Helios Kliniken GmbH

02/28/2022 | Press release | Distributed by Public on 02/28/2022 06:47

Sehnenscheidenentzündung und Rhizarthrose erklärt

Dr. Nicky Schettler, Leitender Oberarzt der Handchirurgie im Helios Klinikum Erfurt, stellt zwei besonders häufige Erkrankungen vor.

Sehnenscheidenentzündung als Berufskrankheit

Über- oder Fehlbelastung der Muskulatur kann zu einer Sehnenscheidenentzündung führen | Foto: Canva

Sehnen verbinden Knochen und Muskeln miteinander. Zieht sich ein Muskel zusammen, so bewegt die Sehne den mit ihr verbundenen Knochen. Dieses Konstrukt taucht an verschiedenen Stellen des Körpers auf. Die Sehnen sind von schützenden Hüllen aus Bindegewebe und einer gleitenden Flüssigkeit umgeben, den so genannten Sehnenscheiden. "Sie befinden sich immer auf Höhe von Gelenken, also genau dort, wo Bewegungen stattfinden", so Dr. Nicky Schettler. Eine Über- oder Fehlbelastung der Muskulatur und chronische Vorerkrankungen wie Gicht beziehungsweise Rheuma können zum Anschwellen der Sehne und zur Entzündung der Sehnenscheide führen: Betroffene fühlen den Schmerz und sehen die Anschwellung. Das ist ein ganz klares Anzeichen für eine akute Sehnenscheidenentzündung, medizinisch Tendovaginitis.

Sehnenscheidenentzündungen äußern sich jedoch nicht nur in Form von Schwellungen und Schmerzen, auch Knirschen bei Bewegung, Rötungen und Morgensteifigkeit geben einen Hinweis auf eine vorliegende Erkrankung. "Es handelt sich um ein recht häufiges Krankheitsbild, dem ich mehrfach in der Woche während meiner Sprechstunde begegne", so Dr. Nicky Schettler. "Bei richtiger Behandlung heilt die Entzündung jedoch nach einigen Tagen wieder ab. Schwierig wird es, wenn es zur Chronifizierung, und damit zu Dauerschmerzen bei anhaltendem Reiz kommt, was unbedingt vermieden werden sollte".

Eine besondere Veranlagung haben Kellner, Friseure und Personen mit Bildschirmarbeitsplätzen.

Dr. Nicky Schettler, Leitender Oberarzt der Handchirurgie | Helios Klinikum Erfurt

Welche Ursachen führen zur Sehnenscheidenentzündung?

Kellner:innen neigen häufiger zu einer Sehnenscheidenentzündung | Foto: Canva

Eine Sehnenscheidenentzündung kann verschiedene Ursachen haben. Meist sind wiederkehrende monotone Bewegungen Auslöser der Beschwerden. Überwiegend tritt die Sehnenscheidenentzündung bei bestimmten Berufsgruppen auf. "Eine besondere Veranlagung haben Kellner, Friseure und Personen mit Bildschirmarbeitsplätzen", so der Leitende Oberarzt. Das komme daher, dass diese Personen meist eine wiederkehrende, angewinkelte und angespannte Handbewegung während ihres Arbeitsalltags ausführen. "Von einer Sehnenscheidenentzündung betroffene Patient:innen können ihre Hand nur unter Schmerzen bewegen, was die Ausübung ihres Berufes stark einschränkt", so Dr. Schettler. Seine Tipps zur Vorbeugung einer Sehnenscheidenentzündung: Häufiges Wechseln der Art einer Bewegung und das Achten auf eine flache Tastatur und eine ergonomisch geformte PC-Maus bei Arbeiten im Büro.

Diagnose und Therapie der Tendovaginitis

"Erhält man die Diagnose einer Sehnenscheidenentzündung, kommen konservative oder aber auch operative Therapiemaßnahmen infrage.

Konservativ bedeutet hier eine temporäre Ruhigstellung über ein bis zwei Wochen mit entsprechender Entlastung des entsprechenden Gelenkes. "Bei einer leichten Form der Sehnenscheidenentzündung empfehle ich meinen Patient:innen die betroffene Hand zu schonen und gegebenenfalls mit einer Schiene oder einem festen Verband ruhig zu stellen. Darüber hinaus helfen Ultraschalltherapien mit entzündungshemmenden Salben, die Injektion von Cortison und die Einnahme entzündungs- und schmerzlindernder Medikamente."

In schweren Fällen muss hingegen operiert werden. "Eine Operation erachte ich als sinnvoll, wenn die konservative Behandlung gescheitert ist. Dies erfolgt im Regelfall ambulant und in örtlicher Betäubung. Der operative Eingriff umfasst die Entfernung der entzündlich veränderten Sehnenscheide", so der erfahrene Handchirurg. Etwa zwei Wochen nach Operation kann das Handgelenk wieder belastet werden.

Bei einer leichten Form der Sehnenscheidenentzündung empfehle ich meinen Patient:innen die betroffene Hand zu schonen und gegebenenfalls mit einer Schiene oder einem festen Verband ruhig zu stellen.

Dr. Nicky Schettler, Leitender Oberarzt der Handchirurgie | Helios Klinikum Erfurt

Rhizarthrose betrifft 30 Prozent aller Frauen

Etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung erkranken in ihrem Leben an einer so genannten Rhizarthrose. Dabei handelt es sich um einen Gelenkverschleiß (Arthrose) des Daumensattelgelenkes.

Dieses Gelenkleiden entsteht zwischen Daumen und Handwurzel und stört die Gesamtfunktionalität der Hand maßgeblich. "Im Vordergrund stehen bei einer Rhizarthrose Schmerzen bei Greifbewegungen mit daraus resultierender Verringerung der Haltekraft und erheblichen Einschränkungen der Feinmotorik", erklärt Dr. Nicky Schettler, Leitender Oberarzt der Handchirurgie im Helios Klinikum Erfurt.

Ursachen Rhizarthrose

Am häufigsten sind Frauen von Rhizarthrose betroffen | Foto: Canva

Selten ist die Rhizarthrose keineswegs. Mindestens zwei Tage in der Woche sind beim Thüringischen Maximalversorger Operationen von Daumensattelgelenken vorbehalten. Meist sind Frauen betroffen - etwa 30 Prozent aller Frauen erkranken nach dem 50. Lebensjahr an einem solchen Gelenkverschleiß am Daumen.

Ursachen können die Menopause und einhergehende hormonelle Schwankungen sein. Übergewicht und Adipositas erhöhen das Erkrankungsrisiko zusätzlich. "Hand- und Schwerstarbeiter:innen erkranken übrigens seltener an einer Rhizarthrose, da eine starke Muskulatur schützend auf das Daumensattelgelenk wirkt", so Dr. Schettler.

Im Vordergrund stehen bei einer Rhizarthrose Schmerzen bei Greifbewegungen mit daraus resultierender Verringerung der Haltekraft und erheblichen Einschränkungen der Feinmotorik.

Dr. Nicky Schettler, Leitender Oberarzt der Handchirurgie im Helios Klinikum Erfurt | Foto: Helios

Wie erfolgt die Behandlung?

Treten Schmerzen bei Greifbewegungen auf oder verschlechtert sich die Feinmotorik erheblich, empfiehlt sich die Vorstellung beim Handchirurgen. Durch eine gezielte klinische Untersuchung stellt er eine klare Diagnose. Anhand dieser Diagnose werden im Anschluss Behandlungsmöglichkeiten mit den Patient:innen besprochen. Hier unterscheiden Expert:innen zwischen konservativen und operativen Methoden. Die Behandlungsmethode wird individuell an Stadium der Arthrose, Konstitution des Patienten und nicht zuletzt dessen Anspruch angepasst. So kommen beim professionellen Gitarristen oder Tennisspieler sicher andere Behandlungsmethoden zur Anwendung wie bei der Bürokraft oder dem Mathematiklehrer im Ruhestand.

Konservativ

Bei einer konservativen Behandlung wird das Gelenk ruhiggestellt oder mit zentrierenden Bandagen fixiert. Eine angelegte Schiene (Orthese) und schmerz- bzw. entzündungshemmende Medikamente fördern den Genesungsprozess zusätzlich. Auch die Behandlung der Gelenkinnenhaut mit radioaktiven Substanzen (Radiosynoviorthese -kurz RSO) und Cortison-Injektionen gehören zu den konservativen Behandlungsmöglichkeiten. "In den Anfangsstadien können diese Maßnahmen sehr hilfreich sein und sie sollten aus meiner Sicht auch immer der erste Behandlungsansatz sein", so der Leitende Oberarzt der Handchirurgie.

Operativ

Führt der konservative Therapieansatz nicht zum erwünschten Erfolg sind operative Therapieoptionen insbesondere im fortgeschrittenen Stadium der Rhizarthrose oft unumgänglich. Aus dem weiten Spektrum der operativen Therapieoptionen, welche vom arthroskopischen Debridement (Gelenkspiegelung), der Denervierung des Daumensattelgelenkes (Durchtrennung des schmerzleitenden Nerven) über Gelenkresektion und Sehnenstabilisation ("Bio-Gelenkersatz") bis hin zum künstlichem Gelenkersatz reichen.

Der Handchirurg betrachtet die persönliche und individuelle Situation des Patienten und wählt die angepasste Behandlungsmethode mit der entsprechenden Nachbehandlungszeit aus.

Kann ich einer Rhizathrose vorbeugen?

Ja, durch Reduktion individueller Risikofaktoren. Dazu zählen

  • der Verzicht auf Nikotin,
  • eine ausgewogene Ernährung,
  • Gewichtsreduktion und ein
  • richtiges Maß an körperlicher Aktivität.

Mangelnde körperliche Aktivität führt zu einer Unterversorgung des Knorpels, da dieser seine Mikronährstoffe aus der Gelenkflüssigkeit bezieht. Der Knorpel ist demnach darauf angewiesen, dass das Gelenk zur "Knorpeldurchwalkung" bewegt wird. Das bewährte Motto bei Arthrose lautet: "Bewegung ja, Belastung nein."