sportliche Veranstaltungen statt, darunter ein Wasserballturnier sowie ein Turmspringen vom neuen Zehn-Meter-Turm. Die musikalische Umrahmung übernahm die Militärkapelle der sowjetischen Garnison in Saalfeld.

Getauft wurde das neue Bad wurde auf den Namen des bulgarischen KP-Führers Georgij Dimitroff. Vom ersten Tag an zählte es zu den beliebtesten Attraktionen der Saalfelder Bevölkerung. Im Sommer wurde gebadet, im Winter auf dem zugefrorenen Becken Schlittschuh gelaufen. Baulich blieb indes einiges zu tun; bei seiner Eröffnung war das Bad nicht zur Gänze fertiggestellt gewesen. Auch mussten immer wieder Materialfehler ausgeglichen werden. Noch 1950 wurden Filter- und Vorwärmanlage komplettiert und mit der Anlage einer Fußwaschrinne begonnen. Bis 1955 folgten die Erneuerung der Sohle im Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken, die Errichtung eines Betriebsgebäudes und einer Gaststätte sowie die Gestaltung der Außenanlagen. Auch für die musikalische Beschallung der Badegäste wurde gesorgt. Diese Maßnahmen kosteten noch einmal 660.000 DM.

Zwischen 1972 und 1974 erfuhr das Freibad eine weitere Modernisierung, diesmal im Umfang von knapp 450.000 Mark. Es entstanden ein neuer Eingangsbereich vom Tiefen Weg her mit Garderoben, Umkleide- und Duschräumen sowie Toiletten. Vor dem Tor wurde ein Parkplatz angelegt. Auch ein Kinderplanschbecken, ein neuer Verkaufskiosk und ein Sicherheitsturm kamen hinzu.

Starke Abnutzung und die zum Teile schlechte Bausubstanz der 1940er/50er-Jahre blieben allerdings ein ständiges Problem. Kritisiert wurden ferner der abgelegene Standort der Sanitäranlagen am äußersten Rand der Liegewiese sowie zu unflexible Öffnungszeiten des von der HO betriebenen Verkaufskioskes.

Im Jahre 1990 befanden sich alle baulichen Anlagen des Freibades, einschließlich der Wasseraufbereitung, in desolatem Zustand. Sie entsprachen weder den DIN-Normen noch modernen hygienischen Ansprüchen. Von 1999 bis 2000 ließ die Stadt Saalfeld deshalb eine Generalsanierung des Bades durchführen, die fast 9 Millionen DM kostete. Hierbei wurden die Badelandschaft komplett umgestaltet, eine neue Wasseraufbereitungs- und Umwälzanlage installiert, eine große Wasserrutsche und andere Attraktionen eingebaut, Heizung und Badeplatte erneuert, neue Außenanlagen sowie ein neues Eingangsgebäude errichtet. Unverändert blieb der unter Denkmalschutz stehende Sprungturm von 1949. Am 16. Juni 2000 erfolgte die Wiedereröffnung des Freibades in seiner heutigen Gestalt.

Zum Abschluss sei noch auf die Schwimmhalle hingewiesen. Auch sie kann 2024 feiern, nämlich ihren 45. Geburtstag. In Zusammenarbeit mit dem VEB Maxhütte Unterwellenborn ließ die Stadt Saalfeld in den 1970er-Jahren in der Kelzstraße eine öffentliche Schwimmhalle mit zugehörigem Heizhaus errichten. Damit wurde eine bereits jahrzehntealte Forderung vieler Bürger endlich erfüllt. Seit der Einweihung 1979 mehrfach saniert, ist die Halle ist bis zum heutigen Tage in Betrieb. Sie verfügt über ein 25 x 12,5 m großes Schwimmbecken mit fünf Bahnen, ein für den Schulsport vorgesehenes Lehrbecken von 6 x 10 m sowie einen Saunabereich.

Text: Dr. Dirk Henning - Stadtmuseum/Stadtarchiv Saalfeld


zurück zur Liste