Landkreis Ostprignitz-Ruppin

11/06/2024 | Press release | Distributed by Public on 11/06/2024 07:02

Pogrom Gedenken in Ostprignitz Ruppin

06.11.2024

Pogrom-Gedenken in Ostprignitz-Ruppin

Im Rahmen mehrerer Veranstaltungen wird in den kommenden Tagen an verschiedenen Orten des Landkreises an die antisemitischen Pogrome in der Zeit des Nationalsozialismus erinnert und der zahlreichen Opfer gedacht. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fanden in Deutschland Terrorakte von Nationalsozialist:innen gegen jüdische Mitbürger:innen statt.

Etwa 1.000 Menschen wurden ermordet oder in den Suizid getrieben. Über 1.400 Synagogen und etwa 7.500 Geschäfte und Wohnungen wurden durch Angehörige der SA und der SS zerstört, jüdische Friedhöfe und andere Einrichtungen der Gemeinden verwüstet. Rund 10.000 Menschen kamen in Konzentrationslager, bereits drei Jahre vor dem Beginn der systematischen Vernichtung der europäischen Jüd:innen. Der Begriff "Pogrom" stammt aus dem Russischen und meint wörtlich übersetzt "Krawalle", "Verwüstung" oder "Zerstörung".

Zum Gedenken an die Ereignisse ruft das Aktionsbündnis "Neuruppin bleibt bunt" zu einer Demonstration am Sonnabend, 9. November 2024, auf. Treffpunkt ist um 11 Uhr am Stolperstein für Regina Meyerhard vor dem Haus in der Neustädter Straße 46. Die Neuruppinerin wurde im März 1943 nach Theresienstadt deportiert und im Mai 1944 in Auschwitz ermordet. Das Motto der Kundgebung lautet "Antisemitismus tötet - gestern wie heute. Neuruppin mahnt und gedenkt der Opfer von Antisemitismus und Rassismus". Das Aktionsbündnis lädt dazu alle Menschen ein, die friedlich demonstrieren und gedenken möchten.

Ebenfalls in Neuruppin finden am 9. November 2024 um 19.30 Uhr unter dem Titel "Gegen das Vergessen" in der Klosterkirche ein Konzert und eine Lesung statt. Dabei soll an die vor 80 Jahren im Konzentrationslager Auschwitz ermordete Schriftstellerin und Lieddichterin Ilse Weber erinnert werden. Gespielt werden an diesem Abend der Liederzyklus "Ich wandre durch Theresienstadt" von Ilse Weber sowie weitere Werke jüdischer Komponist:innen. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

In Wusterhausen/Dosse wird es am 9. November 2024 um 18 Uhr eine Mahnwache auf dem Marktplatz geben. Im Anschluss daran informiert um 18.30 Uhr ein Vortrag im Wegemuseum über das Leben und Wirken der jüdischen Einwohner:innen Wusterhausens in den zurückliegenden rund 500 Jahren. Die Spurensuche gilt als aufwendig, da kaum noch schriftliche Zeugnisse zu finden sind. Rund 200 Namen jüdischen Lebens sind bekannt, aber nur wenige biografische Daten.

Auch in Wittstock/Dosse wird mit Veranstaltungen an die antisemitischen Pogrome vor 86 Jahren erinnert. Den Auftakt bildet am Freitag, 8. November 2024, um 18 Uhr ein Konzert in der Heilig-Geist-Kirche. Das Bündnis "Wittstock bekennt Farbe" und die Gesamtkirchengemeinde Wittstock laden gemeinsam zu jiddischen Liedern und Geschichten ein - gespielt, gesungen und erzählt von Olaf Ruhl. Es wird damit an jüdische Lebenswelten erinnert, die die Nationalsozialist:innen auslöschen wollten. Das Programm wird im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben" vom Landkreis unterstützt und gefördert.

Tags darauf, am 9. November 2024, erinnern Schüler:innen der Polthier-Oberschule und des Städtischen Gymnasiums Wittstock im Turm der St.-Marien-Kirche an die Terrorakte. Von dort wird nach dem Beginn um 17 Uhr ein Kerzenweg zum Jüdischen Friedhof (Am Rosenplan) führen. Kerzen und Blumen sind bereits vor Ort, Männer sollten auf dem Friedhof eine Kopfbedeckung tragen. Zum Abschluss ist ein gemeinsames Gedenken an den Stolpersteinen auf dem Wittstocker Marktplatz geplant. Die Stolpersteine markieren die Wohnorte von jüdischen Familien in der Zeit der Nazi-Diktatur. Das Bündnis "Wittstock bekennt Farbe" lädt alle Wittstocker:innen ein, sich den Gedenkveranstaltungen anzuschließen.

Wie in jedem Jahr wird es wieder in Rheinsberg einen Gedenkspaziergang der Rheinsberger Friedensrunde geben, der diesmal am Sonntag, 10. November 2024, um 17 Uhr beginnt. Treffpunkt ist vor dem Gebäude in der Schlossstraße 9, am Stolperstein für Ida Hirschfeld. Danach geht es weiter zur Ecke Berliner Straße/ Poststraße, wo mit einer Gedenktafel an das Leben und den Tod von Herrn Dr. Weidauer erinnert wird, der in Buchenwald inhaftiert war. Weiter folgt der Spaziergang den Stolpersteinen in der Berliner Straße und endet auf dem Rheinsberger Kirchplatz mit einer kleinen Kundgebung.

Stolpersteine am Neuruppiner Schulplatz. Mit den im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln soll an die Schicksale der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. © LK OPR