11/05/2024 | Press release | Distributed by Public on 11/05/2024 07:38
Gemeinsame Meldung von Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) und Uni Kiel
Im Rahmen des Projekts "Sport für alle - Sport mit Geflüchteten" des Landessportverbandes Schleswig-Holstein (LSV), das seit 2015 in Schleswig-Holstein läuft, hat eine aktuelle Evaluationsstudie von Jonathan Syring, Doktorand am Institut für Sportwissenschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), Wirkungslogik und Gelingensfaktoren anhand von zehn Interviews mit Integrationslots*innen transparent und nachvollziehbar beschrieben. Die Abteilung "Integration durch Sport" (IdS) im LSV verfolgte mit der Evaluation das Ziel, wichtige Erkenntnisse zur Wirksamkeit und zur (Weiter-)Entwicklung des Projektes zu gewinnen und beauftragte Jonathan Syring mit der Erstellung der Studie.
Integrationslots*innen als Schlüsselpersonen für Integration
Eine zentrale Rolle im Projekt spielen die Integrationslots*innen im Sport, die als wichtige Vermittler*innen zwischen Geflüchteten bzw. Menschen mit Migrationshintergrund sowie den Sportvereinen fungieren. Sie unterstützen Geflüchtete nicht nur beim Zugang zu den Sportangeboten, sondern helfen auch, sprachliche und kulturelle Hürden zu überwinden. "Die Arbeit der Integrationslots*innen ist ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg dieses Projektes", betont Syring. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen den Integrationslots*innen und den Sportvereinen wird angestrebt, dass Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund aktiv in die Vereinsarbeit eingebunden werden. Dies trägt maßgeblich dazu bei, dass nicht nur eine Integration in den Sport, sondern auch eine Integration durch den Sport stattfindet, indem soziale Kontakte geknüpft und der Weg in die Gesellschaft geebnet werden.
Projekt hat Impact auf Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund
Sport bietet zahlreiche Möglichkeiten, Brücken zu bauen. Die Teilnahme an Sportkursen und Aktivitäten wie Fußballturnieren oder Schwimmkursen sowie die individuelle Unterstützung durch die Integrationslots*innen stärken das Selbstbewusstsein der Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund. Darüber hinaus ist ein positiver Einfluss für die kulturelle Verständigung und die Integration durch Sport zu erwarten. Die Studie beschreibt erstmalig aus der Sicht der Integrationslots*innen, wie Prozesse im Projekt ablaufen. Dabei werden die in der folgenden Grafik dargestellten Kategorien differenziert anhand der Inhalte der Interviews beschrieben. Die Evaluationsstudie zeigt, dass durch den Sport nicht nur kulturelle Barrieren überwunden werden, sondern auch die berufliche und gesellschaftliche Teilhabe erleichtert wird.
Herausforderungen bleiben
Trotz der Projekterfolge gibt es auch Herausforderungen. In der Evaluationsstudie wird hervorgehoben, dass eine langfristige finanzielle Absicherung des Projekts erforderlich ist. Integrationslots*innen beklagen, dass ihre Arbeit häufig auf unsicherer finanzieller Planung basiert und zudem durch "bürokratische Herausforderungen" gebremst wird. Um den langfristigen Erfolg des Projekts zu gewährleisten, ist daher aus ihrer Sicht eine stabile Finanzierung unabdingbar. Neben den Herausforderungen bei der strukturellen und organisatorischen Umsetzung des Projektes sehen sich die Integrationslots*innen zu ihrem Bedauern zum Teil mit Integrationshemmnissen und gesellschaftlichen Vorbehalten in ihrer Arbeit konfrontiert.
Studie als Grundlagenforschung mit Impulsen für die Zukunft
Im Mai 2024 veröffentlichte der LSV die Studie "Der Wert des Sports im Sportland Schleswig-Holstein - Wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte". Prof. Dr. Jens Flatau und Dr.in Finja Rohkohl vom Institut für Sportwissenschaft der CAU stellten fest, dass noch nicht ausreichend empirisch gesichert ist, welchen Beitrag der Sport zur Bewältigung von zuwanderungsbedingten Herausforderungen leistet. Dazu sagt Dr.in Finja Rohkohl: "Sportvereine bieten das Potenzial, zu Orten der Begegnung und des Miteinanders zu werden, an denen Menschen sich willkommen, angekommen und geborgen fühlen können. Doch die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in Sportgruppen gelingt nicht von selbst - sie erfordert gezielte Anstrengungen und strategische Ansätze. Inwiefern der Sport dazu beitragen kann, migrationsbedingte Herausforderungen unserer Gesellschaft zu bewältigen, ist eine komplexe Frage der Sportwissenschaft, die noch weiterer Forschung im (inter-)nationalen Raum bedarf."
Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass das Projekt "Sport für Alle - Sport mit Geflüchteten" ein sehr wirkungsvolles Instrument für eine erfolgreiche Integrationsarbeit ist und die integrative Kraft des Sports verdeutlicht. Aufgrund der mit Praktiker*innen geführten Interviews fungiert die Studie als Grundlagenforschung im Forschungsfeld "Migration und Sport". Zukünftig sind nach Ansicht des Autors weitere Untersuchungen erforderlich, um Projekte zu evaluieren und die Wirkung solcher Initiativen auf die Gesellschaft zu prüfen. Die Erkenntnisse aus der Evaluationsstudie sollen beim LSV nun dafür genutzt werden, um das Projekt weiterzuentwickeln und langfristig erfolgreich fortzuführen.
Text: Stefan Arlt