10/30/2024 | Press release | Distributed by Public on 10/30/2024 08:45
Heute ist Weltspartag. Wer hätte es gedacht, in diesem Jahr werden die Menschen bereits zum 100. Mal zum Sparen animiert. "Spare in der Zeit, dann hast Du's in der Not" lautet die Volksweisheit. Was beim Volk auch gut funktioniert, stößt in der Politik eher auf taube Ohren, da lebt man gerne auf Pump, … "Sondervermögen" heißt das neuerdings!
Alle Jahre wieder ist am 31. Oktober Halloween, den schon die alten Kelten als Totenkult zelebrierten und dabei versuchten, böse Geister zu vertreiben. Heute spuken dann eher maskierte Kinder und Erwachsene auf Partys und in Kneipen herum und die meisten Bundesländer freuen sich auf den Reformationstag oder Allerheiligen als Feiertag.
Auf die Börse haben diese Ereignisse keine nennenswerten Auswirkungen, es wird an beiden Tagen munter gehandelt, soweit sie nicht aufs Wochenende fallen. Aber böse Geister gibt es an der Börse fast immer zu vertreiben, unabhängig von der Jahreszeit. Dazu zählen aktuell neben den bekannten internationalen Krisenherden vor allem die Konjunkturaussichten. Trotz erneuter Zinssenkung durch die EZB nehmen die Sorgen für die Eurozone zu und Deutschland entwickelt sich sogar als eine Art Bremsklotz beim Wirtschaftswachstum.
Eine Konjunkturumfrage der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) kommt zu dem Ergebnis, dass auch im kommenden Jahr nicht mit einer Erholung der Wirtschaft zu rechnen sei. Im Gegenteil: Die Rückmeldungen der Unternehmen ließen befürchten, dass es noch schlechter kommen könnte als 2024. Derweil nehmen auch die Hiobsbotschaften aus der Wirtschaft zu. Aktuelles Beispiel: Volkswagen. Das deutsche Flaggschiff der Automobilindustrie und größter Automobilbauer Europas meldete soeben einen Gewinneinbruch und verkündete in diesem Zusammenhang drastische Sparmaßnahmen.
Danach sollen mindestens 3 von 10 Produktionsstandorten allein in Deutschland geschlossen und zehntausende Arbeitsplätze abgebaut werden. Betriebsbedingte Kündigungen und Gehaltseinbußen bis zu 18 Prozent stehen auf der Agenda. Das ist harter Tobak und bringt Gewerkschaften und Mitarbeiter auf die Barrikaden. Bei aller Aufregung sollte man jedoch nicht übersehen, dass es auch in diesem Fall Gründe für das Desaster gibt. Die Verantwortung trägt wie üblich das Management, aber Tatsache ist auch, dass der Standort Deutschland seit Jahren an Attraktivität verliert. Zu hohe Kosten für Energie und Personal, hohe Steuern, ausufernde Bürokratie und staatliche Eingriffe, wie z. B. zum Thema Elektromobilität, machen vielen Unternehmen das Leben schwer.
Wenn tausende von kleinen und mittleren Unternehmen im Lauf der Jahre das Handtuch werfen, hält sich die Aufregung in Grenzen. Jetzt hat es aber den Branchenprimus erwischt und da ist das Geschrei auf einmal groß.
Zum Newsletter anmeldenNewsletter vom 30. Oktober 2024
Martin Braun, Börse Hannover