WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

22/07/2024 | Press release | Archived content

Erklärung – Aids bis 2030 beenden: Wir können das Versprechen halten

25. Internationale Aids-Konferenz
Ministerielle Satellitenveranstaltung:
Das Versprechen einer Beendigung von Aids und der Epidemien von Virushepatitis und sexuell übertragbaren Infektionen in Osteuropa und Zentralasien einlösen
Eröffnungsansprache von Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa

22. Juli 2024

Exzellenzen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

guten Abend.

Diese Konferenz erinnert uns daran, wie weit wir im Kampf gegen Aids gekommen sind.

Die medizinischen Fortschritte sind geradezu außergewöhnlich.

Hier, in der Europäischen Region der WHO, erhalten mehr Menschen als je zuvor eine lebensrettende Behandlung und bringen diese zu Ende.

Immer mehr Menschen nehmen zum Schutz vor einer HIV-Infektion eine Präexpositionsprophylaxe.

Wir haben viel, worauf wir stolz sein können.

Dennoch sehen wir in der gesamten Europäischen Region noch immer einen klaffenden Abgrund der Ungleichheiten.

Immer noch erhalten in Osteuropa und Zentralasien die Hälfte aller mit HIV lebenden Menschen keine antiretrovirale Therapie.

Dies ist ein Anstieg von 49 % seit 2010 - in einer Region, in der die Zahl der HIV-Neuinfektionen weltweit mit am stärksten steigt.

Wir müssen diese Menschen wirksamer erreichen.

Ich komme nun zum Thema Tuberkulose - der führenden Todesursache unter Menschen mit HIV.

Hier in der Europäischen Region sind wir immer noch nicht auf der Höhe der Zeit. Immer noch erreichen wir die Menschen nicht rechtzeitig mit Diagnose und Behandlung, auch wenn diese weitgehend verfügbar sind.

Immer noch lassen wir es zu, dass Menschen einen unwürdigen Tod sterben.

Auch Hepatitis B zeichnet sich als eine führende Todesursache ab, vergleichbar mit Tuberkulose.

Die erfreuliche Nachricht lautet, dass die Europäische Region der WHO einer wirksamen Bekämpfung der Krankheit durch Impfungen im Kindesalter näher gekommen ist.

Aber wir sind noch weit von ihrer Eliminierung entfernt.

Denn viele Menschen können sich die Diagnoseverfahren für Hepatitis einfach nicht leisten. Und nicht alle Länder stellen flächendeckend Tests, Diagnosen und Therapien zur Verfügung.

Die heutige Sitzung wird sich auch mit der Zunahme sexuell übertragbarer Infektionen befassen.

In der Europäischen Region zeigen die Daten einen besorgniserregenden Anstieg von Syphilis, Gonorrhö und Chlamydien.

Überdies weist die Gonorrhö eine alarmierende Antibiotikaresistenz auf.

(PAUSE)

Sehr geehrte Damen und Herren,

Unsere Kollegen von UNAIDS haben uns heute Morgen die hervorragende Nachricht überbracht, dass wir trotz der aktuellen Herausforderungen Aids bis 2030 beenden können, wenn die Verantwortlichen JETZT handeln.

Wir können dieses Versprechen halten - und im gleichen Zeitraum auch die Epidemien von Virushepatitis, sexuell übertragbaren Infektionen und Tuberkulose stoppen.

Durch beschleunigte Finanzspritzen zur Reduzierung neuer HIV-Infektionen.

Durch innovative, moderne HIV-Programme, die unwirksame und überholte Programme ersetzen.

Und letztendlich, indem wir die Menschen an vorderste Stelle setzen.

Indem wir den Menschen sichere Räume für den Zugang zu Leistungen bieten. Indem wir die Stigmatisierung überwinden. Indem wir regelmäßige Tests zur Normalität machen. Und indem wir für ein mitfühlendes und inklusives öffentliches Gesundheitswesen sorgen, das nicht auf Strafen setzt.

Außerdem müssen wir dringend die Vorsorgeuntersuchungen und Diagnosen im Bereich Hepatitis ausweiten, um die Menschen zu erreichen, die sie brauchen.

Ferner brauchen wir eine rasche Ausweitung von Tests und Therapien für Tuberkulose und sexuell übertragbare Infektionen.

Wir haben die Medikamente, die Instrumente und die Technologien für all diese Krankheiten.

Außerhalb dieses Saals, in der Fotoausstellung von WHO/Europa, können Sie die inspirierenden Geschichten verschiedener Menschen lesen, die mit HIV leben.

Vor allem die Worte von Lisa aus der Ukraine, die mit dem Virus geboren wurde, sind mir im Gedächtnis geblieben.

Sie sagte: "Ich glaube, dass wir in einer inklusiven Welt leben können, in der alle Menschen mit Respekt, Würde und Gerechtigkeit behandelt werden, unabhängig davon, wen wir lieben, wie wir unser Geschlecht definieren oder welche Diagnosen wir haben."

Die heutige Präsenz so vieler Regierungen und politischer Entscheidungsträger zeigt, dass wir auf Lisas Appell reagieren können. Wir können es über die Ziellinie schaffen.

Es liegt an uns.

Lassen Sie mich Deutschland, unserem Gastgeber in dieser Woche, für seine internationale Führungsrolle im Kampf gegen Aids danken. Frau Parlamentarische Staatssekretärin Dittmar, vielen Dank an das Bundesgesundheitsministerium für die partnerschaftliche Zusammenarbeit.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.