Regierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

09/27/2024 | Press release | Distributed by Public on 09/27/2024 03:12

Thementage Waldbrandschutz: „Munitionsbelastung bleibt Herausforderung“

Nr.232/2024|27.09.2024|LM|Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt

Am heutigen Freitag und am Sonnabend finden die 3. Thementage Waldbrandschutz im Forstamt Kaliß statt. Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Waldbrandprävention gestalten". Aus diesem Anlass sagt der zuständige Forstminister Dr. Till Backhaus, der krankheitsbedingt nicht persönlich teilnehmen kann:

"Ich freue mich, dass zahlreichen Vertreter aus Feuerwehr, THW, Katastrophenschutz, Bundesforst und Landesforsten, der vielen Unternehmen sowie der umliegenden Kommunen, der Landeskreise und der Presse ihr Kommen ins Waldbrandkompetenzzentrum Kaliß zugesagt haben. Viele von uns können sich an die Tage Ende Juni 2019 noch genau erinnern, als rings um Lübtheen 950 Hektar Wald in Flammen standen und ca. 700 Menschen evakuiert wurden. Wir dürfen diese Tage nicht vergessen, denn sie sollen uns daran erinnern, dass wir Waldbrände - und insbesondere Waldbrände auf munitionsbelasteten Flächen - nicht auf die leichte Schulter nehmen dürfen. In diesem und im vergangenen Jahr brachen wieder Brände auf der Fläche des Truppenübungsplatzes in Lübtheen aus. Dass sie schnell unter Kontrolle gebracht werden konnten, zeigt, dass alle Beteiligten dazugelernt haben. Die Anstrengungen, die wir im Bereich des präventiven und abwehrenden Waldbrandschutzes unternommen haben, entfalten ihre Wirkung. Es ist dem schnellen Reagieren und vor allem professionellem Zusammenarbeiten aller zu verdanken, dass wir nicht eine ähnliche Katastrophe wie im Jahr 2019 erleben mussten.

Doch was sagen uns die Brände in den Jahre 2019, 2023 und 2024? Allein dieses Jahr gab es bisher 14 Waldbrände, die 9,4 Hektar zerstörten. 2023 waren es 64 Brände auf rund 200 Hektar. Im vergangenen Jahr hatten wir auch wieder einen Großbrand auf den Truppenübungsplätzen in Lübtheen mit mehr als 100 Hektar Größe sowie einen Großbrand in Radelübbe von ca. 30 Hektar. Unsere Wälder sind durch die Trockenheit der vergangenen Jahre geschwächt. Hier breiten sich Waldbrände besonders schnell aus. Hinzu kommt die Gefahr, die von der hohen Munitionsbelastung ausgeht. Auf diesen Flächen ist die Waldbrandbekämpfung stark eingeschränkt bzw. fast unmöglich. Zudem weisen diese Flächen aufgrund der ausgesetzten Forstwirtschaft hohe Brandlasten in Form von Totholz auf, welches die Intensität der Brände noch einmal verstärken kann. Diese rund 60.000 Hektar munitionsbelasteten Waldflächen sind unsere größte Herausforderung".

Mit den Thementagen soll auch in die Zukunft der Waldbrandbekämpfung, der Vor- und Nachsorge geschaut werden. Vor allem dankte der Minister dem Projektteam von THOR, das in den vergangenen Jahren beachtliche Ergebnisse erzielt hat. Zu nennen sind unter anderem der Löschwassersektor in der Modellregion und die Aktualisierung der Waldbrandeinsatzkarte - hier hat Mecklenburg-Vorpommern bundeseinheitliche Standards erarbeitet und als erstes Bundesland umgesetzt. Außerdem gab es umfangreiche Tests und Dokumentationen im Bereich der Waldbrandnachsorge, den Einsatz von geschützter Forsttechnik auf munitionsbelasteten Flächen, kontrollierten Feuereinsatz und Wissenstransfer in Form von Vorträgen, Newslettern, Arbeitsgruppen, und Workshops.

"All dies wäre nicht möglich gewesen ohne finanzielle Unterstützung: Besonders danke ich der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe. Nur mit Hilfe einer Fördersumme aus dem Waldklimafonds in Höhe von 2,38 Millionen Euro konnte dieses wichtige Projekt im Forstamt Kaliß und beim Projektpartner der Forstlichen Fakultät in Tharandt der TU Dresden auf die Beine gestellt werden. Es ist sehr schade, dass der Waldklimafonds für weitere Forschungsprojekte nicht mehr zur Verfügung steht. Gerade vor den Zeichen der Klimaveränderungen und den damit einhergehenden Herausforderungen halte ich dies für ein falsches Signal", sagt Dr. Backhaus.

Um im Ernstfall die Gefahr von Bränden einzudämmen, unternimmt und betreibt das Land MV eine Reihe von Maßnahmen zur Waldbrandprävention:

Waldbrandzentrale Mirow

Ein wesentlicher Aspekt der Waldbrandprävention ist das schnelle Erkennen und Verorten von Waldbränden im Rahmen eines geeigneten Branderkennungssystems. Dafür betreibt das Land die Waldbrandzentrale in Mirow, die mit Hilfe eines automatisierten kameragestützten Systems die Waldbrände früh erkennt und sich mit den Leitstellen in Verbindung setzt.

In der Wandbrandzentrale werden mit Hilfe von 24 Kamerastandorte 332.000 Hektar Waldfläche überwacht. Das entspricht 52 Prozent der Waldfläche des Landes. Vor allem die besonders gefährdeten Gebiete werden mit dieser Technik überwacht.

Wundstreifen und Waldumbau

In den Landeswäldern selbst werden jedes Jahr neue Waldbrandwundstreifen angelegt. Das sind künstlich angelegte Flächen im Wald auf denen durch Bodenverwundung ein vegetationsfreier Streifen geschaffen wird der die Ausbreitung von Bodenfeuern verhindert. Im Schnitt werden seit 2014 jedes Jahr 435 Kilometer Wundstreifen unterhalten.

Der Waldumbau der Landesforst soll dabei helfen die Gefahr von Waldbränden weiter zu reduzieren. Durch die Einbringung von Laubhölzern in reine Nadelwaldbestände wird das Wachstum von brandfördernden Gräsern gehemmt. Durch die anfallende Laubstreu kann zusätzlich mehr Wasser im Boden gehalten werden.

Löschwasserentnahmestellen und Einsatzkarten

In der Vergangenheit stellte die zügige und ununterbrochene Bereitstellung von Löschwasser die Einsatzkräfte vor eine große Herausforderung. Das Land hat in den letzten Jahren intensiv im Bereich der Löschwasserförderung investiert. So wurden seit 2019 32 neue Löschwasserentnahmestellen landesweit gefördert und errichtet. Damit die Rettungskräfte möglichst schnell zum Einsatzort gelangen werden die Rettungswege im Wald ausgebaut. Seit 2019 wurden hier jährlich rund 70km ertüchtigt.

Zur Unterstützung der Einsatzkräfte im Falle eines Waldbrandes stellt die Forstbehörde alle fünf Jahre eine aktualisierte Waldbrandeinsatzkarte zur Verfügung. Auf der Karte sind unter anderem Informationen über Infrastruktur, Löschwasserentnahmestellen, Walddaten, Munitionsbelastung und Rettungspunkte enthalten. Die aktuelle Waldbrandeinsatzkarte wurde im vergangenen Jahr an die Einsatzkräfte für Brand- und Katastrophenschutz im Rahmen von Schulungen verteilt.

Waldbrandschulungszentrum und THOR

Am 8. Juli 2022 wurde das Projektzentrum für Waldbrandschutz in Kaliß eröffnet. Es dient neben den Büroräumen auch als Schulungsstätte für Forst und Feuerwehr. Hier wird in dem breiten Feld der Waldbrandprävention in den Bereichen der waldbaulichen Schutzelemente, an Löschwasserentnahmestellen und der Waldbrandeinsatzkarte gearbeitet. Ein ebenso wichtiges Aufgabenfeld ist die Öffentlichkeitsarbeit in puncto Waldbrandprävention.

Ist ein Waldbrand gelöscht, wird die Fläche durch die Feuerwehr an den Eigentümer zur Waldbrandnachsorge und Kontrolle übergeben. Für die Sicherung solcher Flächen wurden in den letzten Jahren moderne technische Geräte beschafft, die über das THOR-Projekt in der praktischen Erprobung sind:

Bspw.

Handgeräte: wie Feuerpatschen und Schaufeln oder
Löschrucksäcke 25 Liter mit Handpumpen

Mobile Löschgeräte: Ponse Löschbox

Ein Wasserwerfer mit 10.000 Liter Tank der auf einer Forstmaschine (Forwarder) montiert ist. Der Wasserwerfer hat einer Reichweite von 47 m und eine eigene Pumpe zum Befüllen des Tanks

Löschmodul für Pickup

600 Liter

Mit Pumpe für Befüllung und Wasserwerfen

kombinierbar mit Anhänger und Handgeräten (Feuerpatschen, Feuerrechen, Schaufeln)

Informationen zu Anmeldung, Anreise und Ablauf entnehmen Sie beigefügter pdf-Datei.