Stadt Nürnberg

07/04/2024 | Press release | Distributed by Public on 07/04/2024 02:06

„The Art of Remembrance“ –Die Biennale di Venezia zu Gast in Nürnberg

"The Art of Remembrance - Die Kunst des Erinnerns": Unter diesem Titel richtet das Segment #1 in der Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände, Bayernstraße 100, den Fokus zwischen Freitag, 5. Juli, und Sonntag, 21. Juli 2024, auf künstlerische Positionen aus den Bereichen Klangkunst, visuelle Kunst, Film und Performance. Erstmals kooperiert die Stadt Nürnberg dabei mit dem Deutschen Pavillon der Biennale Arte di Venezia und dem als Kommisar für den Deutschen Pavillon zuständigen ifa - Institut für Auslandsbeziehungen e. V. Die am Nürnberger Ausstellungsprojekt beteiligten Künstlerinnen und Künstler - Louis Chude-Sokei, Michael Akstaller, Jan St. Werner, Yael Bartana und Ersan Mondtag - haben unter anderem unter der Kuration von Çağla Ilk den diesjährigen deutschen Beitrag zur 60. Biennale Arte di Venezia, der international bedeutsamsten Ausstellung zeitgenössischer Kunst, gestaltet. Dieser Beitrag umfasste erstmals auch die Laguneninsel La Certosa.

"Venedig und Nürnberg sind aus kunsthistorischer Perspektive eng miteinander verknüpft. Dass wertvolle Impulse aus Nürnbergs Partnerstadt im Rahmen einer Zusammenarbeit zwischen dem Geschäftsbereich Kultur der Stadt Nürnberg und dem Deutschen Pavillon der 60. Biennale von Venedig für die künftige kulturelle und künstlerische Nutzung der Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände ausgehen, zeigt deutlich auf, welche übergeordnete Relevanz Nürnbergs Vorhaben besitzt, diesen nie vollendeten Bau einer erweiterten und intensiven kulturellen Nutzung zuzuführen", so Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner.

"Die Ausweitung der deutschen Pavillon-Idee auf die Insel La Certosa bietet eine einzigartige Kulisse. Die Bedeutung der Wahl dieses Orts liegt in seiner Rolle bei der Deterritorialisierung des Konzepts der nationalen Zugehörigkeit. Symbolisch stellt die Insel eine Abkehr von konventionellen Raumvorstellungen dar und dient als neuer Pavillon, der hierarchische Strukturen und architektonische Beschränkungen in Frage stellt. Dies könnte ein Modell sein, wenn wir über das Reichparteitagsgelände nachdenken. Die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Michael Akstaller und Jan St. Werner scheint eine multidimensionale Erforschung von Raum und Wahrnehmung zu ermöglichen. Es ist eine Erkundung, wie verschiedene Formen, Klänge und Ästhetiken nahtlos ineinander übergehen können, um ganz eigene Geschichten zu erzählen", betont Çağla Ilk, Kuratorin des Deutschen Pavillons auf der 60. Biennale Arte di Venezia.

Zentrale Position der Ausstellung in Nürnberg ist die im Rahmen der Nürnberger Bewerbung um den Titel Europäische Kulturhauptstadt 2025 entstandene Klangerkundung "Sometimes You Just Have to Give it Your Attention", die von Michael Akstaller und Jan St. Werner initiiert und von dem in Nigeria geborenen Schriftsteller und Wissenschaftler Louis Chude-Sokei kuratiert wurde. Es ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit den Architekturen des Nationalsozialismus auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände, die nun in Nürnberg erstmals öffentlich präsentiert wird.

Louis Chude-Sokei, Michael Akstaller und Jan St. Werner zählen gemeinsam mit Robert Lippok, Nicole L'Huillier, Yael Bartana und Ersan Mondtag zu jener Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern, die die Kuratorin Çağla Ilk eingeladen hat, Teil der 60. Biennale di Venezia zu sein und den diesjährigen deutschen Beitrag zur international bedeutendsten Kunstausstellung zu verantworten. Unter dem Titel "Thresholds" ("Schwellen") werden derzeit in Venedig Arbeiten zu den Topoi Historie und Zukunft vorgestellt und aus der Perspektive verschiedener künstlerischer Positionen erzählt.

"The Art of Remembrance" nimmt in der Kongresshalle die Historie des Deutschen Pavillons in den venezianischen Giardini in den Fokus. Zunächst 1909 als Bayerischer Pavillon erbaut, wurde dieser 1938 durch den Architekten Ernst Haiger im Sinne der nationalsozialistischen Architekturästhetik überformt und stellt als Gebäude eines heroischen Klassizismus bis heute eine inhaltliche und ästhetische Herausforderung dar. Ausgewählte Positionen künstlerischer Reflexion auf dieses architektonische Erbe sind im Segment #1 flankierend zu den künstlerischen Positionen des Jahres 2024 präsent - Joseph Beuys' "Straßenbahnhaltestelle" (1976), Hans Haackes "Germania" (1993), Isa Genzkens "Oil" (2007), Christoph Schlingensiefs "Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir" (2011), Anne Imhofs "Faust" (2017) und nicht zuletzt Maria Eichhorns "Relocating a Structure", eine künstlerische Intervention, die 2022 die baulichen Strukturen des Pavillons vor der Überformung durch die Nationalsozialisten freilegte und insofern Schichtungen des Erinnerns sichtbar werden ließ.

"The Art of Remembrance" thematisiert mit Ausstellung, Konzert, Lecture und Artist Talk im Segment #1 der Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände die Möglichkeiten des Erinnerns für die Gegenwart und Zukunft. Mit Blick auf die zukünftige erweiterte kulturelle Nutzung der Kongresshalle entstehen so perspektivische Schnittmengen. Wie der Deutsche Pavillon, so ist das bauliche NS-Relikt Kongresshalle ein Gebäude, das gerade mit Blick auf Erinnerungskultur von nationaler Bedeutung ist. "The Art of Remembrance" macht deutlich, welches Potenzial den Künsten an diesem Ort im Sinne einer zukunftsgerichteten Erinnerungskultur zugeschrieben werden kann.

Kongresshalle
Die Kongresshalle ist eines der größten erhaltenen Einzelbauwerke aus der Zeit des Nationalsozialismus. Der Rohbau auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände im Südosten Nürnbergs stand - nach einer intensiven Nutzung als Lagerfläche - in den vergangenen Jahren größtenteils leer. Nun werden Teilstücke des unvollendeten Monumentalbaus dauerhaft für eine Kunst- und Kulturnutzung erschlossen. Mit den Ermöglichungsräumen für Kunst und Kultur sowie einer Spielstätte für das Staatstheater Nürnberg schafft die Stadt Nürnberg in der Kongresshalle einen neuen, einzigartigen Kulturort, der Aspekte der Erinnerungskultur und der Künste aufs Engste miteinander verbindet.

Die Sparten Musiktheater, Ballett und Konzert des Staatstheaters Nürnberg werden während der Sanierung des Opernhauses am Richard-Wagner-Platz in der Kongresshalle eine Heimat auf Zeit finden, wo sie proben und auftreten können. Für die Ermöglichungsräume werden vier der insgesamt 16 Segmente des Kongresshallen-Rundbaus umgebaut. Dort entstehen mehr als 7 000 Quadratmeter an Produktions- und Präsentationsflächen für Künstlerinnen und Künstler der freien Szenen. Die umfangreiche Förderung eines der größten Kulturbauvorhaben in Deutschland seitens des Bundes und des Freistaats Bayern unterstreichen die Bedeutung des Vorhabens.

Alle Informationen zur künftigen kulturellen Nutzung der Kongresshalle unter:
www.nuernberg.de/internet/kongresshalle/

Segment #1
Ein Teil der Räume des Kongresshallen-Rundbaus ist bereits jetzt für unterschiedliche Veranstaltungsformate alles Sparten geöffnet: Das Segment #1 ist eine frei bespielbare, neutrale Fläche, die mit jedem neuen künstlerischen Ereignis neu interpretiert werden kann. Die Reihe der Veranstaltungen in Segment #1 zeigt damit exemplarisch die Potenziale, die mit den Ermöglichungsräumen für die Produktion und Präsentation von Kunst und Kultur in der Kongresshalle erwachsen können.

Das gesamte Jahresprogramm 2024 im Segment #1 unter:
www.nuernberg.de/internet/kongresshalle

Veranstaltungsprogramm "The Art of Remembrance"
Die Ausstellung "The Art of Remembrance" wird durch ein umfangreiches Begleitprogramm flankiert. Nach der Eröffnung am Freitag, 5. Juli, kommt es zu einer Reihe von Gesprächen mit den Künstlerinnen und Künstlern, die die diesjährige Biennale und die Nürnberger Kongresshalle mit ihren Arbeiten bereichern. Das Künstlergespräch mit Michael Akstaller und Jan St. Werner findet im Heizhaus statt, wo Akstaller auch ein Atelier unterhält. Des Weiteren sind Vorträge, Filmpräsentationen und Kuratorenrundgänge durch die Ausstellung im Segment #1 vorgesehen. Persönlich zu Gast in Nürnberg sind darüber hinaus die Künstlerin Yael Bartana, der Künstler Ersan Mondtag, die Kuratorin des deutschen Pavillons in Venedig 2024, Çağla Ilk, sowie Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig in Köln.

Freitag, 5. Juli, 18 Uhr:
Vernissage im Segment #1 mit Grußworten von Marcus König, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Prof. Dr. Julia Lehner, Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg, und Prof. Dr. Dr. Ulrich Raulff, Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen. Den Einführungsvortrag hält Çağla Ilk, Kuratorin des Deutschen Pavillons der 60. Biennale di Venezia.

Samstag, 6. Juli, 15 Uhr:
Artist Talk I - Arbeiten für La Certosa. Michael Akstaller und Jan St. Werner im Gespräch mit Çağla Ilk im Heizhaus in der Wandererstraße 89.

Samstag, 6. Juli, 19 Uhr:
Artist Talk II - Der Deutsche Pavillon. Çağla Ilk, Michael Akstaller und Jan St. Werner im Gespräch, welches von Michael Husarek, Chefredakteur der Nürnberger Nachrichten, moderiert wird und im Segment #1 stattfindet.

Sonntag, 7. Juli, 14 Uhr und 16 Uhr:
Kuratorenführung durch die Ausstellung im Segment #1 und Führung durch die Kongresshalle. Hierfür müssen Interessierte sich unter [email protected] anmelden.

Montag, 15. Juli, 19 Uhr:
Präsentation des Films "Relocating a structure" von Maria Eichhorn sowie ein Vortrag von Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig in Köln und Kurator des Deutschen Pavillons 2022, im Segment #1.

Samstag, 20. Juli, 12 Uhr:
Artist Talk III - Çağla Ilk im Gespräch mit Yael Bartana und Ersan Mondtag im Segment #1.

Anfahrt Segment #1
Das Segment #1 ist mit dem ÖPNV bequem erreichbar. Die Haltestelle "Doku-Zentrum" an der Kongresshalle wird von den Straßenbahnlinien 6, 8 und 10 bedient wie auch durch die Buslinien 36, 45, 65. Für PKW besteht die Möglichkeit der Nutzung des Parkplatzes "Doku-Zentrum" an der Bayernstraße 100. Der Weg zum Ausstellungsraum ist ausgeschildert. js

Biografien der beteiligten Künstlerinnen und Künstler sind hinterlegt unter:
www.deutscher-pavillon.org