WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

09/20/2024 | News release | Archived content

Stärkung der Rolle von Apothekern, um den sich ändernden Bedürfnissen von Patienten und Gesundheitssystemen gerecht zu werden

Traditionell sind Apotheker für die Abgabe von Medikamenten, die von Ärzten verschrieben werden, für die Empfehlung von rezeptfreien Medikamenten und für die Bereitstellung fundierter Informationen für Verbraucher über die Sicherheit und Wirksamkeit von Medikamenten verantwortlich.

Im Laufe der Zeit hat sich die Rolle der Apotheker in der Europäischen Region der WHO jedoch über die reine "Bereitstellung des richtigen Medikaments für den richtigen Patienten zur richtigen Zeit" hinaus entwickelt. Viele bieten inzwischen zunehmend eine Reihe pharmazeutischer Versorgungsleistungen an, um Patienten bei der Bewältigung längerfristiger chronischer Krankheiten zu unterstützen, und erbringen zudem Leistungen der Akutversorgung, wie Impfungen.

Anlässlich des diesjährigen Welt-Apotheker-Tags (25. September 2024), der unter dem Motto "Apotheker: den globalen Gesundheitsbedürfnissen gerecht werden" steht, hebt WHO/Europa die neuen Verantwortlichkeiten hervor, die Apotheker in einer Reihe von Ländern der Region zum Wohle der Patienten und des Gesundheitssystems im Allgemeinen übernommen haben.

Belgien

Koen Straetmans betreibt zusammen mit seiner Frau eine lokale Apotheke in dem kleinen Dorf Quevaucamps/Beloeil im Südosten Belgiens. Obwohl er erst seit 2021 Apotheker ist, hat er als Präsident des nationalen Apothekerverbandes eine gute Vorstellung davon, wie sehr sich der Beruf in den letzten Jahren verändert hat.

"Neben ihrer traditionellen Rolle der Bereitstellung von Medikamenten und einer grundlegenden pharmazeutischen Versorgung und Beratung haben belgische Apotheker nach und nach viele weitere Gesundheitsdienstleistungen übernommen", erklärt er. "Während der Pandemie etwa haben wir sowohl die Bereitstellung von COVID-19-Tests als auch von Impfungen übernommen. Seit letztem Jahr wurde dies auf die Grippeimpfung ausgeweitet. Wir haben uns auch stärker an Präventions- und Vorsorge-Programmen beteiligt, wobei unsere Mitglieder in Brüssel und der Wallonischen Region in diesem Jahr eine zentrale Rolle bei der Darmkrebsvorsorge übernommen haben."

Republik Moldau

Larisa Agachi arbeitet im Bezirk Glodeni in der Republik Moldau, wo sie seit 47 Jahren als Apothekerin tätig ist. Sie leitet ein Netzwerk von drei Apotheken in der Region.

"In den letzten Jahren haben unsere Apotheker eine größere Rolle bei der Aufklärung von Patienten übernommen, um ihr Verantwortungsbewusstsein für ihre Behandlung zu stärken", sagt sie. "Der Erfolg von Behandlungen hängt nicht nur von den gemeinsamen Anstrengungen von Ärzten und Apothekern ab, sondern in hohem Maße auch von der Einstellung und dem Verhalten des Patienten gegenüber Medikamenten. Das bedeutet, dass wir unsere eigenen Kommunikationsfähigkeiten verbessern müssen, damit wir denjenigen, die unsere Hilfe benötigen, Dinge besser und verständlicher erklären können."

Portugal

Ema Paulino ist seit 2001 praktizierende Apothekerin und leitet heute die Apotheke ihrer Großmutter in der Stadt Almada in der Nähe von Lissabon. Wie viele andere Apotheker hat sie festgestellt, dass ihre Rolle viel mehr mit Krankheitsprävention, diagnostischen Tests und Unterstützung bei der Medikamenteneinnahme zu tun hat.

"Wir haben die Anzahl und Art der Tests am Ort der Versorgung (point of care), die wir der Öffentlichkeit anbieten können, erweitert", sagt sie, "und arbeiten mit anderen Gesundheitsfachkräften zusammen, um beispielsweise Ernährungs- und Krankenpflegeberatung in Apotheken anzubieten. Heutzutage verabreichen wir auch Impfstoffe und können eine Reihe von Medikamenten ausgeben, die früher nur in Krankenhäusern erhältlich waren."

Spanien

Jesús Agular Santamaria ist Präsident des Allgemeinen Pharmazeutischen Rates von Spanien und Inhaber einer lokalen Apotheke in Burgos, einer kleinen Stadt in der Region Kastilien und León. Seit er 1985 begann, als Apotheker zu arbeiten, hat er enorme Veränderungen in der Bandbreite der Aufgaben erlebt, die er und die 80 000 Apotheker, die seine Organisation vertritt, übernommen haben.

"Unsere Funktion hat sich von der Medikamentenausgabe zu einer zentralen Gesundheitsfachkraft mit Verantwortung für das pharmakotherapeutische Management entwickelt - mit anderen Worten: Wir überwachen und optimieren die Behandlung und stellen sicher, dass Patienten Medikamente richtig anwenden, um die besten Therapieergebnisse zu erzielen", sagt er. "Diese Entwicklung setzt sich fort, da sich der Beruf an neue Technologien, Patientenanforderungen und Veränderungen im Gesundheitssystem anpasst."

Vereinigtes Königreich - Schottland

Maurice Hickey ist seit über 40 Jahren als Apotheker zugelassen und arbeitet derzeit sowohl als Vertretung in lokalen Apotheken in einigen kleinen Städten im Süden Schottlands als auch als Leiter für Grundsatzfragen (Head of Policy) in Schottland für die Gewerkschaft Pharmacists' Defence Association.

"Die Rolle und Aufgaben von Apothekern haben sich in einem atemberaubenden Tempo weiterentwickelt - aber zum Besseren, muss ich hinzufügen", sagt er. "Wir haben uns in Richtung einer stärker "pharmazeutisch geprägten Versorgung" bewegt, bei der die einzigartige Ausbildung der Apotheker besser genutzt wird, um sich auf Fähigkeiten und Wissen zu konzentrieren, anstatt auf die schiere Menge an bearbeiteten Rezepten. Anstatt also nur Verwalter des Arzneimittelversorgungssystems zu sein, werden wir jetzt in erster Linie als Experten für Arzneimittel und als Kliniker angesehen."

Pharmacy Care and Pharmaceutical Services: ein hochrangiges politisches Symposium

Neben der Begehung des Welt-Apotheker-Tags organisiert WHO/Europa in Zusammenarbeit mit der International Pharmaceutical Federation (FIP) am 24. September ein Symposium, auf dem erörtert werden soll, wie Apotheker zu einer wirksamen Gesundheitsversorgung beitragen können und sollten.

Bei dieser Veranstaltung kommen politische Entscheidungsträger und Vertreter von Berufsverbänden der Apotheker zusammen, um weitere Beispiele dafür hervorzuheben, inwiefern die Rolle der Apotheker über die traditionelle Bereitstellung und Ausgabe von medizinischen Produkten hinaus erweitert wurde, um sowohl die Patientenversorgung zu verbessern als auch die Belastung anderer Gesundheitsfachkräfte zu verringern.